Simeon aus Stuttgart machen auf ihrem neuen Album „Hello“ Southern Soul. Was das ist? Na, so was wie Northern Soul mit einem Schuss Stuttgart. Und einem Paternoster-Video.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Es gab in den Nullerjahren neben der ganzen Indie-Gitarrenmusik einen Trend namens Northern Soul. Also nordeuropäische, weiße Musiker, die eine weiße Version der an sich schwarzen Soulmusik gemacht haben: ein bisschen straighter vielleicht, auf den Punkt und mit viel Energie, aber eben auch mit viel Seele und süßen Melodien. Sorry für die Klischee-Kategorien.

 

Die Stuttgarter Band Simeon (ja, die mit dem Paternoster-Video) erinnert auf ihrem Album „Hello“ an diese musikalische Linie, an die auch in Stuttgart angeknüpft wurde und wird - stellenweise im Umfeld von Max Herre oder, mit allerdings ganz speziellem Schwerpunkt, von den retroseligen The Tremolettes oder bei der inzwischen leider verstummten Trijo Urban Session. Nennen wir es Southern Soul mit einem Schuss Stuttgart.

Da hört man also – aber zurückgenommen – funky Gitarren, mellow E-Piano, dazu ein Schlagzeug zwischen swingendem Neckar-Käpt’n, Tanzschulabschlussabend und James Brown. Es gibt Trompeten mit Monster-Hall, dazu nasalen Falsettgesang von Bandchef Benjamin Langenbeck und einen sehr solide groovenden Bass. Läuft gut rein! Die Songs sind natürlich auf eine irgendwie vorhersehbare Art aufgebaut, aber sie werden nicht so schnell langweilig, nein mehr als das: sie machen Laune.

Das liegt zum einen daran, dass Simeon von Rap-Passagen über Discofox-Einspielungen und skaartige Bläserpassagen auch benachbarte Musikrichtungen in ihre Songs hineinlassen. Zum anderen wird diese Musik von einer souveränen Rhythmusgruppe getragen. Die Orgelsoli von Clemens Gutjahr klingen live sogar noch virtuoser.

Ein bisschen mehr Mühe hätte sich die Band bei den Leadvocals geben können. Sie sind ein Stück zu dünn produziert und klingen stellenweise arg trocken. Andererseits: Wenn zu dieser Musik ein echter, schwarzer Soulsänger vom Format eines, sagen wir, Isaac Hayes singen würde, dann wäre das einfach nur traditioneller Soul-Funk. So ist es Stuttgarter Southern Soul. Release-Party am 23. Dezember im Zwölfzehn.


"Hello" gibt es auf der Simeon-Website und natürlich bei der Release-Party zu kaufen.