Kommt ein Wohngebiet – und wenn ja, nur mit Gewerbe? Die Einwohnerversammlung im Weil der Städter Ortsteil Hausen soll die Bewohner zum Austausch anregen. Doch von Einigkeit ist keine Spur.

Früher, da gab es in Hausen Bankfilialen, Geschäfte, einen Fußballverein und einen Friseur. Und heute? „All das haben wir nicht mehr“, so ein Hausener Bürger. „In Hausen gehen immer mehr die Lichter aus.“

 

Das zeigen auch die Zahlen, welche die Weiler Stadtverwaltung bei einer Einwohnerversammlung im kleinsten Teilort auf die Leinwand projiziert: Die Bevölkerung in Hausen wird immer älter, der Nachwuchs fehlt. 33 Plätze sind laut Bedarfsplanung für den hiesigen Kindergarten angedacht, Tendenz sinkend. Ähnlich düster zeichnet sich das Bild bei der Hausener Grundschule. Diese besuchen aktuell 28 Kinder. Sinkt diese Zahl unter 26, muss eine sogenannte Familienklasse aus den Klassenstufen eins bis vier gebildet werden. Fehlen dauerhaft Schüler, könnte das Schulamt sogar eine Schließung veranlassen. „Wir brauchen eine Aufsiedlung, sonst wird es schwierig für die Schule“, sieht auch Bürgermeister Christian Walter ein.

Wohnen und Gewerbe: Win-Win-Lösung?

Zumindest in diesem Punkt sind sich Verwaltung und Bürger während der Einwohnerversammlung einig: Hausen braucht das neue Wohngebiet dringend, um nicht irgendwann auszusterben. Uneinigkeit besteht allerdings nicht im „ob“, sondern im „wann“ und „mit was“. Denn Wohnfläche möchte die Stadtverwaltung in Hausen durchaus schaffen – dann aber als „Mischfläche“, kombiniert mit einem Gewerbegebiet. Auserkoren wurde dafür eine rund zehn Hektar große Fläche im Osten der Ortschaft, getauft „Rübenäcker“. Die Gewerbefläche braucht es in Weil der Stadt laut Rathausspitze dringend, um das strukturelle Defizit in der Haushaltskasse zu lösen. Mehr Bewohner für Hausen und mehr Gewerbeeinnahmen für die Stadt – eine Win-Win-Situation für die Verwaltung. Widerstand formierte sich trotzdem: Nach eigenen Angaben hat eine eigens gegründete Bürgerinitiative bisher 270 Unterschriften gegen das Gewerbegebiet gesammelt.

Bürger beklagen Versäumnisse der Vergangenheit

War das Ziel der jüngsten Einwohnerversammlung in Hausen eine Versöhnung dieser beiden Standpunkte, so scheint diese erst einmal in die Ferne gerückt zu sein. Frust herrscht unter den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern auch, weil sich in Sachen Wohngebiet lange nichts getan hat. „In Hausen sagt man seit 30 Jahren, wir müssen dafür sorgen, dass wir nicht aussterben“, beklagt einer der Anwesenden. Passiert sei nie etwas. „Es geht um die Substanz.“ Die Versäumnisse der Vergangenheit sieht auch die Verwaltungsspitze ein, hält an ihrem Plan einer Mischfläche als Lösung aber weiterhin fest. „Worüber wir nicht verfügen, ist eine Zeitmaschine“, so Erster Beigeordneter Jürgen Katz. Zweifel gibt es bei den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern auch daran, dass die Stadt es schaffe, tatsächlich Betriebe in ein neues Gewerbegebiet zu holen, die potente Gewerbesteuerzahler sind. Um das zu garantieren, will die Verwaltung also Vergabekriterien anwenden, wie sie auch schon bei Wohngebieten zum Einsatz kamen. „Der Spekulation, das klappt eh nicht, können wir uns nicht anschließen“, so Walter.

Mischfläche möchte man priorisieren – Wohnfläche nicht?

Besonders mit Blick auf Kindergarten und Grundschule läuft Hausen also die Zeit davon. Zügig angehen will die Verwaltung ein Wohngebiet aber offensichtlich nur in Kombination mit Gewerbefläche. Dann, so betont es Walter, sei man auch bereit, das zu priorisieren. Und nur Wohnfläche? „Es ist unrealistisch, dass wir viele Projekte hinten anstellen, um ein verhältnismäßig kleines Wohngebiet in Hausen zu entwickeln“, sagt der Bürgermeister.

Wie es mit „Rübenäcker“ weitergeht, hängt nun davon ab, ob die Eigentümer der Fläche zum Verkauf bereit wären. Erst dann würde das Thema in den Gemeinderat wandern. Aus Sicht der Verwaltung ist die Versammlung unterdes gut gelaufen: „Mit über 100 Besuchern war das Interesse sehr hoch. Die Beteiligung aus der Bürgerschaft war gut und alle hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder ihre Sicht der Dinge darzustellen“, heißt es auf Nachfrage. Anders sieht es dagegen Klaus Richter von der Bürgerinitiative: „Die Veranstaltung war für mich ein Auseinanderdriften anstatt ein Näherkommen von Stadt und Bürgern.“