Nach vielen Jahren musste die Gaststätte Hax'nwirt den Bahnhof verlassen, jetzt geht es am Feuersee weiter.

Kultur: Adrienne Braun (adr)
Stuttgart - Der Frust ist bei Jacob Vlajcic nicht zu überhören. 13 Jahre hat er mit seinem Onkel im Bahnhof den Hax'nwirt betrieben. Der Laden hatte ein treues Stammpublikum - Rentner, Geschäfts- und Wandersleute, die nach der Ankunft in Stuttgart bei ihnen einkehrten. Dann kam den beiden Stuttgart 21 ins Gehege. "Wir mussten schnell raus", erzählt Vlajcic frustriert, "und jetzt steht das Lokal schon seit acht Monaten leer." Vor zwei Monaten haben Onkel und Neffe nun ihr neues Domizil am Feuersee bezogen und die Räume des Sawadi übernommen. Dort, wo bisher asiatisch gekocht wurde, geht es nun rustikal zu mit hölzernen Sitznischen und Genremalerei im Goldrahmen. Man fühlt sich ein bisschen wie in eine gutbürgliche deutsche Gaststätte aus den sechziger Jahre zurückversetzt - mit fliederfarbenen Tischsets, Maggi im Gewürzrondell, Kunstblumen und altmodischen Tüllgardinen.

Die Karte ist deftig, Vegetarier werden den Hax'nwirt sicher nicht zu ihrer Stammkneipe ernennen, Fleischesser kommen dagegen voll auf ihre Kosten. Beim Wiener Schnitzel (12,90 Euro) werden gleich zwei Schnitzel mit einer stolzen Ladung Pommes frites serviert. Das Fleisch ist etwas durchwachsen, aber geschmacklich gut, auch die Pommes sind genau richtig - nicht zu weich und nicht zu kross. Dazu wird ein gemischter Salat gereicht mit Karottenstiften, Tomatenschnitzen, Blattsalat und einem leckeren Kartoffelsalat, auch das Dressing ist angenehm würzig.

Jacob Vlajcic will im Sommer auch noch im Freien bewirten


Das Huftsteak (12,40 Euro) ist ebenfalls ordentlich groß, es ist zart und auf den Punkt medium gebraten. Dazu gibt es zwar auch kein Gemüse, aber eine großzügige Portion schmackhafter Kräuterbutter und ebenfalls Pommes frites im Überfluss. Hungrig geht aus dem Hax'nwirt sicher niemand heraus.

Auch die Kässpätzle, die mit üppiger Zwiebelgarnitur, viel Käse und vermutlich auch reichlich Sahne auf den Tisch kommen, sind sehr gehaltvoll und auch relativ fett. Dafür sind sie mit gerade 4,90 Euro extrem günstig, so dass man sich schon fragt, ob sich solche Preise langfristig werden durchhalten lassen. Liebevolles und Selbstgemachtes kann man da freilich nicht erwarten. Der Apfelstrudel (4,90 Euro) ist denn auch einfache Fertigware, die mit einer knallgelben Kugel Vanilleeis serviert wird, mit Schokoladensauce und Sprühsahne. Eine kulinarische Meisterleistung ist das sicher nicht.

Auch wenn einige der Stammgäste nun eben mit der S-Bahn zwei Stationen weiter zum Feuersee fahren, tun sich die Betreiber noch schwer, und die Stimmung im Lokal wirkt ein wenig gedrückt. Ein paar ältere Herren sitzen einsam an ihren Tischen, man ahnt, dass sie das jeden Tag tun. Obwohl der Hax'nwirt rund um die Uhr warme Küche anbietet, wird es nicht leicht sein, an die guten Zeiten im Bahnhof anzuknüpfen, zumal rund um den Feuersee viele Restaurants sind, auch solche mit ähnlichem Profil. Der Wirt Jacob Vlajcic hofft auf den Sommer, dann will er auch noch im Freien bewirten.

Hax'nwirt, Rotebühlstraße 50, Tel. 2220391, täglich von 11 bis 24 Uhr geöffnet, durchgehend warme Küche.


Die Bewertung:


Küche**

Service***

Ambiente**

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.