Das Projekt Phönix ist für fünf Jugendliche wie eine Zweitfamilie und bietet ihnen Zukunftsperspektiven. Das Angebot der Stiftung „Jugendhilfe aktiv“ in Rohr wurde mit einer Projektspende der StZ-Aktion „Hilfe für den Nachbarn“ ermöglicht.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Die Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung auf dem Gelände der Stiftung Jugendhilfe aktiv (SJ aktiv) in Rohr symbolisiert ein Stück Familienleben für Hassan, Nico, Luca, Izaac und Jamal. „Phönix“ steht am Türschild, und genauso ist es gemeint: Auferstanden aus einem Kreislauf von Frustrationen, Fehlverhalten und Perspektivlosigkeit sind die fünf Jungs durch dieses Projekt, das mit einer Projektspende der StZ-Aktion „Hilfe für den Nachbarn“ ermöglichte wurde. Zwei Nachmittage pro Woche beschäftigen sie sich bei Phönix. Die Wohnung haben sie selbst renoviert und eingerichtet. An zwei weiteren Nachmittagen geht jeder in seinem eigenen Stadtteil in einen Sport- oder Musikverein. Zuvor waren die fünf Jungs echte Sorgenkinder, auch die Bekanntschaft mit der Polizei blieb in der Folge nicht aus.

 

Phönix hat sie innerhalb eines Dreivierteljahres zwar nicht in Lämmchen verwandelt, aber „wir müssen uns hier benehmen“, kommentiert Hasan die lange Liste der Pflichten und Regeln, die an der Küchentür hängt. In der Küche selbst läuft Musik, Töpfe klappern und zwischendurch wird es laut – auch wegen des Mixers. Nico bereitet für alle einen Smoothie aus Melone und Kiwi zu. Zweimal in der Woche kochen sie nach dem Schulunterricht gemeinsam das Mittagessen. Vom Zusammenstellen des wöchentlichen Essenplanes bis zum Aufräumen und Putzen der Küche machen alles die Jungs. Nur den Einkauf besorgt die Sozialpädagogin Birgit Jacobs. Den restlichen Nachmittag verbringen alle zusammen mit ihr oder nehmen an einem der Angebote der Stiftung teil, zum Beispiel an der Fahrrad-AG. Zusammen mit Birgit Jacobs haben sie es schon bis zum Europapark Rust geschafft.

Jacobs ist die Seele des Projekts. Zu ihr kommen die Jugendlichen mit ihren Sorgen, sie hält den Kontakt zu den Eltern. „Die fühlen sich schuldig, weil nicht alles so gut lief“, weiß die Sozialpädagogin und schiebt nach: „Wir aber arbeiten mit dem, was gut lief“. Wir – das sind Birgit Jacobs und die Lehrerin Isabell Layer, die das Phönix-Projekt konzipiert hat. Das Vertrauen der Jugendlichen sei in den zurückliegenden Monaten deutlich gewachsen, weil sie jetzt wissen, dass jemand hinter ihnen steht, sagt Birgit Jacobs. „Aber es gibt auch Knallertage. Sie sind ja mitten in der Pubertät.“

Mit Beginn der Pubertät kommen die Schüler in Außenklassen

Nach Abschluss der siebten Klasse der Albert-Schweitzer-Schule für besonderen Erziehungsbedarf, die zur Stiftung gehört, waren die Jungs aus allen Angeboten herausgewachsen, denn mit der beginnenden Pubertät werden die Schüler in so genannte Außenklassen überwiesen. Dies gilt für Kinder, die nicht stationär auf dem Gelände der Stiftung untergebracht sind, sondern wie die fünf Jungs im Elternhaus wohnen. „Bei ihnen hat die Rückführung in ihr soziales Umfeld nicht funktioniert“, erklärt Isabell Layer. „Sie kamen immer wieder hierher und lungerten auf dem Gelände herum“, erinnert sich Ulrike Wagenbach, die die Einrichtung in Rohr leitet.

Aus dem Kreislauf von Langeweile und Aufsässigkeit herauskommen

Statt sie zu strafen, wollte die Lehrerin fördern. Die Jungs sollten ihre Talente erkennen und so aus dem Kreislauf von Langeweile und Aufsässigkeit herausfinden. Das ist gelungen. Mittlerweile haben sie sogar eine eigene Schülerfirma. Der geschäftstüchtige Hasan würde damit gerne groß rauskommen und träumt von „einer Million Euro Umsatz“. Erstaunlicherweise haben sich die früheren Rabauken an die Nähmaschine gesetzt und produzieren in ihrer Firma Frotteehäschen als Spielzeug für Babys. 70 Stück haben sie schon verkauft – und das allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Künftig wollen sie ihre Hasen auch auf Märkten anbieten. Die Idee hatten sie, als eine Stiftungsmitarbeiterin ein Baby bekam und sie sich überlegten, was sie schenken könnten. „Made with love“ steht auf dem Etikett, das bei jedem Hasen an einem der langen Ohren baumelt.

Vormittags besuchen die Fünf dank des Phönix-Projekts wieder die Albert-Schweitzer-Schule und werden von Isabell Layer unterrichtet. Drei Berufspraktika hat inzwischen jeder absolviert, Luca beispielsweise war Kfz-Mechatroniker, Elektriker bei der SSB und Koch. „Koch hat mir am besten gefallen“, erzählt er lächelnd. Ulrike Wagenbach verhandelt jetzt mit dem Jugendamt über die weitere Finanzierung des Projekts, denn schließlich soll Phönix die Jungs bis zum Werkrealschulabschluss begleiten.

Hilfe für den Nachbarn

Das Spendenkonto:
IBAN DE53 6005 0101 0002 2262 22
BIC SOLADEST600
Kennwort: „Hilfe für den Nachbarn“

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