Die kenianische Armee liefert sich mit Somalia einen Propagandakrieg - Al-Schabab-Miliz und Major Emmanuel Chirchir duellieren sich per Twitter.

Nairobi - Ihre religiösen und politischen Ziele mögen mittelalterlich sein, doch die Instrumente sind auf dem neuesten Stand. Somalias extremistische Al-Schabab-Miliz nutzt inzwischen Twitter, um auch auf dieser Plattform den Heiligen Krieg gegen die allgegenwärtigen Feinde zu führen. Zu diesen zählt vor allem der Sprecher der kenianischen Streitkräfte, Major Emmanuel Chirchir, der seinerseits bereits seit Monaten auf dem sozialen Netzwerk zwitschert, um die Invasion der kenianischen Truppen ins somalische Nachbarland propagandistisch zu begleiten.

 

Mittlerweile ist der Offizier vor allem damit beschäftigt, sich 140 Buchstaben lange Gefechte mit den islamistischen Gotteskriegern zu liefern, die in den von ihnen kontrollierten Teilen Somalias ein rigides Regime einschließlich eines Büstenhalterverbots für Frauen eingeführt haben. "Es gibt wichtigere Dinge, als Frauen das Tragen von Büstenhaltern zu verbieten", schleudert der Major seinen Feinden ins Gesicht. "Zum Beispiel Esel zu bombardieren", erwidern seine Widersacher in Anspielung auf die Praxis der kenianischen Luftwaffe, Eselskarren anzugreifen, weil es sich dabei um Waffentransporte der Milizionäre handeln könnte.

"Twitter ist der einzige Weg, auf dem wir Al-Schabab herausfordern können"

Offensichtliches Ziel der islamistischen Cyberkämpfer ist es, den Gegner lächerlich zu machen und seine Moral zu untergraben. "Eure Jungs rennen noch schneller als eure berühmten Marathonläufer", feixte HSMPress (von "Harakat al-Schabab al-Mudschahedin", wie sich die Milizionäre offiziell nennen): "Jetzt wissen wir endlich, was mit dem Ausdruck ,Rennen wie ein Kenianer' gemeint ist."

US-Terrorfahnder glauben, dass es sich bei den Zwitscherkanonieren um im Westen aufgewachsene Mitglieder der mit Al-Kaida verbündeten Al-Schabab-Miliz handelt. Um zu vermeiden, dass diese in den USA und Europa noch weitere Sympathisanten finden, wollen die Fahnder die Twitteradresse sperren lassen - eine Maßnahme, die ausgerechnet MajorEChirchir überhaupt nicht cool findet. "Twitter ist der einzige Weg, auf dem wir Al-Schabab herausfordern können", protestiert der zwitschernde Major. Zumindest auf diesem Schlachtfeld hat er den Feind bereits geschlagen: Chirchir verfügt über 12.044 Followers, die Gotteskämpfer über etwas mehr als 5000.