Nach 43 Jahren im Dienste der Kuchener trennt sich die Kommune von ihrem Oldtimer. Der rote Feuerwehr-Bully soll Zeit zum Verschnaufen erhalten. Wer sich für den schmucken Sechssitzer interessiert, muss sich beeilen, denn der Bully wird im Netz versteigert.

Kuchen - Nun könnte mancher Kindheitstraum wahr werden. Wer sich als Bub schon immer mal ein Feuerwehrauto gewünscht hat, muss sich nur an Andreas Sapper im Rasthaus von Kuchen wenden. Er koordiniert die Versteigerung des ausgemusterten VW-Busses der freiwilligen Feuerwehr. Noch bis Montag, 27. Juli, werden Gebote entgegengenommen. Aktuell steht der Preis Sapper zufolge bei 5400 Euro. Für ein 43 Jahre altes Gefährt, das damals neu 11 500 Mark gekostet hat, sei das nicht schlecht, stellt er fest. Die Gemeinde gehe aber davon aus, dass am Ende der Versteigerung mindestens die Summe des einstigen Neupreises in Euro aufgerufen werde, wenn nicht das Doppelte.

 

Bis März war der Bully noch im Einsatz

Im Mai war der gute alte Bully, wie der VW-Bus Modell T2 auch genannt wird, durch einen modernen GW-T (Gerätewagen-Transport) ersetzt worden. Dabei war der VW-Bus noch im März zum letzten Mal im Einsatz – wie meist zur Absicherung und Räumung einer Unfallstelle auf der B 10. Der Pritschenwagen war in der Regel mit Ölbindemittel bestückt. Ansonsten seien die Einsatzmöglichkeiten des Gefährts eher begrenzt gewesen, räumt Ulrich Vetter ein, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kuchen. Für Löscheinsätze sei der Wagen nicht ausgerüstet gewesen.

Nur 45 000 Kilometer in 43 Jahren gefahren

So hat der VW-Bus auch nur knapp 45 000 Kilometer auf dem Tacho. „Wir haben ihn eben auch nie bei den Übungen dabeigehabt“, erklärt Vetter. Ein weiterer Leckerbissen für Oldtimerfans dürfte die Tatsache sein, dass der Pritschenwagen aus erster Hand ist. Allerdings hat die Gemeinde Kuchen den Sechssitzer 1972 nicht für die Feuerwehr gekauft.

Vom Bauhof zu der Feuerwehr

Angeschafft worden war der Neuwagen damals für den örtlichen Bauhof. Darauf weist die im Innenraum noch sichtbare orangene Originallackierung hin. Nur wenige Jahre später, im Jahr 1978, soll der Pritschenwagen in den Fuhrpark der Feuerwehr übergegangen sein. „Das ist ungewöhnlich früh für ein Bauhoffahrzeug“, befindet der Feuerwehrkommandant. Normalerweise müssen auch die kommunalen Bauhöfe mit ihren Fahrzeugen jahrzehntelang auskommen. Ob der Vorgänger Vetters dem damaligen Bauhofleiter den Bus abgequatscht hatte, weil dieser mit sechs Sitzplätzen in Mannschaftsstärke besetzt werden kann, weiß keiner mehr.

Oldtimerfans haben den Braten längst gerochen

Trotz des Umbaus zum Feuerwehrauto geht Vetter davon aus, dass der Bully offiziellen Oldtimerstatus hat. „Wir hatten nur kein H-Kennzeichen, weil die Feuerwehr im Dienst keinen Oldtimer einsetzen darf“, erklärt er. Oldtimerfans haben den Braten aber schon lange gerochen. „Wir hatten schon vor zehn Jahren Zettel am Bus, dass wir uns melden sollen, wenn wir ihn verkaufen“, berichtet Vetter.