Der Holzgerlinger Schönbuchbahn-Aktivist Karl Heinz Faust regt an, auf die geplante Elektrifizierung zu verzichten. Das Land will Sparvorschläge prüfen.

Holzgerlingen - Er ist 86 Jahre alt und noch immer ziemlich rege. Der Holzgerlinger Karl Heinz Faust, der sich vor 30 Jahren mit einer Bürgerinitiative für die Reaktivierung der Schönbuchbahn einsetzte, regt in einem Brief an den Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) an, beim geplanten Ausbau der Strecke zwischen Böblingen und Dettenhausen (Kreis Tübingen) auf eine Elektrifizierung zu verzichten. Außerdem wendet er sich gegen die Verlegung des Haltestelle Holzgerlingen-Nord. Während der Minister den Sparvorschlag interessant findet, hält man ihn im Böblinger Landratsamt nicht für ideal. „In fünf bis sechs Jahren müssen wir uns ohnehin neue Fahrzeuge anschaffen“, sagt der Kreissprecher Dusan Minic. „Dann bringen Elektrofahrzeuge mehr Vorteile.“

 

Land will erst noch die Wirtschaftlichkeit prüfen

Die elektrobetriebenen Wagen seien „spurtschneller“, so Minic weiter. Das sei wichtig, um wie geplant die Fahrzeit zu verringern. Außerdem dürfe auch das Ziel nicht aus den Augen verloren werden, die Schönbuchbahn umweltfreundlicher zu machen. Darüber hinaus kosteten die Dieselfahrzeuge in etwa dasselbe wie die elektrischen Wagen, erklärt der Verkehrsdezernent des Kreises, Andreas Wiedmann.

Zwar ist der Ausbau unter dem ökologischen Aspekt auch dem Minister Hermann wichtig. Doch wie verlautet, müsse das Ganze unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten erst noch geprüft werden. Bei einer entsprechenden Lösung der Schalttechnik am Bahnübergang unweit der Haltestelle Holzgerlingen-Nord könnten sowohl der Übergang als auch der Halt bestehen bleiben. Die Kosteneinsparung würde bei fast 13 Millionen Euro liegen.

Kommt der 15-Minuten-Takt?

„Nun geht es darum, ob wir in diesem Fall auch im geplanten 15-Minuten-Takt fahren können oder ob der 30-Minuten-Takt wie bisher bestehen bleiben soll“, sagt der Verkehrsdezernent Wiedmann. Dazu müssten nochmals Experten gehört werden. Doch bisher gingen Gutachter davon aus, dass bei einem 15-Minuten-Takt eine Unterführung zwingend nötig sei.

Wiedmann spricht sich für eine Verlegung des Haltestelle Holzgerlingen-Nord nach Süden in Richtung Stadtteil Hülben aus. Entgegen der Meinung Fausts erklärt Wiedmann, die Wege dorthin seien für die Bewohner der nördlich gelegenen Stadtteile noch akzeptabel. Und auch die Schüler bräuchten bis zur Haltestelle nicht wesentlich länger. Richtig sei freilich, dass es – wie von Faust ins Feld geführt – an einem künftigen Halt Hülben ein Parkproblem gebe, am Stopp Holzgerlingen-Nord gebe es hingegen eine Park & Ride-Fläche. „Wir werden bei einer Verlegung der Haltestelle in Richtung Hülben“, so Wiedmann, „zusammen mit der Stadt Holzgerlingen versuchen, dort ein paar Plätze zum Halten oder Parken einzurichten.“

Elektrifizierung wird zurzeit mit 47,4 Millionen Euro kalkuliert

Der Teufel liegt für die Planer im Detail. Der Böblinger Landrat Roland Bernhard hält dennoch an den Ausbauplänen fest. „Wir haben hier doch keine Bimmelbahn. Mit einer Auslastung von 9000 Fahrgästen täglich haben wir so viele Nutzer wie eine S-Bahn“, betont er und protestiert gegen die Haltung des Verkehrsministers, der sich noch nicht klar zu einer Förderung geäußert hat und Sparvorschläge prüfen möchte. Allein die Elektrifizierung würde nach dem gegenwärtigen Stand der Kalkulation 47,4 Millionen Euro kosten. Einen weiteren Dieselbetrieb schließt Hermann deshalb nicht kategorisch aus. Denn die geplante Anschaffung von zehn Elektrofahrzeugen würde zusätzlich Kosten von rund 40 Millionen Euro verursachen.

Das Land hatte aber bereits deutlich gemacht, dass es die Anschaffung neuer Wagen nicht bezuschussen werde. Und auch die Höhe der Förderung einer Elektrifizierung steht in Frage. Bernhard jedoch pocht darauf, dass man schon lange einen Antrag gestellt habe und dadurch 75 Prozent an Zuschüssen vom Land erwarte.