Donna Leon sagte in einem Interview: „Dass die eigene Spezies einen Großteil ihrer Freizeit damit verbringt, anderen Mitgliedern der Gattung zuzuschauen, wie sie sich gegenseitig töten, quälen oder vergewaltigen: Das ist ein armseliger Kommentar zur menschlichen Natur.“
Und das sagt sie, obwohl sie selbst das Ganze bedient? Also, ich finde das nicht armselig. Wir sind ja alle komplex und verdrängen wahrscheinlich viele Aspekte von uns, die wir gar nicht ansehen wollen. Beim Krimi kann man aber hingucken, und es dann vielleicht in abgemilderter Form immerhin nachvollziehen. Wenn wir Krimis sehen, gucken wir auch in uns selbst.
Derzeit sehen wir Sie einmal jährlich im „Tatort“. Könnten Sie sich vorstellen, diese Frequenz zu erhöhen?
Nein, das fände ich nicht so spannend, vor allem würde ich nicht immer die Kommissarin spielen wollen. Denn als Kommissar stehst du immer wie vor so einer Glaswand: Du kannst nicht so richtig rein in die Emotionalität, der Kommissar ist ja meistens nur der Beobachter, also nicht die wirklich empfindende Figur. Da spielt man manchmal mit angezogener Handbremse. Deswegen wollen viele Kollegen auch lieber die Rolle des Mörders haben.
Wenn Sie Chefin eines Fernsehsenders wären – was würde zur besten Sendezeit laufen?
Ich gucke selbst sehr wenig, ehrlich gesagt weiß ich gar nicht mehr so richtig, wie man Fernsehen guckt, die Gepflogenheiten haben sich ja sehr geändert. Als Programmchefin würde ich auf jeden Fall Dokumentationen senden. Die gucke ich gerne, die finde ich erhellend – und ich mag es, nach so einem Bilderkonsumabend irgendeine Erkenntnis mitzunehmen.
Der „Tatort“ scheint eines der letzten TV-Formate zu sein, das die Leute noch linear gucken, also zur festen Sendezeit...
Makatsch: Ja, man will natürlich mitreden können am nächsten Tag, deswegen guckt man es am Sonntag um Viertel nach Acht. Ich finde das eigentlich ganz charmant, dass es noch so ein Format gibt, das eine Nation, wo sonst jeder allein vor seinem Handy sitzt, so vereinen kann.