Der extrem warme Sommer macht sich bei der Holzernte nicht so stark bemerkbar wie gedacht. Die Schädlingsvermehrung hält sich in Grenzen.Für die Erntemaschinen nennt der Forstamtschef die Bedingungen ideal.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Rems-Murr-Kreis - Die Holzernte hat in diesem Jahr früh begonnen. Im staatlichen Forst ist man mit dem Nadelholz schon weitgehend durch. Jetzt geht es so langsam dem Laubholz an die Stämme, nachdem die Bäume ihre Blätter abgeworfen haben und nicht mehr im Saft stehen.

 

Seit Ende August sind die Waldarbeiter mit dem Holzeinschlag beschäftigt. Wegen des extrem heißen Sommers hatte man insbesondere bei der Fichte einen starken und frühen Borkenkäferbefall befürchtet. „Doch der Borkenkäfer lehrt uns immer wieder Neues“, sagt Martin Röhrs, der Leiter des Geschäftsbereichs Forst im Landratsamt. Die zu erwartende Massenvermehrung der Schädlinge sei bisher ausgeblieben. Dennoch rät Röhrs auch den Verantwortlichen der Privat- und Kommunalwälder dringend, die Winterphase zu nutzen, um befallenes Holz aus dem Wald herauszuholen. Der trockene Sommer habe einigen Bäumen zugesetzt, bei manchen, wie etwa der Weißtanne, würden die Schäden indes meist erst im Folgejahr sichtbar.

Nachhaltigkeitsprinzip im Staatsforst

Grundsätzlich gelte bei der Holzernte – zumindest im Staatswald – ein striktes Nachhaltigkeitsprinzip, sagt Röhrs. Das heißt, es darf nicht mehr Holz geschlagen werden, als nachwächst. Alle zehn Jahre werde dazu eine Planung für alle Forstdirektionen aufgestellt. Die neusten sogenannten Hiebsätze seien erst kürzlich festgelegt worden. Insgesamt sei dabei die Bewirtschaftungsfläche verkleinert worden. Zu den fünf Prozent, die als Waldrefugien weitgehend sich selbst überlassen werden müssen, sollen die Förster weitere rund fünf Prozent als sogenannte Habitatbaumgruppen ausweisen. Dazu wird eine Gruppe von jeweils zehn bis 15 älteren Bäumen, die etwa baumbrütenden Vogelarten oder Mikroorganismen einen Lebensraum bietet, mit weißen Wellenlinien markiert, um auch als Totholz bis zu ihrem natürlichen Absterben, Zusammenbrechen und der Zersetzung im Wald erhalten zu bleiben. „Zehn Prozent der Waldflächen im Staatsforst werden gewissermaßen stillgelegt, so dass statt der bisher 141 000 Festmeter nur noch 127 000 in das Nutzungskonzept fallen“, sagt Röhrs.

Für Holzernte „ideale“ trockene Waldwege

Diese Flächen würden so schonend wie möglich bewirtschaftet. Deshalb kann der Forstamtschef einen erbosten Anruf einer Bürgerin, die sich auch bei unserer Zeitung über massive Schäden durch schwere Holzerntemaschinen im Wald beschwert hat, nicht verstehen. Während die Situation im vergangenen Jahr, nachdem es im Winter kaum Frost gegeben hatte, tatsächlich nicht einfach gewesen sei, habe man durch die trockenen Böden zurzeit nahezu ideale Bedingungen. „Es gibt nur wenige Verschmutzungen und so gut wie keine Verdrückungen oder Vertiefungen in den Böden“, sagt Röhrs. Man wisse durchaus um die Problematik und reagiere deshalb schon seit Jahren sowohl organisatorisch als auch technisch darauf. Das Nadelholz werde so früh wie möglich eingeholt, das Laubholz möglichst dann aus dem Wald transportiert, wenn die Böden hart gefroren seien. Auch unter den schwierigen Bedingungen des vergangenen Jahres habe man sich um Schadenbegrenzung bemüht, indem etwa die Waldeinfahrten eigens mit Schroppen befestigt wurden.

Beim Verkauf der aktuellen Ernte erwartet der Forstamtsleiter halbwegs stabile Preise. Nur beim Nadelholz werde es möglicherweise Einbußen geben. Der Frühjahrsorkan Niklas, der insbesondere über Bayern gewütet hatte, habe im süddeutschen Raum zu einem gewissen Überangebot geführt. Auch hierauf werde man reagieren, sagt Röhrs – und im ersten Quartal des kommenden Jahres einfach weniger Nadelholz einschlagen.

Der Heimische Wald

Besitz
Insgesamt 35 000 Hektar, mehr als 40 Prozent der Fläche des Rems-Murr-Kreises, sind von Wald bedeckt. Der Staatswald bildet mit 45 Prozent den größten Anteil (Landesdurchschnitt: 24 Prozent). 21 Prozent des Waldes ist im Besitz der Kommunen, 34 Prozent der Flächen gehören privaten Eignern.

Zusammensetzung
Etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) des heimischen Waldes besteht aus Nadelbäumen. 31 Prozent des Gesamtbestandes sind Fichten, mit weitem Abstand folgen die Weißtanne (9 Prozent) und die Waldkiefer (7 Prozent). Eine ähnliche Verteilung der Anteile gibt es bei den Laubbäumen: 30 Prozent aller Bäume im Rems-Murr-Kreis sind Rotbuchen, es folgen anteilsmäßig die Eichen mit 7 Prozent und die Eschen (3 Prozent).