Besucher werfen Essensreste ins Gehege des Streichelzoos im Höhenpark auf dem Killesberg – das Lama Mimmi wäre daran fast verendet. Deshalb musste es auf seine alten Tage noch umziehen.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Mimmi lebt nicht mehr im Höhenpark auf dem Killesberg. Am Wochenende vor Ostern hat die Lama-Dame ein neues Zuhause bezogen. Die Tierpflegerinnen Susanne Miniböck und Anita Konnopka haben sie zu ihrem eigenen Wohl an einen Tierfreund verschenkt, weil sie befürchtet haben, dass Mimmi das nahende Frühjahr und die erwarteten Besuchermassen im Park nicht überleben wird. Zweimal innerhalb weniger Monate war die Lama-Dame an Durchfall erkrankt – und der ist für Wiederkäuer lebensgefährlich.

 

Mimmi ist ein Opfer der Gedankenlosigkeit von einigen Besuchern im Streichelzoo. „Im Gehege der Tiere finden wir immer mal wieder Küchenabfälle wie Kohl oder Brot“, berichtet Anita Konnopka. Auch Popcorn, Pizza, Kekse und Schokolade haben sie und Susanne Miniböck schon bei den Tieren gefunden. Mimmi war besonders zutraulich und hat sich am Zaun von den Besuchern füttern lassen. Eine Tatsache, die ihr fast zum Verhängnis geworden wäre. „Sie war damals ohnehin schon sehr schlank, weil sie ein Jungtier hatte, und wenn dann noch Durchfall dazukommt, wird es richtig ernst“, berichtet Anita Konnopka.

Auch der Nachwuchs war in Gefahr

„Im Herbst haben wir sie gefunden und sie konnte schon gar nicht mehr alleine aufstehen, weil sie so geschwächt war“, erzählt sie. Die beiden Tierpflegerinnen haben Mimmi dann gemeinsam mit ihrem Nachwuchs ins Tierhaus geschleppt, damit sie sich dort wieder erholen konnte. Den Durchfall konnten sie mit Medikamenten heilen. Glücklicherweise war Mimmis Junges zu diesem Zeitpunkt schon so weit entwickelt, dass es alleine feste Nahrung zu sich nehmen konnte. Wäre es noch von der Milch seiner Mutter abhängig gewesen, wäre auch das Jungtier lebensgefährlich bedroht gewesen. Mehrere Wochen blieben die beiden im Tierhaus. Anfang des Jahres bekam Mimmi wieder Ausgang im Gehege, und kaum war sie draußen, bekam sie erneut Durchfall, weil sie schon wieder von Besuchern Abfälle und vermeintliche Leckerbissen zu fressen bekam.

Mimmi kam ins Tiergehege als sie ein halbes Jahr alt war. Jetzt ist sie 13 Jahre alt und war einer der Lieblinge von Susanne Miniböck, die seit 20 Jahren Tierpflegerin auf dem Killesberg ist und das Lama aufgezogen hat. „Mimmi hätte hier in ihrer gewohnten Umgebung und mit den Pflegerinnen, die sie kennt, ihren Lebensabend genießen können. Jetzt musste sie auf ihre alten Tage umziehen und versteht die Welt nicht mehr“, bedauert Susanne Miniböck das Tier. Lamas werden 17 bis 18 Jahre alt. Fast jedes Jahr gebar Mimmi ein Jungtier, insgesamt neun Tiere, erzählt Anita Konnopka. Der aktuelle Nachwuchs bleibt jetzt noch für kurze Zeit ohne Mutter im Gehege des Streichelzoos, ist aber bereits verkauft und wird demnächst ebenfalls umziehen. Lamas sind Herdentiere. Im Streichelzoo auf dem Killesberg leben jetzt ein Lama, ein Lama-Alpaka-Mischling, ein Alpaka und demnächst als Ersatz für Mimmi die fünfjährige Alpaka-Dame Gerda.

Die Tierpflegerinnen verweisen auf das Fütterverbot

Susanne Miniböck und Anita Konnopka weisen mit Nachdruck darauf hin, dass keines der Tiere in den Gehegen auf dem Killesberg gefüttert werden darf. Zurzeit gehören Ponys, Esel, Schafe, Ziegen, Schweine, Gänse, Enten, Hühner und Wasservögel zu ihren Schützlingen. Ausschließlich das Futter aus den Automaten ist erlaubt. Dabei handelt es sich um Pellets aus gepresstem Heu. Alles andere macht die Tiere krank. „Wenn jemand beobachtet, dass ein Besucher Küchenabfälle oder Ähnliches gibt, soll er bitte darauf hinweisen, dass das schädlich ist“, sagt Anita Konnopka. „Wenn der Park voll ist, muss es eigentlich immer jemanden geben, der so etwas mitbekommt“, sagt sie und hofft auf die Mithilfe der Besucher.