Am Wochenende hat sich Stuttgart in einen Dampfkochtopf verwandelt. Und niemand sonst in der Stadt weiß besser, warum das so ist und wie lange die Hitze andauern wird als die Meteorologin Peggy Hofheinz.

Stuttgart - Morgens um halb elf erlebt Peggy Hofheinz, wie sich ein Kaltluftstrom in Stuttgart anfühlt. Die in der Decke installierte Klimaanlage bläst kühle Luft in das Büro der Meteorologin auf dem Schnarrenberg. Längst hat sich Stuttgart in einen Dampfkochtopf verwandelt: Auf den Straßen in Bad Cannstatt flanieren zwei Damen mit Regenschirmen, die sie vor der Hitze schützen. Ein pflichtbewusster Anwohner kehrt den Bürgersteig. Mehr als Sandalen und eine kurze Hose trägt er nicht. Erste Karawanen bahnen sich den Weg in die Freibäder, nur Frau Hofheinz hat es kühl. Stuttgart schwitzt – und niemand sonst in der Stadt weiß besser, warum das so ist und wie lange die Hitze andauern wird als Peggy Hofheinz.

 

Sie ist die Wetter-Weise vom Schnarrenberg. Seit 1958 wird dort, wo sich der Blick zwischen Reben hindurch zum Neckartal öffnet, das Wetter erfasst. Es ist für den Deutschen Wetterdienst (DWD) eine Hightech-Arbeit geworden, kein Job für Menschen, die schnell die Übersicht verlieren. Vor Peggy Hofheinz stehen sechs Monitore: sie zeigen Hoch- und Tiefdruckgebiete, Wolken und Gewitterzellen, Luftfeuchtigkeit und Temperaturen. Stuttgart fiebert dem womöglich heißesten Tag seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen entgegen. Und Peggy Hofheinz sieht dunkelrot. Rote Farben markieren Temperaturen jenseits der 30-Grad-Grenze.

Der Hit des Tages: Eis, Eis, Baby

„Im Rheintal zwischen Offenburg und Mannheim könnten wir die 40-Grad-Marke knacken“, sagt die Meteorologin. Heiß wird es auch in den Ballungsräumen des Landes. Peggy Hofheinz hat die aktuelle Temperatur in Stuttgart im Blick: 31 Grad. Und es wird noch viel heißer. Alles, was kühlt, findet reißenden Absatz in der Stadt. Der Hit des Tages: Eis, Eis, Baby. Beim Marienplatzfest kommen Rasensprenger zum Einsatz. Auf dem Schnarrenberg klingelt das Telefon. Ein Mann will mit seinem Motorboot auf den Bodensee hinaus. Ob ein Gewitter im Anmarsch sei? Wie es am Nachmittag aussehe? Ob er auch dann noch gefahrlos auf den See hinaus könne? In Stuttgart öffnet Peggy Hofheinz auf einem der Monitore ein Vorhersagefenster. Die Meteorologin gibt dem Mann grünes Licht, sie hat ein Luxusproblem gelöst.

An Tagen wie diesen kann es passieren, dass ihr Telefon nicht mehr stillsteht. Vor allem dann, wenn Gewitter angesagt sind. Plötzlich wollen alle von ihr wissen, ob mit Hagel zu rechnen sei und wo es am heftigsten kracht. Zu den Stammkunden des DWD zählen Polizei, Katastrophenschutz und Feuerwehr. Mit den privaten Kunden verdient der DWD sein Geld. Auf dem Schnarrenberg melden sich Dachdecker und Baufirmen, Konzertveranstalter und Landwirte. Am nächsten Wochenende findet in Stuttgart das Lichterfest statt. Beim DWD werden demnächst besorgte Anrufe eingehen.