Die Fahrgäste haben weniger Zeit zum Umsteigen. Die Landräte in Böblingen und Tübingen protestieren dagegen.

Herrenberg - Der Böblinger Landrat Roland Bernhard und sein Tübinger Amtskollege Joachim Walter kritisieren die Fahrplanänderung der S-Bahnen auf den Linien 1, 3 und 5, die im Dezember erfolgen soll. In der Fahrplankonferenz des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) wurden im Juli – für viele überraschend – „Haltezeitanpassungen zur Qualitätsverbesserung“ mit veränderten Ankunftszeiten an den Zielbahnhöfen angekündigt. Mit dem Fahrplanwechsel soll die S 1 in Herrenberg aus Richtung Stuttgart nun eine Minute später eintreffen.

 

„Ein unfreundlicher Akt“

„Dies würde das Zeitfenster zum Umsteigen weiter verkürzen und die Chance auf einen direkten Umstieg zur Ammertalbahn ohne längere Wartezeiten unmöglich machen“, erklärten die Landräte. Sie halten die Verschiebung nicht für akzeptabel. „Das ist ein unfreundlicher Akt des Verbands Region Stuttgart (VRS) und der Deutschen Bahn (DB)“, so die Behördenchefs. Langfristig könne es auch für die S-Bahnen nicht vorteilhaft sein, wenn Anschlussverbindungen unerreichbar würden. „So verliert der gesamte öffentliche Nahverkehr an Attraktivität und damit zwangsläufig auch an Kunden“, warnen die Landräte. Sie fordern daher den VRS und die DB auf, die geplante Verschiebung der Ankunftszeit zurückzunehmen.

Die Ammertalbahn verbindet die Universitätsstadt Tübingen mit der Stadt Herrenberg. Sie wird täglich von rund 1500 Fahrgästen genutzt. Viele Pendler steigen in Herrenberg von der Ammertalbahn auf die S-Bahn um und umgekehrt. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 gab es schon eine Änderung bei der Abfahrtszeit der S-Bahn in Richtung Stuttgart: Sie fuhr eine Minute früher los. Seither haben die Fahrgäste aus Richtung Tübingen eine um eine Minute verkürzte Umstiegsszeit.

Werden mehr Busse nötig?

Zudem plant der Landkreis in Abstimmung mit dem VVS und den betroffenen Kommunen seit Monaten die Ausschreibung des Busverkehrs im Oberen Gäu. „Mit den angekündigten verkürzten Übergangszeiten am Bahnhof Herrenberg müssten wir von der vorgesehenen Konzeption wieder abweichen“, erklärt der Landrat Bernhard. Dies hat konkrete Folgen: „Wenn es dabei bleibt, müssen wir mehr Busse einsetzen. Das wiederum würde die Kosten in die Höhe treiben.“