Gut ein halbes Jahr ist Jürgen Troll jetzt im Amt und so langsam ist er in diesem auch angekommen. In diesem Jahr will er einige Altlasten aufarbeiten,wie er uns verrät.

Heimsheim - Gut ein halbes Jahr ist Jürgen Troll jetzt im Amt und so langsam ist er in diesem auch angekommen. Obwohl er, wie im Wahlkampf angekündigt, weiter in Weissach wohnt, ist er viel präsent in der Stadt und in aller Munde. Langsam wird auch seine politische Agenda sichtbar: Das neue Baugebiet Lailberg mit neun Hektar soll angegangen, die Stadthalle für drei Millionen Euro und die Kanäle für 1,5 Millionen Euro saniert werden. Die Realschule will Troll stärken, anstatt eine Gemeinschaftsschule auszuweisen.

 

Aber beginnen wir von vorne, mit dem inzwischen nicht mehr ganz so neuen Bürgermeister und seinem Rathaus. „Ich fühle mich pudelwohl“, sagt er. Das hohe Arbeitspensum mit vielen Abendterminen war er schon als Hauptamtsleiter gewohnt, die Aufmerksamkeit sei natürlich höher. Eine Bekannte aus Weissacher Zeiten hat er sich ins Rathaus geholt: Alexandra Zotz wird Leiterin des Amts für Bebauung, Erziehung und Bildung, dafür hat Troll bekanntlich die Stelle des Hauptamtsleiters umgewidmet.

Der Bauamtsleiter Paul Moch übernimmt die Hauptamts-Aufgaben mit, sodass die neue Stelle geschaffen werden konnte. Dass er Zotz „abgeworben“ hätte, sieht er nicht so. Troll widerspricht auch der Darstellung, er habe das Heimsheimer Rathaus mit einer Abteilung für Kinderbetreuung so organisiert, wie er es in Weissach habe verhindern wollen.

Altlasten aufarbeiten

Aber eigentlich will sich Troll nicht mit den Weissacher Verhältnissen beschäftigen, sondern sich ganz auf seine neue Aufgabe konzentrieren. „Es gibt einige Altlasten aufzuarbeiten“, sagt er. Zum Beispiel die Kinderbetreuung. Die Kitas seien an den Grenzen ihrer Kapazität, auch müssen sie saniert werden. Langfristig erhofft sich Troll auch von seiner neuen Amtsleiterin, ein durchgängiges Betreuungskonzept von der Kita bis zur weiterführenden Schule entwickeln zu können.

Weiterhin seien die Kanäle in einem erschreckenden Zustand. Schadensklasse Null nennt sich das im Verwaltungsdeutsch, also sofort zu reparieren, da könnten jederzeit Löcher entstehen. „Das kommt nicht von heute auf morgen“, sagt er. Oder auch zum Beispiel bei der 1200 Gäste fassenden Stadthalle sei einiges im Argen, sodass drei Millionen Euro schon im Haushalt eingeplant seien.

Ein großer Brocken sei der Brandschutz, die Vorschriften hätten sich gegenüber denen vor 30 Jahren doch deutlich verschärft. „Auch die Haustechnik, die Heizung und die Leitungen müssen gemacht werden“, sagt der Bürgermeister. Auch der Zugang könnte mit einem Foyer aufgewertet werden, ein möglicher Anbau könnte als Speiseraum für die Schüler dienen. Bislang werden die Hortkinder im Pflegeheim verköstigt, was natürlich nicht die ideale Lösung ist. Über diesen Punkt muss der Rat noch befinden.

Wichtiger Punkt: Die Stadtentwicklung

Es sollen aber nicht nur die Einzelprojekte sein, Troll will den Blick fürs große Ganze weiten. Daher liegt ihm der Stadtentwicklungsplan am Herzen, für den ein eigenes Referat im Rathaus geschaffen wurde. Der Planer Manfred Metzger von dem Büro M-Quadrat, das Troll ebenfalls noch aus Weissach kennt, hat schon in der Klausurtagung des Rates erste Ideen für die Innenstadtentwicklung vorgestellt.

Wo könnte Heimsheim eine Mitte haben? Welche Gebäude sollen erhalten werden? Troll will den Weg fortsetzen, der bei dem alten Haus an der Hauptstraße 6 begonnen wurde – die Stadt soll an strategisch wichtigen Stellen kaufen, um selbst gestalten zu können. „Wir haben eine Liste mit schönen Gebäuden erstellt – und mit weniger schönen“, sagt der Rathauschef. Die Ortsmitte könnte saniert werden, der Bereich am Bach verschönert, ein Optiker könnte Laufkundschaft bringen. „Wir müssen aber auch schauen, dass wir den bestehenden Einzelhandel halten.“

Nicht zuletzt die Schulpolitik wird dieses Jahr kommunalpolitisch prägen. Der neue Rektor Peter Hemmer hat schon einige Ideen, die sich mit den Vorstellungen Trolls decken. „Vielleicht ist es besser, eine profilierte Realschule zu haben als noch eine Gemeinschaftsschule“, meint der Bürgermeister etwa. Durch integrative Angebote für die Werkrealschüler könne man dies interessant machen – de facto sei die ehemalige Hauptschule auch in Heimsheim bereits am Aussterben.

Ganz konkret sollen relativ schnell die beiden Kreisel am Ortseingang verschönert werden. Nicht für 160 000 Euro, wie ursprünglich geplant, sondern einfach mit einem Gartenbauer und dem Bauhof für 20 000 Euro. Und natürlich treibt auch Jürgen Troll das Leonberger Krankenhaus um. „Das beschäftigt die Leute“, sagt er, „nach Böblingen gibt es keine gute Busverbindung, wir gehen nach Leonberg.“