Die Läden der Schwäbischen Tafel werden täglich mit Lebensmittelspenden beliefert. Damit die Kühlkette bei Milchprodukten, Wurst und Fleisch nicht unterbrochen wird, hat die Schwäbische Tafel einen neuen Kühltransporter gekauft. Möglich wurde dies durch eine Großspende der Hilfe für den Nachbarn, die somit vielen Menschen zugute kommt.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Der weiße Transporter von Renault riecht noch ganz neu und kein Kratzer verunziert seinen Lack. Seit Kurzem ist der Kühlwagen im Besitz des Vereins Schwäbische Tafel. „Bis auf zwei Grad können wir die Temperatur im Laderaum zurückdrehen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende des Vereins Edgar Heimerdinger. Das ist wichtig für Molkereiprodukte, Wurst und Fleisch, denn die Kühlkette darf nicht unterbrochen werden, wenn die Waren in einem der fünf Tafelläden weiterverkauft werden sollen.

 

Finanziert wurde der neue Transporter mit einer Großspende der Hilfe für den Nachbarn. Der erste Kühltransporter war 2013 angeschafft und zur Hälfte aus Mitteln der Spendenaktion der Stuttgarter Zeitung bezahlt worden. So können jetzt wochentags in aller Frühe Waren aus den Frischetheken des Handels sehr viel schneller eingesammelt werden. Von der Zentrale in Möhringen aus werden die fünf Tafelläden beliefert. „Praktisch wird jedes Lebensmittelgeschäft in Stuttgart von uns angefahren“, berichtet Edgar Heimerdinger. „Jeder Fahrer hat morgens 20 bis 25 Stopps.“ Neben den Kühltransportern sind noch 22 weitere Fahrzeuge unterwegs.

Spenden kommen vom Einzelhandel und von Messen

Im Kühlregal des Möhringer Tafelladens stapelt sich an diesem Tag ein stattliche Posten Frischkäse: vom Portionsbecher bis zum Zwei-Kilo-Eimer für die Gastronomie sind alle Größen dabei. Solche Mengen und Größen kommen direkt vom Hersteller – oder von der Messe. Wenn dort beispielsweise die Intergastra zu Ende ist, können auch hier die Wagen der Tafel anfahren und einladen.

„Bis zehn Uhr müssen die Regale voll sein, dann kommen die Kunden“, erklärt Norbert Matheis, der das Geschäft in Möhringen leitet. 43 Mitarbeiter, in der Mehrzahl Ein-Euro-Jobber sowie 15 Ehrenamtliche, sorgen dafür, dass Salat und Kräuterbaguette für jeweils zehn Cent sowie Kirschlimonade und Schokolade mit Schneemannaufdruck, vakuumierte Leberpastete für 40 Cent und tiefgefrorene Maultaschen ohne Schweinefleisch für einen Euro pro Kilo nicht ausgehen. Laufend füllen die Mitarbeiter die Regale wieder auf. Hin und wieder gibt es Fleisch aus einem Bio-Großhandel, erzählt Matheis. „Das ist immer sofort weg, und da achten wir drauf, dass die Kunden keine Riesenmengen nehmen“, berichtet Matheis.

Wenn er die Ladentür aufschließt, strömen die Kunden schon, denn der Tafelladen-Käufer mit der amtlichen Berechtigung für den günstigen Einkauf weiß, dass nur kurz nach der Öffnung die Auswahl groß ist. Eine Stunde nach Öffnung ist der Spuk vorbei. Nur noch vereinzelt kommen Leute zum Einkaufen. Die meisten sind mit prall gefüllten Taschen längst auf dem Heimweg. Begonnen hat Matheis in Möhringen vor 18 Jahren mit sieben Mitarbeitern. Das dokumentiert eine Collage im Laden. 30 Kunden kamen damals pro Tag. Heute sind es 200. „Die Not wird größer“, kommentiert Heimerdinger den Anstieg. „Es gibt allein in Stuttgart 60 000 Menschen mit Bonuscard. Wenn sie jedoch alle in die Tafelläden kämen, könnten wir das überhaupt nicht bewältigen“, sagt er.

Die Warenspenden nehmen ab – die Not steigt

Die Kunden werden stetig mehr, die Warenspenden dagegen nehmen ab. Die Schwäbische Tafel hat zwar Firmen und Großhändler, die sie mit großen Mengen aus Überproduktionen oder mit fehlerhaft etikettierter Ware beliefern. Im Einzelhandel jedoch werde heute besser disponiert als früher, berichtet Heimerdinger. „Der arbeitet heute wirtschaftlicher und einer der Discounter gibt am Samstagnachmittag alles Verderbliche zum halben Preis ab. Für uns wird das Warenangebot dadurch kleiner.“ Die Entwicklung sei seit 2011 zu beobachten. „Unsere Erlöse sind deshalb um fünf Prozent gesunken“, rechnet er vor.

Dies sei zwar noch nicht dramatisch, falle angesichts der gleichzeitig gestiegenen Kosten für Sprit und Energie doch ins Gewicht. Spenden werden für die Schwäbische Tafel deshalb immer wichtiger, denn öffentlich gefördert wird sie nicht. 90 Prozent der Kosten erwirtschaftet der Verein selbst. So dankt Heimerdinger der Spendenaktion der Stuttgarter Zeitung für den Transporter, dessen Dienste vielen Menschen zugutekommen: „Der notwendige Kühltransporter wäre für uns nicht finanzierbar gewesen, denn wir haben in dem Sinn keine Rücklagen, weil wir nicht mit Gewinn arbeiten.“

Hilfe für den Nachbarn

Das Spendenkonto:
IBAN DE53 6005 0101 0002 2262 22
BIC SOLADEST600
Kennwort: „Hilfe für den Nachbarn“

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