Wie vor fast jedem Turnier gab es auch diesmal zuletzt große Diskussionen über die wacklige deutsche Abwehr – vor allem nach dem 3:5 gegen die Schweiz. Muss man sich gegen Portugals Offensive Sorgen machen?
Es ist oft so gewesen, dass Vorbereitungsspiele nicht besonders prickelnd waren. Sie haben nur eine beschränkte Aussagekraft, denn der Fokus liegt auf der Trainingsarbeit. Wenn Deutschland in ein Turnier gestartet ist, hat es meistens anders ausgesehen. Das wird auch dieses Mal wieder so sein. Ich bin überzeugt davon, dass wir gegen Portugal einen guten Start hinlegen.

Was wäre Ihnen lieber: ein 1:0 oder ein 4:3?
Ein 1:0.

Unter Joachim Löw jedoch gilt die Devise, dass Gegentore nicht so schlimm sind, solange nur vorne genügend Tore fallen. Ist Ihnen als Verteidiger das Spiel zu offensiv?
Wir haben nun einmal eine Spielphilosophie, die offensiv ausgerichtet ist, wir wollen attraktiven Fußball spielen. Das heißt aber nicht, dass wir in der Defensive nicht trotzdem kompakt stehen wollen. Ich will jedes Mal zu null spielen

Es gibt den Spruch, die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Titel. Gilt der noch für die deutsche Nationalmannschaft?
Der gilt in jedem Wettbewerb. In der Meisterschaft, in der Champions League und natürlich auch bei der Europameisterschaft. Wenn bei uns jeder seine Leistung abruft, wird es für jede Mannschaft schwierig durchzukommen und gegen uns Tore zu schießen. Und nach vorne wissen ja alle, was wir draufhaben. Da geht so richtig die Post ab. Wir müssen einfach eine gute Balance finden zwischen Defensive und Offensive. Dann sind wir schwer zu schlagen.

Davon sind nicht alle überzeugt. Haben Sie dieser Tage das Interview mit dem früheren niederländischen Starstürmer Marco van Basten gelesen?
Nein. Was hat er denn gesagt?

Er meinte, Sie seien kein zentraler Mann, da Sie nicht genügend Persönlichkeit hätten.
Was soll ich zu diesem Zitat sagen? Soll er doch mal den Arjen Robben fragen.

Spornt Sie so eine Kritik an?
Ehrlich gesagt: Ja. Das spornt mich an. Es ist zwar nicht so, dass ich dadurch wütend werde, aber ich will gerade dann meine Qualität zeigen. Ich habe großes Vertrauen in meine Fähigkeiten und weiß, dass ich dieses Jahr einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht habe.

Fühlen Sie sich trotzdem bisweilen noch unterschätzt?
Das Wichtigste ist für mich das direkte Feedback. Bei den Bayern und in der Nationalmannschaft, da werde ich geschätzt, das weiß ich. Was draußen über mich gesagt und gedacht wird, das kann man vielleicht ein bisschen steuern, letztlich aber nicht ändern. Außerdem bin ich erst 23 und entwickle mich noch weiter. Man wird mich deshalb irgendwann anders sehen – hoffentlich schon während dieser EM.