Die Kunstausstellung unter freiem Himmel genießt nach wie vor ein großes Publikumsinteresse. 85 Künstler und Kunsthandwerker zeigten am Samstag in der Altstadt einen Einblick in ihr Schaffen – dafür sind viele von weit her angereist. Eine Goldschmiedin kam aus Frankreich.

Herrenberg - Da werden Träume wach: Ulla und Joachim Röser stehen vor dem Stand der Künstlerin Veronica Solzin und bewundern deren Landschaftsbilder. „Mich erinnert das an Griechenland und an Kreta“, sagt Joachim Röser. So ein

 

Gemälde soll bald in ihrem Wohnzimmer hängen – damit die Rösers auch im Alltag an ihre schönen Urlaube erinnert werden. Sie sind eigens aus Nagold (Kreis Calw) gekommen, um sich auf der 35. Herrenberger Straßengalerie umzusehen.

Das Event, das eine Arbeitsgemeinschaft mit kulturbeflissenen Bürgern organisiert, ist längst zu einem Höhepunkt im Herrenberger Veranstaltungskalender geworden. Am jeweils ersten Samstag im Juli strömen Tausende von Besuchern aus der ganzen Region und von noch weiter her in die Altstadtgassen. Auch viele Künstler nehmen weite Anfahrtswege auf sich, um ihre Objekte und ihr Kunsthandwerk zu zeigen – und um möglichst auch etwas davon zu verkaufen.

Von der Höhlenmalerei inspiriert

„Ich bin schon sehr zufrieden“, sagt Kathrin Krückemeier. Sie hat ihr Goldschmiedeatelier in der Nähe von Nancy. „Von dort sind es drei Stunden mit dem Auto. das ist machbar“, sagt sie. Die Deutsche, die seit Jahren in Frankreich lebt, nimmt zum zweiten Mal an der Straßengalerie teil. Ihr Schmuck mit einfachen Formen besticht durch eine gewisse Schlichtheit – und diese kommt beim Herrenberger Publikum an.

Aus Alsfeld im mittelhessischen Vogelsbergkreis ist Norbert Grimm angereist. Er sei schon mehr als zehn Mal hier gewesen. Ein Thema seiner Grafiken ist die Ordnung und Unordnung, in einem seiner Kunstwerke purzeln Buchstaben durcheinander. Und ein paar Schritte weiter vor einer alten Scheune in der Spitalgasse präsentiert erstmals Ule Ewelt aus Grünberg-Stangenrod (Kreis Gießen) Tierkeramiken: Sie hat sich von der Höhlenmalerei inspirieren lassen. Bisons und Pferde haben es ihr angetan, die unter Tage überliefert sind und denen sie in ihren Arbeiten einfühlsam nachspürt.

Das Bild soll ins Wohnzimmer passen

Ganz bestimmte Gefühle haben auch die Rösers, die immer noch am Stand von Veronica Solzin stehen und mit ihr vereinbaren, ein paar Fotos von ihrem Wohnzimmer zu schicken – bevor sie bei ihr ein Bild in Auftrag geben. Nur Rot darf nicht darin vorkommen. „Wir haben nämlich schon ein rotes Plattenregal“, sagt Joachim Röser.