Nach Holzgerlingen wartet die zweite Kommune im Kreis mit einer Umweltaktion der besonderen Art auf: Der Gewerbeverein in Herrenberg hat für 20 Händler 70 000 Papiertaschen bestellt.

Herrenberg - Fachwerkhäuser, die Stiftskirche und das Fairtrade-Symbol der Stadt zieren das neue „Herrenberger Tütle“. Es soll aber nicht nur Werbung für die Gäu-Metropole machen. Vor allem ist es als umweltfreundliche Alternative zum herkömmlichen Plastikbeutel gedacht. 20 Einzelhändler haben sich für die

 

Aktion „Papier statt Plastik“ zusammengefunden und bei der Dettenhausener Firma Apomore 70 000  Exemplare bestellt. Das ist im übrigen dasselbe Unternehmen, das bei der Holzgerlinger Aktion „Mehrweg ohne Plastik“ mit im Boot ist. Dort sind bis zuletzt von den Gewerbetreibenden 64 000 Papiertüten geordert worden.

Das Projekt in Holzgerlingen wurde von der Partei Bürger für Natur und Umweltschutz (BNU) vor Jahren im Gemeinderat angestoßen. In diesem Jahr hat es den Nachhaltigkeitspreis des Landes erhalten, den der Umweltminister Franz Untersteller höchstpersönlich überbrachte. Er hatte Papiertragetaschen im Gepäck, die das Land für Aktionstage herstellen ließ. Die Umweltaktion scheint nun Schule zu machen. In Herrenberg kam Birgit Böhme von der Fromagerie Holzapfel auf die Idee, nachdem sie eine Slow-Food-Messe besucht und dort von Biotüten gehört hatte. Von den 70 bis 80 Geschäftsinhabern in Herrenberg meldete sich etwa jeder Fünfte, um sich an dem Projekt zu beteiligen. „Wir hoffen natürlich, dass es noch mehr werden“, sagt Bernd Gehrung vom Gewerbeverein Herrenberg. Die Firma Zinser sei aus zwei Gründen noch nicht mit von der Partie. Zum einen haben sie noch einen großen Vorrat an Plastiktüten. Zum anderen verfüge sie über Standorte in anderen Städten, wo sie – wenn sie mitmachen würde – bei einem einheitlichen Konzept die Papiertüten ebenfalls einführen müsste.

Das Tütle gibt es für zehn bis 20 Cent

Wie zumeist auch in Holzgerlingen verlangen die Herrenberger Händler einen Obolus. Dieser liegt je nach Größe der kompostierbaren Tüte zwischen zehn und 20 Cent. Nimmt man den Zuschuss hinzu, den der Kreis Böblingen gibt – einmalig 5000 Euro – sowie die Stadt, die für den Anfang 1000 Euro zur Verfügung stellt, bleibe unter dem Strich für die Händler zurzeit sogar noch was übrig, sagt Gehrung,

Anders sehe es aus, wenn die Papiertüten nachbestellt werden, dann habe man nur noch die Stadt als Sponsor im Boot. „Aber ich denke, den Händlern geht es nicht nur um den Preis, sondern auch um den Umweltgedanken“, sagt Gehrung und hofft, dass die Gewerbetreibenden künftig bereit sind, eine kleine Summe bei der Aktion draufzulegen. Zumal die Biotüte in Herrenberg für sie ein Werbeträger ist. Denn eine Seite des Tütles ist unbedruckt – dort können die Händler auf sich und ihre Angebote aufmerksam machen.

Händler sitzen noch auf Vorräten mit Plastiktüten

Wie in Holzgerlingen geben auch die Herrenberger Händler noch Plastiktüten aus, die sie auf Vorrat hatten. „Doch irgendwann wird er aufgebraucht sein“, sagt Gehrung. Das Tütle sei kohlendioxidneutral, rohölfrei und zu 100 Prozent aus ungebleichtem Recyclingpapier hergestellt. Es habe einen doppelten Boden, der selbst dann, wenn er nass werde, nicht reiße. Die Papiertüte soll möglichst oft eingesetzt werden können, bevor sie in den Biomüll wandert.