Garantiert Handarbeit und alles frisch – am Bihlplatz in der Heslacher Weinstube werden nicht nur Schwaben glücklich.

Stuttgart - Es ist dieses schwäbische Unterstatement, das Werner Mast perfekt beherrscht. Der Maultaschenmacher von der Heslacher Weinstube lobt sich ungern selber. „Das ist nichts Besonderes“, sagt er, um jeder verklärenden Hymnisierung zu begegnen. „Das kommt halt auf die Quantitäten an“, sagt der 59-jährige Chef der Weinstube und meint damit, dass nur er die Zubereitung des schwäbischen Klassikers perfekt beherrscht. Ein bisschen Brät gehört dazu, fein gehackter Spinat und nicht zu vergessen – etwas österreichische Salami. Das Ganze bloß nicht wickeln, sonst wird es zu teiglastig, sondern schön Platte oben, Platte unten und die Ränder mit einem Rührlöffelstiel zusammendrücken. Wie ein Kopfkissen soll die Maultasche aussehen, sagt Mast, der das Rezept von einer Tante übernommen hat.

 

Außen schön knusprig, jeder Bissen köstlich

Wir sind vollauf begeistert von der in Ei gerösteten Variante (9,50 Euro) mit einem gemischten Salat. Außen schön knusprig, jeder Bissen köstlich. Es lohnt sich, wegen der Maultaschen nach Heslach zu kommen, vorausgesetzt es eilt nicht. Die Küche ist klein, vieles wird frisch gemacht, da kann es dauern, bis das Essen auf dem Tisch steht. Wir haben eineinhalb Stunden gewartet, der Laden brummte.

Ziemlich fad war die selbst gemachte Brühe der Flädlessuppe (3,80 Euro), die Teigstreifen hatten zum Teil ein bedrohliche dunkle Färbung und waren einfach zu lange in der Pfanne. Dafür entschädigte der saftige Rahmrostbraten (16,20 Euro), serviert mit Champignons, reichlich Sahnesoße und dicken Spätzle. Auch das Stuttgarter Pfännle (13,70 Euro) macht nicht nur Schwaben glücklich. Zarte Medaillons vom Schweinefilet, ein Sößle wie bei Mutter und ordentlich Spätzle.

Der Beilagensalat, oft das Stiefkind vieler Küchen, erhält in der Weinstube besondere Aufmerksamkeit. Die Schale (3,60 Euro) ist gefüllt mit Paprikastreifen, fein geraspelten Karotten, allerlei Blättern und einem Kartoffelsalat de luxe, schön glasig und wohltemperiert. Dazu noch ein leicht zitroniger Riesling aus dem Remstal, ein Glas Grunbacher Wartbühl Weinbeißer (0,25 l für 4,40),

Wenn’s eng wird, rückt man zusammen

Für Werner Mast ist es ein Neuanfang an bekannter Umgebung. Seit Mai hat der Gastronom wieder in der Weinstube das Sagen, ein Lokal, das er in den Neunzigern mit seiner Frau übernommen und schwäbisch-rustikal ausgestattet hatte – die Wände sind holzgetäfelt, und wenn’s eng wird, rückt man auf den Bänken zusammen. So war es früher, und so ist es heute noch. Vor ein paar Jahren trennten sich die Wege der beiden. Werner Mast blieb mit der Mauldasch ein paar Straßen weiter seiner Leidenschaft treu und zog jetzt samt Köchin Elke Volk wieder an den lauschigen Bihlplatz zurück, wo es sich auch draußen hübsch sitzen lässt. Die Maultaschenliebhaber dürfen sich freuen.

Die Bewertung:

Küche ****

Service ***

Ambiente ****

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.

Heslacher Weinstube
Böcklerstraße 18, 70199 Stuttgart, Telefon 6 01 28 99, geöffnet Mo bis Fr 12 bis 14 Uhr sowie 18 bis 22 Uhr, Sa 17 bis 22 Uhr, sonn- und feiertags geschlossen, www.heslacher-weinstube.de