Herr A. war zwei Jahre bei der Bundeswehr, arbeitete in einer Drückerkolonne und war zeitweise obdachlos. Jetzt hat er seinen Weg gefunden und macht eine Ausbildung im Einzelhandel.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Fall 32: Der kontaktfreudige Herr A. hat jetzt seinen Weg gefunden. Er macht eine Ausbildung im Einzelhandel, denn der Umgang mit Menschen liegt ihm. Zuvor hat der junge Mann Anfang Zwanzig auf etlichen Abwegen gewandelt. Deshalb lebt er zurzeit in einer Einrichtung für straffällig gewordene junge Erwachsene. Vor eineinhalb Jahren zog er gerade noch rechtzeitig die Reißleine. Seine damalige Freundin hatte ihn nach einem Streit aus ihrer Wohngemeinschaft geworfen. Zwei Tage lebte Herr A. auf der Straße, dann stellte er sich der Polizei, weil er einen Neuanfang machen wollte. Wegen Eigentumsdelikten und Kreditkartenbetrug hatte er zuvor schon Sozialstunden abgeleistet. Deren erzieherischer Effekt war ausgeblieben und Herr A. hatte weitere Straftaten begangen. In der Einrichtung, die ihm durch die Polizei vermittelt wurde, bekommt er jetzt die Hilfe, die ihm vorher fehlte.

 

Streit mit Mutter und Vater

Schon früh war er als Jugendlicher auf sich selbst gestellt – teilweise durch eigenes Verschulden. Mit seinen getrennt lebenden Eltern hatte er gebrochen. Der Grund waren jeweils deren neue Partner. Der Vater holte ihn nach dem Zerwürfnis des Jugendlichen mit der Mutter zu sich. Neben vielen Auseinandersetzungen über Alltägliches brachte auch der Leistungsabfall des Sohnes in der Schule zusätzlichen Konfliktstoff mit sich. A. hat den Schulwechsel von einem nördlichen Bundesland nach Bayern nicht gemeistert.

Der Chef er Drückerkolonne erteilte Strafen

Nach dem Hauptschulabschluss verpflichtete sich A. bei der Bundeswehr. „Der Teamgeist und die Kameradschaft haben mir gut gefallen“, erzählt er. Aber als eine Versetzung nach Norddeutschland anstand, strich A. die Segel und landete in einer Drückerkolonne. „Ich habe nicht nur Zeitschriften, sondern auch Datensätze und Handyverträge verkauft“, berichtet er. „Mein Charakter hat sich in dieser Zeit ziemlich verändert. Ich bin richtig aufdringlich geworden“, charakterisiert er das Leben bei den Drückern. Nur durch Dreistigkeit hatte er Verkaufserfolge an der Haustüre. Blieben diese aus, bestrafte ihn der Kolonnenführer. „Zum Beispiel musste ich zwei Stunden lang denselben Satz schreiben, der besagt was ich morgen besser mache.“ Mit dem Chef hatte A. eines Tages großen Streit. Als Rache zerschnitt dieser ihm seine gesamte Kleidung. A. verschwand und lebte mittellos auf der Straße. Von dort holte ihn der Kolonnenführer nach zwei Monaten wieder zurück. Kurze Zeit später zog A. mit seiner damaligen Freundin in den Mittleren Neckarraum.

Freizeit soll den Teamgeist fördern

Herr A. kann an einer Freizeit der sozialpädagogischen Einrichtung, in der er lebt, teilnehmen. Bei der Freizeit soll der Teamgeist gefördert werden. Die Teilnehmer müssen jedoch einen Eigenanteil von 120 Euro beisteuern. Von seinem schmalen Budget, das nach Abzug der Unkosten noch übrig bleibt, kann er das nicht bezahlen. Mit seinen Eltern möchte der junge Mann nach sieben Jahren Funkstille Kontakt aufnehmen. Die Mutter konnte er bisher nicht ausfindig machen. „Vielleicht hat sie geheiratet und hat einen anderen Namen“, vermutet er.

Hilfe für den Nachbarn

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