Die Notunterkunft für Asylbewerber vor den Toren Heidelbergs schafft mehr Probleme als erwartet. Klagen gibt es vor allem über junge Männer aus Ex-Jugoslawien; sie sollen Mädchen teils gravierend belästigt haben. Die Polizei reagiert mit zusätzlichen Streifen.

Heidelberg - Die große Notunterkunft für Asylbewerber, die das Regierungspräsidium Karlsruhe Ende vorigen Jahres kurzfristig in der ehemaligen US-Wohnsiedlung Patrick-Henry-Village vor den Toren von Heidelberg eingerichtet hat, schafft mehr Probleme als erwartet. Die Unterkunft bietet Platz für bis zu 2000 Flüchtlinge, momentan sind in ihr 1350 Menschen untergebracht. Klagen gibt es vor allem über junge Männer aus Ex-Jugoslawien; sie stellen derzeit mit 62 Prozent das größte Kontingent der Asylbewerber im Land, entsprechend groß ist auch ihr Anteil an den Bewohnern der Heidelberger Unterkunft. Die liegt isoliert etwa zwei Kilometer vom nächsten Stadtteil Kirchheim entfernt, wo die Asylbewerber einkaufen. Ihr Weg führt sie dabei durch die Felder und das Naherholungsgebiet des Stadtteils, in dem auch ein größerer Reiterhof und eine Reitschule liegen. Junge Mädchen, die mit ihren Pferden unterwegs waren, sind nach Angaben der Polizei in den vergangenen Wochen wiederholt und teils gravierend belästigt worden.

 

Im Vordergrund standen dabei geschmacklose verbale Anmachversuche, die Männer haben die Mädchen fotografiert, in einigen Fällen haben sie den Reiterinnen auf ihren Pferden oder in einem Auto regelrecht den Weg verstellt; einmal hat eine größere Gruppe eine Kutsche zum Halten gezwungen. Es seien nur einzelne Bewohner, die unangenehm auffielen, versichert man bei der Polizei. „Aber da grenzt manches schon an Nötigung, was uns gemeldet worden ist“, erläutert der Pressesprecher des Präsidiums Mannheim.

Seit Anfang Januar hat es immer wieder Beschwerden gegeben

Am 8. Januar gab es die erste offizielle Beschwerde, seither sind immer wieder – zuletzt am Wochenende – weitere dazugekommen. Die Polizei hat reagiert: Sie hat eine eigene Dienstelle in Patrick-Henry eingerichtet, in der täglich von 7 bis 19 Uhr zwei Beamte vor Ort sind, sie hat Streifenfahrten verstärkt, und seit dem 15. Januar sind zusätzlich zwischen der Unterkunft und Kirchheim zwei- bis dreimal pro Woche Beamte der Reiterstaffel im Einsatz. Man habe den Eindruck, dass die Probleme wieder etwas am Abklingen seien, sagt Jörn Fuchs, der Vorsitzende des Stadtteilvereins. Die Polizei teilt diese Einschätzung offenbar nur bedingt. „Wir haben dort schon noch unsere liebe Not“, gesteht der Sprecher des Mannheimer Präsidiums.

Die Hauptkritik aus dem Stadtteil richtet sich an die Adresse der Landes: „Vor Weihnachten hieß es, es kommen Kriegsflüchtlinge aus Syrien und dem Irak“, erläutert Fuchs. Dann seien über Nacht 1000 Leute einquartiert worden, ohne die entsprechenden Strukturen zu schaffen – überwiegend seien junge Männer in der Siedlung untergebracht worden, „die nicht wissen, wie sie ihre Zeit totschlagen sollen“, schildert der Stadteilsprecher. Kirchheimer Bürger, die Hilfe angeboten hätten, seien weggeschickt worden. „Es gibt keine Kontaktaufnahme zwischen der Betreuung der Unterkunft und dem Ort, auch das ist ein Problem“, sagt er. Etliche Bürger fühlten sich wegen der vielen Männer im Feld nicht mehr sicher. Ärger mache auch der Müll, den sie entlang ihres Weges liegen lassen. „Aber wir gehen relativ gelassen mit dem Thema um“, versichert er.

Bei der Stadt geht man von Anlaufschwierigkeiten aus

Der Betreiber habe inzwischen einzelne Bewohner auf die Einhaltung von Verhaltensregeln angesprochen, andere seien verlegt worden, sagte ein Sprecher des Regierungspräsidiums. „Nach unserem Eindruck hat sich die Lage beruhigt“, sagte er, man werde sie aber im Auge behalten. Das hofft man auch im Rathaus. „Wir gehen davon aus, dass die bisherigen Problemen Anlaufschwierigkeiten waren“, sagte der Pressesprecher. „Auf Dauer wäre die bisherige Belastung für den Stadtteil zu groß.“