Abgänger von Hochschulen für angewandte Wissenschaften loben die guten Einstellungschancen und den hohen Praxisbezug im Studium. Doch bei einigen hapert es mit den Aufstiegsmöglichkeiten.

Stuttgart - Die Absolventen der Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) in Baden-Württemberg sind mit ihrem Studium außerordentlich zufrieden. 60 Prozent würden sogar definitiv genau dasselbe noch einmal studieren, weitere 24 Prozent tendieren dazu. Das ergibt die neueste Befragung des Statistischen Landesamts. Bei den Informatikern sind sogar 94 Prozent so zufrieden, dass sie das Fach wieder wählen würden. Zu der hohen Zufriedenheit tragen die guten Einstellungschancen bei.

 

Praxis überzeugt

94 Prozent der Absolventen der Jahrgänge 2011 und 2014, die an der Studie teilnahmen, haben im Anschluss an ihr Studium eine Stelle gefunden, berichtete Martin Votteler, der Vize-Präsident des Statistischen Landesamts. Auch das Studium bewerteten die meisten der 6069 Teilnehmer positiv. Besonders angetan sind sie vom Praxisbezug der Angebote (82 Prozent) und der praktischen Erfahrung der Hochschullehrer (79 Prozent). Dennoch wünschen sich viele noch mehr praktische Bezüge und noch mehr Anwendung des Fachwissens (52 Prozent). Auch schlagen 53 Prozent der Befragten vor, die Hochschulen sollten ihre Angebote zur Berufsorientierung und zur Bewerbungsstrategien verbessern.

Rückmeldung für passgenaue Studiengänge

Die HAW, die ehemaligen Fachhochschulen, lassen schon zum neunten Mal die Daten erheben. Das diene den Hochschulen zur Weiterentwicklung und zur Qualitätssicherung, wie Bastian Kaiser, der Vorsitzende der HAW-Rektorenkonferenz betonte. „Wir wollen passgenaue Studiengänge anbieten, dazu brauchen wir die Rückmeldungen“, sagte Kaiser, der Rektor an der HAW Rottenburg ist. Die Ergebnisse der Befragung nannte der „in hohem Maße zufriedenstellend“. Die regelmäßige Befragung habe über die Jahre hinweg stets gute Ergebnisse geliefert. Sie zeigt laut Kaiser, dass die HAW, die in den vergangenen neun Jahren um 30 Prozent gewachsen seien, den Ausbau gut gemeistert hätten.

Mehr Aufstiegsmöglichkeiten gefordert

Doch es ergeben sich auch Forderungen aus der Erhebung. Kaiser appellierte an das Land, die Aufstiegsmöglichkeiten von Beamten zu ändern. Gegenwärtig werden Absolventen der HAW meist in den niedriger dotierten gehobenen Dienst aufgenommen, während Universitätsabsolventen in die höhere Beamtenlaufbahn eintreten. Entsprechend zeigen sich viele HAW-Absolventen relativ unzufrieden mit ihren Karrierechancen. Dafür vergaben sie nur 61 von hundert Punkten. „Die Unterscheidung passt nicht zur Bachelor-Master-Struktur“, sagte Kaiser. HAW wie Universitäten bilden Bachelor und Master aus.