Wohnungen in Stuttgart sind knapp – und teuer. Um diese Wohnungskrise zu entschärfen, macht jetzt ein ungewöhnlicher Vorschlag die Runde: Man könnte doch auch auf dem Neckar wohnen, in Hausbooten. Berlin und Hamburg machen das längst vor.

Stuttgart - Hamburg hat sie, Berlin noch mehr und Amsterdam sowieso: Hausboote als unkonventionellen und erschwinglichen Wohnungsersatz. Und Stuttgart? Stuttgart hat bekanntermaßen viel zu wenige Wohnungen an Land. „Auch bei uns sind Hausboote durchaus denkbar und könnten eine reizvolle Alternative zum konventionellen Wohnen darstellen“, sagt Volker Gerstenmaier vom auf Immobilien spezialisierten Bankhaus Ellwanger & Geiger. Was sich am Donnerstag bei der Vorstellung des hauseigenen Immobilienmarktberichts zunächst wie ein gelungener Werbegag anhörte, hat als Idee durchaus bereits eine gewisse Substanz. „Wir haben das noch nicht zu Ende recherchiert, aber wir haben von sämtlichen Behörden, mit denen wir gesprochen haben, gesagt bekommen, dass Hausboote auch auf dem Neckar möglich wären, wenn bestimmte Anforderungen wie zum Beispiel technische Erschließung und An- und Abfahrtsmöglichkeiten erfüllt sind“, sagt Gerstenmaier.

 

Auch das Gewässeramt konnte sich demnach sofort mit der Idee anfreunden. Als potenzielles Standortgebiet benennt Gerstenmaier das Neckarteilstück zwischen Hafen und Mühlhausen. „Was so ein Liegeplatz kosten würde, wissen wir natürlich nicht“, sagt er. Das sei dann Sache der Stadt.

Stein ins Wasser geworfen

Man habe angesichts der begrenzten Bauflächen gedacht, sich auch einmal mit ungewöhnlichen Konzepten zu beschäftigen und deshalb den Stein ins Neckarwasser geworfen – in der Hoffnung, dass die Idee Kreise zieht. „Werbeagenturen haben uns sofort gesagt, es wäre toll, wenn man auf dem Wasser wohnen könnte“, so der Banker. Möglicherweise hat das Thema auch das Zeug, zum Knaller im Oberbürgermeisterwahlkampf zu werden.Bis auf Weiteres müssen sich allerdings alle, die eine Immobilie kaufen möchten oder eine Wohnung zur Miete suchen, zur Decke strecken und mit dem knappen Angebot leben. Laut Ellwanger & Geiger ist die Kaufnachfrage ob der Finanzkrise und dem wachsenden Wunsch nach Sicherheit in Betongold unverändert groß. Die Preise sind im ersten Halbjahr zwar langsamer gestiegen, sie haben sich aber weiterhin um fünf bis zehn Prozent nach oben entwickelt. Eine Immobilienblase sieht das Bankhaus in Stuttgart nicht. Allerdings wird die extreme Preisentwicklung bei Mehrfamilienhäusern aus Renditesicht durchaus kritisch gesehen.

Die Makler haben aufgrund der hohen Nachfrage das Problem, weniger Objekte als bisher anbieten zu können. „Selbst Scheidungspaare und Erbengemeinschaften überlegen, ob sie statt zu verkaufen lieber eine Grundstücksgemeinschaft bilden und die Immobilie behalten“, sagt Volker Gerstenmaier. Die Ansprüche der Käufer seien aber weiterhin sehr hoch. „Es wird nicht hysterisch alles gekauft, was auf dem Markt ist“, betont der Immobilienberater Friedwalt Böhm.

Immobilienpreise und Mieten steigen

Stuttgart:
Nach Beobachtungen des Bankhauses Ellwanger & Geiger lassen der anhaltende Trend und die Finanzkrise die Immobilienpreise und Mieten in den Städten weitersteigen. In Stuttgart erzielen Objekte in begehrter Halbhöhenlage neue Höchstpreise von bis zu 11 000 Euro für den Quadratmeter und bis zu 18 Euro Miete pro Quadratmeter. Die Preisspanne für Häuser reicht von 600.000 bis 3,5 Millionen Euro. Einige Stadtbezirke entwickeln sich allerdings gegen den Trend. In Zuffenhausen, Hedelfingen, Unter- und Obertürkheim stagnieren die Preise. Einfamilienhäuser kosten dort zwischen 300.000 und einer Million Euro, die Mieten liegen zwischen 9 und 11,50 Euro.

Region:
In den Nachbarstädten lässt sich günstiger wohnen, vor allem in ländlichen Gemeinden. In der Stadt Esslingen liegen die Spitzenpreise bei 1,3 Millionen Euro fürs Einfamilienhaus und 11,50 Euro zur Miete. In Sindelfingen/Böblingen sind es bis 1,5 Millionen und bis zu 13,50 Euro. Als Geheimtipp für preiswertes Wohnen gilt das Remstal. In Fellbach und Waiblingen liegen die Preise zwischen 350.000 und 850.000 Euro für ein Haus und bis zu zehn Euro bei den Mieten