Die Polizei kommt dem 55 Jahre alten Pensionär durch einen Überfall in Freudenstadt auf die Spur.

Böblingen - Die Morde auf Parkplätzen im Hölzertal bei Magstadt (Kreis Böblingen) und im hessischen Mörfelden-Walldorf sowie der Überfall auf einen Autofahrer in Freudenstadt sind laut der Polizei aufgeklärt. Die Beweise gegen einen 55 Jahre alten Esslinger seien erdrückend, heißt es. Der Mann ist am Samstagvormittag in seiner Wohnung verhaftet worden, er sitzt jetzt im Gefängnis in Stuttgart-Stammheim. Es handelt sich laut der Polizei um einen bisher unbescholtenen Pensionär. Der ehemalige Beamte ist verheiratet und kinderlos. Er stammt ursprünglich aus Norddeutschland und wohnt seit rund 30 Jahren im Großraum Stuttgart.

Ob er im Homosexuellen-Milieu verkehrt habe, werde noch überprüft, sagte Rüdiger Winter, der Leiter der Böblinger Kriminalpolizei. Die Parkplätze, auf denen am 8. Mai dieses Jahres der 30-jährige Heiko S. und am 2. Juli der 70 Jahre alte Friedrich L. ermordet worden waren, gelten als Homosexuellentreffs. Fraglich ist, ob den Mörder Hass auf Homosexuelle angetrieben haben könnte oder er es auf Geld abgesehen hatte.

Dem mutmaßlichen Doppelmörder war die Polizei durch das Kennzeichen seiner dunklen BMW-Limousine auf die Spur gekommen. Das in Esslingen zugelassene Auto war nach dem Überfall auf dem Marktplatz in Freudenstadt am 6. Juni, wo dieselben DNA-Spuren wie im Hölzertal gefunden wurden, in einer Nebenstraße von der Polizei fotografiert worden. Nachdem Heiko S. im Hölzertal ermordet worden war, hatte ein Ehepaar, das auf dem dortigen Parkplatz anhalten wollte, ebenfalls eine dunkle Limousine mit Esslinger Kennzeichen bemerkt.

Zigarettenstummel ermöglicht DNA-Abgleich


Am vergangenen Freitag konnte schließlich die Identität des Besitzers festgestellt werden. Zudem habe ein Phantombild, das mit Hilfe von Zeugen in Freudenstadt sowie nach den Angaben des dort überfallenen Autofahrers angefertigt worden war, "deutliche Ähnlichkeiten mit dem Foto des Esslingers aufgewiesen", sagte Rolf Straub von der Polizei in Freudenstadt. Ausschlaggebend für die Festnahme sind letztlich aber die genetischen Fingerabdrücke. Der 55-Jährige hatte in Freudenstadt den 62 Jahre alten belgischen Autofahrer überfallen und mit einem Klappmesser bedroht. Der Belgier konnte ihn jedoch in die Flucht schlagen. Zuvor hatte der Räuber auf einer Parkbank geraucht und die Zigarettenkippen weggeworfen. Ein Abgleich der DNA auf den Stummeln mit der DNA von Blutpartikeln im Auto von Heiko S. ergab eine Übereinstimmung.

Der Zusammenhang zwischen dem Magstadter Mord und dem in Mörfelden war schon zuvor durch die Übereinstimmung der Projektile hergestellt worden. Beide Opfer sind demnach mit derselben Waffe erschossen worden. Es ist eine Pistole des Schweizer Herstellers Hämmerli, die für Sportschützen hergestellt wurde. Die Waffe fanden die Beamten jetzt in einer Umhängetasche im Kofferraum des BMW, der in einer Esslinger Tiefgarage geparkt war. Die dazu passende Munition lag daneben, es handelt sich um das seltene Kaliber 32 Wadcutter mit der Herstellerbezeichnung MRP, das seit 14 Jahren nicht mehr hergestellt wird. Außerdem stieß die Polizei auf einen Rucksack, in dem der 55-Jährige Maskierungsutensilien aufbewahrt hat. Daneben fanden die Beamten ein Elektroschockgerät und einen handgeschriebenen Zettel mit dem Hinweis: "Das ist ein Überfall. Bleiben Sie ruhig, keinen Alarm schlagen, dann passiert keinem etwas."

Der Verdächtige sei bei seiner Festnahme in sich zusammengesackt, sagte der Böblinger Kripochef Winter. "Man hatte den Eindruck, dass er wusste, warum er festgenommen wird." Er schweige bisher zu den Tatvorwürfen. Nicht ausgeschlossen werden kann, dass es sich bei den bisher bekannten Taten, für die der 55-Jährige verantwortlich gemacht wird, um Raubüberfälle handelt. Bei Heiko S. war kein Geldbeutel sichergestellt, Friedrich L. war nackt gefunden worden. Laut Karlheinz Treusch von der Polizei in Hessen seien dessen Kleider bisher verschwunden. "Wir vermuten, dass der Mann weitere Straftaten verübt hat oder ausführen wollte", sagte Winter.