Viele Herrenberger verknüpfen Kindheits- und Jugenderinnerungen mit dem alten Freibad. Um so schmerzlich ist es, dass es nun einem Brand zum Opfer gefallen ist.

Herrenberg - Verkohlte Holzbalken und Wandverkleidungen wohin das Auge blickt: Im alten Herrenberger Freibad türmen sich Berge mit Brandschutt. Die komplette Südseite der historischen Badeanstalt

 

liegt in Schutt und Asche. Die alte Holzfassade im Eingangsbereich hatte am frühen Pfingstsamstagmorgen Feuer gefangen. Auch ein Teil der alten Umkleiden wurde ein Opfer der Flammen. Was die Polizei bisher hat, ist die Beobachtung eines Zeugen, der vor dem Brand drei Jugendliche habe weglaufen sehen, sagt Peter Widenhorn, der Sprecher vom Polizeipräsidium Ludwigsburg. Als Ursache des Feuers komme nach wie vor Brandstiftung in Frage, so Widenhorn. „Diese Vorstellung macht uns traurig“, sagt Florian Müller, der Leiter der Herrenberger Stadtwerke.

Viele Herrenberger erinnern sich an Erlebnisse im Bad

Die Feuerwehr war gegen 2 Uhr morgens von einem Passanten in der Aischbachstraße alarmiert worden und mit sechs Fahrzeugen und 28 Kräften ausgerückt. Mehr als 60 Meter der altehrwürdigen Anlage aus dem Jahr 1931, die allerdings nie unter Denkmalschutz gestellt wurde, brannten lichterloh. Zu retten gab es da nicht mehr viel. Auch der Oberbürgermeister Thomas Sprißler eilte an den Brandort. Erst gegen 8 Uhr morgens war der Einsatz der Feuerwehr beendet, die stundenlang Glutnester bekämpft hatte. Stehen geblieben sind wenigstens der Badkiosk und ein paar alte Umkleidekabinen. „Es war einfach ein schönes Beispiel für ein altes Freibad“, sagt Herrenbergs Baubürgermeister Tobias Meigel. „Das tut weh“, bekennt der OB Sprißler. Viele Herrenberger verknüpften schöne Erinnerungen an das Bad, in dem ganze Generationen schwimmen gelernt haben.

Zwar halte sich der entstandene Brandschaden mit rund 10 000 Euro noch in Grenzen, findet der Stadtwerke-Chef Müller. Doch sei der ideelle Verlust viel höher und natürlich nicht zu beziffern. Für die Zukunft des im September vorigen Jahres geschlossenen Bades gab es noch keine konkreten Pläne. Doch wollte man das alte Eingangsportal möglicherweise einmal als Entreé in einem künftigen Stadtpark wiederverwenden.

Die Polizei tappt bei Ermittlungen noch im Dunkeln

Die Kriminalpolizei hat einen Brandspürhund in die Trümmer geschickt und nach Spuren gesucht – etwa auch nach Brandbeschleunigern. „Die Lösch- und Abbrucharbeiten machen es uns jetzt nicht leicht, noch etwas zu finden“, sagt der Polizeisprecher Widenhorn. Wann die Ermittlungen abgeschlossen sind, sei noch offen. Möglicherweise komme für das Feuer auch ein technischer Defekt in Frage. Im Kassenhäuschen am Eingang, das ebenfalls niedergebrannt ist, habe es einen kleinen Heizofen gegeben, so der Polizeisprecher. Es sei die Frage zu klären, ob dieser noch angeschlossen und der Sicherungskasten in Betrieb war.

Technische Probleme wie mit den alten Umwälzpumpen und Filtern hatte es immer wieder gegeben. Die Holzverkleidungen der Anlage mussten häufig frisch gestrichen werden und waren zuletzt marode. Eine Generalsanierung wäre horrend teuer geworden. Doch die Schließung des Bads war jahrelang verschoben worden, weil für einen Neubau das Geld fehlte. Im März vergangenen Jahres war es dann aber soweit: Nach langen Diskussionen im Rahmen von Bürgerbeteiligungen und in den Gremien nahm Herrenberg den Bau eines Naturbads in Angriff.

Badutensilien kommen unter den Hammer

Im vergangenen September schließlich wurde das Ende des Nostalgiebads gebührend gefeiert. Zudem griff die Finanzbürgermeisterin Gabrielle Getzeny zum Hammer und versteigerte einige Erinnerungsstücke. Darunter befanden sich eine Edelmetallrutsche, Rettungsringe, Sitzbänke, selbst alte Holztüren von Umkleidekabinen und nicht zuletzt auch die Uhr vom Bademeisterhäuschen.