Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Es geht ihm sichtlich wieder gut. Zu seiner Gewerkschaftsbasis Verdi lässt er eine leichte Distanz heraushören, weshalb es passt, dass seine Tochter in der IG Metall Fuß gefasst hat. Nach dem Bachelorabschluss des Politikstudiums hat sie ein Praktikum in der Verwaltungsstelle Gaggenau beim heutigen Bezirksleiter Roman Zitzelsberger absolviert. Es folgte das Traineeprogramm der IG Metall, dann die Offerte, als Gewerkschaftssekretärin in Friedrichshafen einzusteigen. Nun der nächste Schritt. Die Arbeit in dieser Organisation war schon vor dem Abitur ihr Traum. „Mich hat eher überrascht, dass es funktioniert hat“, sagt sie.

 

Der schwierige Job des Vaters hat sie mehr geprägt als abgeschreckt. Da die Mutter Ulrike Sommer als Journalistin arbeitet, sei sie „in einem sehr politischen Elternhaus aufgewachsen“. Das hat sie für die Ungerechtigkeiten auf der Welt sensibel werden lassen. „Selbstverständlich“ ist die Familie am 1. Mai nicht gewandert, sondern auf irgendeiner DGB-Kundgebung mitmarschiert. Der Vater habe sie aber „nicht ständig zu Gewerkschaftsversammlungen mitgenommen“.

Rüstungsunternehmen unter den Fittichen

Nun lebt die bald 27-Jährige nach vielen Berliner Jahren am Bodensee und zeigt Respekt vor der neuen Aufgabe. Betreuen muss sie insbesondere Airbus Defence & Space sowie MTU, schwer zu organisierende Unternehmen mit Rüstungsanteilen – ein heikles Feld, aber auch dort „geht es im Alltagsgeschäft um Schichtpläne und um andere Fragen der Arbeitspolitik“, sagt Helene Sommer. Bei der jüngsten Tarifrunde, so berichtet der Vater freudig, sei es ihr gelungen, gut 300 Beschäftigte zum Warnstreik vor das Tor zu holen. Da ist sie vor die Beschäftigten getreten und hat über die Arbeitgeber geschimpft: „Wir lassen uns nicht billig abspeisen.“ Was Gewerkschaftsfunktionäre bei solchen Kundgebungen eben sagen.

Am 18. Juni feiert die IG Metall Friedrichshafen 125-Jahr-Jubiläum. Bezirksleiter Zitzelsberger hält die Festrede, und neben IG-Metall-Altmeister Franz Steinkühler will erstmals auch Michael Sommer kommen. Dessen Tochter soll moderieren. Da prallen dann noch einmal die traditionelle Arbeiterbewegung und die moderne Arbeitnehmervertretung aufeinander.