Wer hat am 25. April 2007 in Heilbronn die Polizistin Michele Kiesewetter erschossen? Zwar gibt es seit Montag endlich eine Spur nach Thüringen, doch bis jetzt bleibt der Fall mysteriös wie kaum ein zweiter. Osteuropäische Mafia, Phantom, Racheakt, Neonazis? Die Mutmaßungen über den Mörder der Heilbronner Polizistin gab es in den vergangenen viereinhalb Jahren reichlich. Die meisten führten ins Nichts. Doch seit in dieser Woche die beiden Dienstwaffen der 22-jährigen Polizistin und ihres damals schwer verletzten Kollegen gefunden wurden, nehmen die Ermittlungen in dem ungewöhnlich mysteriösen Mordfall rasant Fahrt auf.

 

25. April 2007 Die 22-jährige Polizistin Michéle Kiesewetter wird in Heilbronn auf der Theresienwiese erschossen. Ihr Kollege überlebt schwerstverletzt.

2. Mai 2007 Eine Summe von 50.000 Euro wird für Hinweise ausgesetzt. Ein Trauergottesdienst findet in Böblingen statt, der Dienststelle der getöteten Bereitschaftspolizistin. Das Opfer wird in ihrer Heimat Thüringen beigesetzt.

3. Mai 2007 Erhöhung der Belohnung auf 100.000 Euro

18. Juni 2007 Die Polizei meldet einen scheinbaren Durchbruch bei der Fahndung, nachdem die DNA-Spur einer unbekannten Frau am Dienstfahrzeug festgestellt wurde.

Die beiden Bankräuber sind im September bei einem anderen Banküberfall im thüringischen Arnstadt durch ihre ungewöhnliche Brutalität aufgefallen. Womöglich hat aber die Thüringer Linkspartei entsprechende Informationen, die der Polizei noch nicht vorliegen. Denn für die innenpolitische Expertin der Linke-Fraktion im Erfurter Landtag, Martina Renner, gilt offenbar als sicher, dass die Bankräuber ihre Tatwaffen seinerzeit den beiden baden-württembergischen Polizisten abnahmen, sie dort meuchlings überfallen hatten. Woher die Linke ihr Wissen nimmt, sagt sie bisher nicht. Womöglich wolle man eigene V-Leute in der rechtsextremen Szene schützen, munkelt man in Jena. Hier hat sich in den vergangenen Jahren um den evangelischen Jugendpfarrer Lothar König eine sehr findige und teils verdeckt arbeitende Gruppe formiert, die neonazistische Umtriebe ausforscht und zu verhindern sucht.

Beate Z. hatte in Jena zusammen mit zwei jungen Männern - vermutlich ihre mittlerweile toten Komplizen - in den 90er Jahren eine Bombenbauerwerkstatt betrieben. Zu Jahresbeginn 1998 fand die Polizei in einer Garage "vier funktionsfähige Rohrbomben mit erheblicher Sprengkraft", sagte die Abgeordnete Renner. Das Trio, das einer rechtsextremen Bande namens Thüringer Heimatschutz zugehörte, tauchte daraufhin ab. Die Fahndung blieb erfolglos, fünf Jahre später wurden die Verfahren wegen Verjährung einstellte.

Bei der Linkspartei geht man davon aus, dass Beate Z. und die beiden Männer weiter Verbindungen zur Neonaziszene in Westsachen, Ostthüringen und womöglich auch anderen Regionen Deutschlands hatten und so untertauchen konnten. Renner verwies am Dienstag auf Warnungen von Rechtsextremismus-Experten, wonach es "in den Strukturen des Freien Netzes Bestrebungen gibt, sich Waffen zu besorgen und mit Sprengstoffattentaten für die neofaschistischen Ziele gewaltsam vorzugehen". Immerhin hatte man neben den verkohlten Leichen im Wohnwagen - ihre Namen gibt die Polizei mit Uwe M. (38) und Uwe B. (34) an - insgesamt vier Pistolen und Revolver sowie drei Langwaffen gefunden.

Verunreinigte Wattestäbchen führen auf eine falsche Fährte

Wer hat am 25. April 2007 in Heilbronn die Polizistin Michele Kiesewetter erschossen? Zwar gibt es seit Montag endlich eine Spur nach Thüringen, doch bis jetzt bleibt der Fall mysteriös wie kaum ein zweiter. Osteuropäische Mafia, Phantom, Racheakt, Neonazis? Die Mutmaßungen über den Mörder der Heilbronner Polizistin gab es in den vergangenen viereinhalb Jahren reichlich. Die meisten führten ins Nichts. Doch seit in dieser Woche die beiden Dienstwaffen der 22-jährigen Polizistin und ihres damals schwer verletzten Kollegen gefunden wurden, nehmen die Ermittlungen in dem ungewöhnlich mysteriösen Mordfall rasant Fahrt auf.

25. April 2007 Die 22-jährige Polizistin Michéle Kiesewetter wird in Heilbronn auf der Theresienwiese erschossen. Ihr Kollege überlebt schwerstverletzt.

2. Mai 2007 Eine Summe von 50.000 Euro wird für Hinweise ausgesetzt. Ein Trauergottesdienst findet in Böblingen statt, der Dienststelle der getöteten Bereitschaftspolizistin. Das Opfer wird in ihrer Heimat Thüringen beigesetzt.

3. Mai 2007 Erhöhung der Belohnung auf 100.000 Euro

18. Juni 2007 Die Polizei meldet einen scheinbaren Durchbruch bei der Fahndung, nachdem die DNA-Spur einer unbekannten Frau am Dienstfahrzeug festgestellt wurde.

2007 bis 2009 Die Ermittler jagen die sogenannte Phantomfrau. Die DNA-Spuren der Unbekannten werden bei mehr als 35 Straftaten in Europagefunden – darunter Morde und Einbrüche. 21. März 2008 Abnahme von DNA-Speichelproben bei 800 Frauen

28. Mai 2008 Die Fernsehsendung Aktenzeichen XY berichtet über Fahndung, die Belohnung wird auf 150.000 Euro erhöht.

23. August 2008 Das ZDF berichtet in einer Sendung über die „Frau ohne Gesicht“.

14. Januar 2009 Die Belohnung wird auf 300.000 Euro erhöht und ist damit die höchste Summe in der Landeskriminalgeschichte.

11. Februar 2009 Die Ermittlungen der Heilbronner „Soko Parkplatz“ werden vom Landeskriminalamt in Stuttgart übernommen

27. März 2009 Was schon lange befürchtet wurde, wird Realität: die DNA-Spur des Phantoms ist eine falsche. Der Leiter der Staatsanwaltschaft Heilbronn, Volker Link, räumt die Blamage ein: Die Gen-Spuren der „Frau ohne Gesicht“ sind bereits beim Verpacken auf die Wattestäbchen der Ermittler gelangt, es war die DNA einer Arbeiterin.

7. November 2011 Das Landeskriminalamt teilt mit, dass die Dienstpistolen der Polizistin und ihres Kollegen in einem ausgebrannten Wohnwagen bei Eisenach (Thüringen) entdeckt wurden. In dem Wohnwagen waren zuvor die Leichen von zwei mutmaßlichen Bankräubern gefunden worden, die sich selbst erschossen hatten.