Die Mallorcasektion der „Höllenengel“ war nach Erkenntnissen der Polizei straff organisiert: H. soll der Boss gewesen sein, in der zweiten Führungsebene teilten sich Hells Angels aus Luxemburg, der Dominikanischen Republik und Deutschland die Aufsicht über das Rotlicht- und Erpressungsgeschäft. Die Schmutzarbeit machten Handlanger, die als Türsteher, „Beschützer“ von Prostituierten oder Schläger beschäftigt waren. Die Rockerbande soll zudem versucht haben, von vorzugsweise deutschen Unternehmern auf Mallorca Schutzgeld zu erpressen. Auch Drogenhandel, Geldwäsche, Betrug und Gewaltdelikte werden ihnen angelastet.

 

Die auf Mallorca festgenommenen Hells Angels haben nach Informationen der spanischen Polizei über Millionensummen von Schwarzgeld verfügt. Wie das Innenministerium in der Hauptstadt Madrid mitteilte, hatten die Mitglieder Geld aus Deutschland und der Türkei in den Bau einer Formel-1-Rennbahn investieren – und so waschen wollen. Die Polizei, die bei der „Operation Casablanca“ mit mehr als 200 Beamten, Sondereinsatzkommandos und sogar einigen deutschen Kripo-Beamten gegen die Hells Angels zugeschlagen hatte, fand bei mehr als 30 Hausdurchsuchungen Pistolen, abgesägte Schrotflinten und Schlagstöcke. Sie stellte auch Boote, Motorräder, Juwelen und Drogen sicher. Die meisten Hells Angels trainierten täglich in einem Box- und Fitnessstudio an der Playa de Palma, das ebenfalls zum Bandenimperium gehören soll.

Haben Polizisten die Hells Angels gewarnt?

Seit einigen Jahren war Mallorcas Polizei aufgefallen, dass immer mehr Hells Angels auf der Insel auftauchten. Dies wurde besonders deutlich, als es im Sommer 2010 zu einem Bandenkrieg samt Massenschlägerei zwischen Hells Angels und anderen Rockern am Ballermann gekommen war. Schon damals soll es um die Vorherrschaft im Rotlichtgeschäft gegangen sein. Auch wegen Bestechung wird ermittelt: Vier auf Mallorca stationierte Polizisten sollen die Hells Angels regelmäßig vor Polizeiaktionen gewarnt und dafür gesorgt haben, dass Anzeigen und Ermittlungen verschleppt wurden. Dafür wurden die Beamten mit Geld belohnt. Nur bei der Großrazzia am Dienstag, die unter strenger Geheimhaltung vom Nationalen Gerichtshof in Madrid vorbereitet worden war, versagten offenbar die Polizeispitzel der Hells Angels.