Hollywoodstar Benicio Del Toro (48) spielt oft Finsterlinge, fällt am Set aber durch lautes Lachen auf. Drogen spielen in vielen seiner Filme eine Rolle – privat nimmt der Schauspieler noch nicht einmal ein Aspirin.

Stuttgart. - Benicio Del Toro ist nicht leichteste Gesprächspartner. Man rechnet mit den Schlimmsten, als er bei den Filmfestspiele in Cannes seinen Drogenthriller „Sicario“ präsentiert. Tatsächlich guckt Del Toro beim Interview so grimmig, wie man es aus vielen seiner Filme kennt. Doch als sich nach zehn Minuten ein Lachen im Gesicht des Puerto-Ricaners abzeichnet, ist der Damm gebrochen.

 
Mr. Del Toro, Sie sehen nicht so blendend gelaunt aus. Fast als hätten Sie sich eine brennende Zigarette auf der Haut ausgedrückt...
Was?
Sorry, das sollte ein Scherz sein. Das mit der Zigarette haben Sie doch mal für eine Rolle gemacht, seither gelten Sie als Method Actor, der sich jeder Rolle mit Haut und Haar verschreibt.
Ach so, verstehe. Ich bin tatsächlich durchaus bereit, für meine Arbeit an meine Grenzen zu gehen. Oder auch mal darüber hinaus. Aber das mit dem Method Actor würde ich nicht unterschreiben. Ich habe bei Stella Adler gelernt, die einen anderen Ansatz der Schauspielerei verfolgt hat.
Sie sind also auch nicht jemand, der während des gesamten Drehs in seiner Rolle verharrt?
Nein, das tue ich nicht. Aber ich gehe früh ins Bett, um mich nicht abzulenken.
Lassen Sie uns trotzdem einen Moment bei der Grenze zwischen dem Menschen Benicio Del Toro und seinen Rollen bleiben. Beim Blick auf Ihre beiden neuen Filme „Sicario“ und „A Perfect Day“ drängt sich die Frage auf: sind Sie ein politischer Mensch?
Ganz ehrlich? Eigentlich nicht sonderlich. Ich bin sicherlich als politisch denkender Mensch erzogen worden, schon weil meine beiden Eltern Anwälte sind. Und ich gucke die Nachrichten und lese Zeitung. Aber das war’s.
Zumindest lässt sich aber das Thema Drogen oder präziser: der Drogenkrieg als roter Faden ausmachen. Das legt den Verdacht nahe, dass Ihnen die Sache persönlich am Herzen liegt?
Persönlich nicht in dem Sinne, dass ich oder meine Familie direkt davon betroffen sind. Ich lebe nicht an der US-mexikanischen Grenze. Eher würde ich sagen, dass die dauerhafte Präsenz dieses Thema in den Filmen ein Zeichen dafür ist, dass der Drogenkrieg zu den ganz großen Themen unserer Zeit gehört. Vielleicht ist er sogar der wichtigste internationale Konflikt unserer Generation.
Aber es lassen sich doch immer wieder mal Erfolge vermelden? ,
Doch, selbstverständlich. In Kolumbien etwa ist man Pablo Escobar, mit dem ja vieles anfing und den ich in dem Film „Escobar“ gespielt habe, losgeworden und hat dieses Kapitel hinter sich lassen können. Die USA haben sich mit dem kolumbianischen Militär vor Ort zusammengetan, um ihn zu finden und zu erschießen, das war der Schlüssel zum Erfolg. Aber ist Kolumbien deswegen heute drogenfrei? Natürlich nicht. Jedes Vakuum wird ja sofort wieder gefüllt, wenn auch vielleicht auf andere Weise. Ich wüsste jedenfalls von keinem Land, das nicht in irgendeiner Form ein Drogenproblem hat.