Die Siedlergemeinschaft Hoffeld setzt sich seit siebzig Jahren für das Miteinander in der Nachbarschaft ein.

Stuttgart-Degerloch - Der Schock traf ihn in der Kur. Seine Lebensgefährtin informierte Uli Demeter im Juli am Telefon über den rassistischen Brief, den eine Hoffelder Familie im Briefkasten fand. Sie mussten Beschimpfungen lesen, weil die Hautfarbe des Vaters dunkler ist als die vieler anderer Bürger. Tief berührt habe ihn der Vorfall, sagt Uli Demeter. Er ist der Vorsitzende der Hoffelder Siedlergemeinschaft. „Ich habe die Familie besucht und mich entschuldigt.“ Für eine Tat, die er nicht begangen hat und die er abscheulich findet. Denn „das ist das Gegenteil von dem, was die Siedlergemeinschaft ausmacht“.

 

Der Verein, der für alle Hoffelder offen ist, beruht auf einer Tradition, die den Traum von einem gemeinschaftlichen Gesellschaftsmodell beinhaltet. 1932 errichteten die ersten Siedler Häuser in Hoffeld und gründeten die Siedlergemeinschaft. Das gute Miteinander war damals überlebenswichtig. Denn in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise kauften die Siedler vieles gemeinsam ein, was sie als Selbstversorger für den Obst- und Gemüsebau oder die Kleintierzucht benötigten. Es war aber auch gewollt, weil viele Siedler mit der Arbeiterbewegung sympathisierten.

„Jeder kann uns anrufen, wenn es Streit mit den Nachbarn gibt“

Siebzig Jahre später geht die Bestellliste immer noch zweimal im Jahr durch die Hände der 168 Mitglieder. Dann können sie ankreuzen, was gemeinsam für die Gartenpflege gekauft und in der Siedlerhütte eingelagert wird. Überlebenswichtig wie zu Gründerzeiten der Siedlung ist das nicht mehr. Eher ein Symbol für das Miteinander. Mehr als ein Symbol sind Feste wie die Hocketse im Sommer oder der Altennachmittag in der Adventszeit. Sie sollen den Hoffeldern, die nicht mehr alle aus alten Siedlerfamilien stammen, die Gelegenheit geben, sich ungezwungen kennen zu lernen.

Und wenn es zwischen Hoffeldern, die sich schon lange kennen, zu Schwierigkeiten kommt, greift die Siedlergemeinschaft gleichfalls ein. „Jeder kann uns anrufen, wenn es Streit mit den Nachbarn gibt“, sagt Demeter. Die Siedler versuchen in solchen Fällen als Mediatoren einen Gang zum Anwalt überflüssig zu machen. „Was fast immer gelingt“, sagt Demeter. Zwischen dem Hoffelder Rassisten und seinen Opfern würde Demeter aber nicht vermitteln wollen. Weil er ein solches Verhalten für schlichtweg indiskutabel hält. „Fremdenhass hat bei uns nichts zu suchen“, sagt er. „Das werden wir Siedler nicht dulden.“

Anschrift Hoffeldstraße 273, 70597 Stuttgart Telefon 07 11 / 8 96 50 31 18 Mail demeter@come.de Web www.siedlergemeinschaft-hoffeld.de Vorsitzender Uli Demeter Gründungsjahr 1932 Mitgliederzahl 168

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