Der Kirchengemeinderat legt jetzt den Zeitplan für die Sanierung des Gotteshauses aus dem 15. Jahrhundert fest. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt das Projekt mit 40 000 Euro.

Herrenberg - Wenn man in Herrenberg nach einem Symbol der viel beschworenen Mitmachstadt suchen wollte, wäre die Spitalkirche wohl ein gutes Beispiel. Dieses marode Gotteshaus unterhalb des Marktplatzes bewegt seit vielen Jahren die Gemüter in der Stadt – und beileibe nicht nur die der Kirchentreuen. Lange bevor der Oberbürgermeister Thomas Sprißler den Bürgersinn zum Stadtmotto erhob, engagierten sich bereits Menschen jedes Alters und jeder Interessenlage für die Sanierung der Spitalkirche. „Dabei brauchen wir diese Kirche eigentlich nicht“, sagt der Dekan Eberhard Feucht. Die Kirchengemeinde sei mit dem Unterhalt der großen Stiftskirche nur wenige Meter weiter weit mehr als ausgelastet.

 

Andererseits habe die kleine Kirche schon wegen ihrer exponierten Lage mitten in der Altstadt ein besonderes Flair. „Mit einem Schritt tritt man aus dem Alltag in einen sakralen Raum, in eine andere Welt“, sagt Feucht. Deshalb ist die Sanierung dieses Gotteshauses vielen Herrenbergern eine wahre Herzensangelegenheit. Nun soll es endlich nach vielen Jahren des Planens und Verwerfens und des Spendensammelns losgehen. Das letzte i-Tüpfelchen für den Startschuss, den der Kirchengemeinderat an diesem Mittwoch geben soll, sind 40 000 Euro Zuschuss der Denkmalstiftung Baden-Württemberg.

Am Dienstag überreichte Rainer Prewo vom Vorstand der Stiftung gemeinsam mit Hubert Gfrörer von Toto-Lotto einen Scheck über diese Summe an den Dekan. Damit hat dieser nun etwa 720 000 Euro für die Sanierung zusammen. Eine Million Euro sind als Baukosten für das Projekt kalkuliert. „Das ist gedeckelt. Mehr darf es nicht kosten“, sagt Feucht. Er rechnet mit insgesamt einem Jahr Bauzeit. Wann es losgeht, kann er noch nicht sagen. „Der Kirchengemeinderat wird am Mittwoch den Zeitplan verabschieden.“

Kirche als innerstädtischer Treffpunkt für die Bürger

Es sei ungewöhnlich, dass die Denkmalstiftung ein solches Projekt wie die Spitalkirche fördere, sagte Prewo. „Denn bei dieser Sanierung machen nur 15 Prozent der Baukosten die denkmalgeschützte Sanierung aus.“ So würde beispielsweise die Kassettendecke nicht geöffnet, um die darunter liegende Decke aus der Renaissancezeit freizulegen – und zwar aus Kostengründen. Wichtiger ist dem Kirchengemeinderat, dass die Kirche für die Bürger geöffnet wird. Aus ihr soll ein Raum mit vier Räumen werden: für Gottesdienste, Begegnungen, Kulturveranstaltungen und für soziale Projekte wie eine Vesperkirche.

„Wir sehen, dass bei einem solchen Projekt die Öffnung der erste Schritt für eine Sanierung überhaupt ist. Deshalb fördern wir sie“, sagte Rainer Prewo. Ursprünglich waren die Pläne der Herrenberger viel größer gewesen. Eine Jugendkirche samt einem Treff für Jugendliche wollten sie daraus machen. Doch dieses Projekt sprengte alle finanziellen Dimensionen. Aus ursprünglich einer Million Euro wurden schnell zwei Millionen Euro Baukosten. Hinzu kam, dass die Umbaupläne mit den Vorschriften des Denkmalschutzes kollidierten. Eberhard Feucht stoppte schließlich das Projekt – und erntete dafür viel Kritik. Hatten sich doch bereits viele hundert Bürger und Geschäftsleute für die Sanierung engagiert und mit vielen Aktionen Geld gesammelt – rund 160 000 Euro waren so zusammengekommen.

Einige Spender forderten daraufhin ihr Geld zurück, doch der Großteil der Summe ist noch da und bildete den Grundstock für die Umsetzung der neuen Konzeption. Diese hatte die Kirchengemeinde gemeinsam mit den Bürgern erarbeitet. „Wir wollen nicht nur die Kirchgänger ansprechen, sondern einen Treffpunkt für alle Herrenberger in der Stadt sein“, sagt Feucht. Zuschüsse erhält die Gemeinde auch von der Landeskirche, vom Landesdenkmalamt und der Stadt Herrenberg.

Doch noch fehlen der Gemeinde 280 000 Euro. Dafür hofft Feucht auf weitere Unterstützung durch die Bürger und Unternehmen der Stadt. Mit dem Bau soll aber schon bald begonnen werden. Feucht ist zuversichtlich, das Projekt mit Hilfe der Herrenberger zu stemmen.