An der Burg Kalteneck entsteht ein Park, der mit dem Museumsradweg verbunden wird. Die Umgestaltung des Burggartens kostet 700 000 Euro.

Holzgerlingen - Neue Sitzbänke, ein neuer Kinderspielplatz, ein Rastplatz am Museumsradweg, eine Kräutergartenanlage – an der Burg Kalteneck in Holzgerlingen ist einiges geplant. Am Dienstag erfolgte der offizielle Spatenstich

 

für einen neuen Burggarten, obwohl bereits seit mehr als einer Woche kräftig gearbeitet wurde. Tonnen von Erde sind umgeschichtet worden und nun ist bereits zu erkennen, wie das 2000 Quadratmeter große Areal einmal aussehen soll. Es erhält auch neue Eingänge und Wege und lädt künftig Bürger zum Verweilen ein.

Eine marode Abwasserleitung an der Burg hat die Stadt dazu bewogen, den gesamten Burggarten umzugestalten. „Wir wollen ihn aufwerten und für die Bürger besser zugänglich machen. Außerdem möchten wir hier Aufenthaltsqualität schaffen“ erläuterte der Bürgermeister Wilfried Dölker. Entscheidend sei freilich die finanzielle Unterstützung der Region gewesen. Der Holzgerlinger Gemeinderat hatte signalisiert, dass er lediglich Kosten in Höhe von einer halben Million Euro mittragen würde. Der aktuelle Kostenvorananschlag liegt jedoch bei rund 700 000 Euro. „Wir sind überaus dankbar, dass wir aus dem regionalen Fördertopf rund 200 000 Euro erhalten“, sagte Dölker. Nur dadurch könne Holzgerlingen das Projekt jetzt in Angriff nehmen.

Thomas Bopp: Weitere Perle an der Perlenkette

Entlang der Parkwege mit Aussichtsplätzen wird sich der Blick ins Aichtal öffnen. Das mit Bürgern der Planungswerkstatt entwickelte Gestaltungskonzept sieht neue Grünflächen auch an der historischen Brunnenanlage Häseltrog vor. Der Kinderspiellatz wird aufgefrischt. Ebenso das „grüne Klassenzimmer“ an der ehemaligen Seilerei, ein Ausflugsziel für Schulklassen. Auch eine Baumreihe mit Wildkirschen wird gepflanzt, am Wassergraben soll es Sitzstufen geben. Spätestens im nächsten Frühjahr soll der neue Burggarten fertig sein. „Wenn die Arbeiten weiter so voranschreiten, ist es schon an Weihnachten soweit“, meinte Dölker.

Der Stuttgarter Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) sprach zum Baustart von einer „weiteren Perle an der Perlenkette“, die er zuvor gar nicht gekannt habe. Bopp meinte die alterwürdige Burg Kalteneck, die der Stadt Holzgerlingen bereits seit Jahren als Kulturzentrum dient. Weil in der Nähe des Burggartens der Museumsradweg vorbeiführt, ergreift die Stadt jetzt die Chance, das „Kleinod“, wie sich Bopp ausdrückte, an die Route anzuschließen. Dafür wird ein Rastplatz für Radler geschaffen mit einer Informationsstele.

Gotische Fundamente

Zu den Sehenswürdigkeiten entlang der Radfahrroute gehört nun also auch das schmucke Wasserschlösschen, dessen Historie teilweise im Dunkeln liegt. Fest steht, dass in Holzgerlingen, das im Jahr 1007 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde, bereits im 11. Jahrhundert ein „Bürgle“ gestanden hat. Wie dieses aussah, ist nicht überliefert.

Bekannt ist jedoch, dass 1362 die gotischen Fundamente entstanden, auf denen die Burg heute noch steht. Doch auch sie lassen nur vermuten, wie das Gemäuer damals ausgesehen haben könnte. Die Schießscharten und die im Untergeschoss gelegene Dürnitz, ein beheizbarer Speise- und Gemeinschaftsraum, wie er in mitteleuropäischen Burgen und frühen Schlössern vorzufinden war, künden von einem wehrhaften Bau, der in Notzeiten den Bauern als Zufluchtsstätte diente und von den Herren oder Vögten Holzgerlingens bewohnt wurde.

Vor einigen Jahren wurde die Burg renoviert

Verbrieft ist, dass die Gräfin Elisabeth von Henneberg die Burg im Jahr 1363 erwarb. 18 Jahre später kam sie – wie damals ganz Holzgerlingen – in den Besitz des Hauses Württemberg. Die Chronologie weist im 19. Jahrhundert insgesamt elf unterschiedliche Eigentümer aus. Im 20. Jahrhundert diente die Burg vor allem zu Wohnzwecken. Um sie vor dem Verfall zu retten, wurde sie im Jahr 1957 anlässlich der 950-Jahr-Feier der Gemeinde renoviert. Im Jahr 1988 ging die Burg Kalteneck dann für knapp 900 000 Euro in das Eigentum der Gemeinde über. In die Renovierung steckte die Kommune vor Jahren bereits etwa eine Million Euro.