Horst Seehofer, in Sachen SMS tüchtig, auf dem Feld der sozialen Netzwerke eher Dilettant, hat seine Freunde auf Facebook zur Party geladen – und nicht nur „Likes“ kassiert.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Ist das nun alles vorauszusehen gewesen, als Horst Seehofer – in Sachen SMS ganz tüchtig, auf dem Feld der sozialen Netzwerke aber eher Dilettant – seine Freunde auf Facebook zur Fete einlud? Eigentlich schon, oder? Man schreibt dort ja eigentlich nicht ungestraft „jetzt möchte ich möglichst viele von Euch persönlich kennenlernen. Deshalb lade ich Euch alle am 8. Mai zu einer Fanparty ins P1 nach München ein. Bis dahin eine gute Zeit! HS“.

 

Was ihn selbst betrifft, kann man nicht unbedingt sagen, dass die letzten Tage völlig sorglos gewesen wären. Schließlich sah sich die CSU bereits am Freitag genötigt, ihre gewohnt vollmundigen Ankündigungen zu relativieren. Wer bis dahin noch nicht registriert wurde – und da waren es schon um die 2500 Menschen auf der Liste – sah sich einem möglichen Einlassstop gegenüber. Denn viel mehr als 1000 Leute im Saal und auf den Außenflächen gehen nun mal beim besten Willen nicht ins P1 im Münchner Haus der Kunst, einem auch schon ein bisschen in die Jahre gekommenen Treffpunkt der Münchner Ü-40-Szene. Gleichwohl fanden die Organisatoren bei der CSU, dass der Name P1 noch genug Klang habe – und überhaupt: wo der FC Bayern seine Pokale feiert, kann es für den bayerischen Ministerpräsidenten nicht ganz verkehrt sein .

Sein persönlicher Shitstorm

Dass nicht nur „geliked“ wird, wer sich auf Facebook produziert, musste HS bereits erfahren, als er virtuell und vorsorglich die Pforten der Diskothek schließen ließ. Sein persönlicher Shitstorm brachte Begriffe wie „Pfeife“, „Abschaum“ und „Heuchler“ mit sich, und es wurde schnell der Vorwurf laut, die CSU hänge sich nur an die Ideen der Piraten, ohne jedoch über deren Freibeutermut zu verfügen. Ansonsten, höhnte ein Kommentator, hätten die Christsozialen doch einfach geschwind das Olympiastadion mieten können.

Die CSU und namentlich ihr oberster Internetmann, Generalsekretär Alexander Dobrindt, sah sich zum Abwiegeln gezwungen: Man habe, so Dobrindt, in der Partei schließlich „genug Ahnung von Großveranstaltungen“. Dobrindt meinte biedere Basisversammlungen wie die CSU-Parteitage, die alternierend in Nürnberg und München stattfinden, und wirkte augenblicklich nicht mehr ganz so jung, wie er sich das selbst und für die Seinen vorgenommen hatte. Ebenfalls beschwichtigend zu Wort meldete sich der bayerische Innenminister Joachim Hermann, der vor Wochen noch eindringlich vor Facebook-Einladungen zu Partys gewarnt hatte. Mit einer „Einladung nach Hause“, so Herrmann, sei die Geschichte im P1 aber „überhaupt nicht zu vergleichen“. Ungern hatte er da registriert, dass der frühere NPD-Vorsitzende Udo Voigt sich rühmte, mit Kumpels das P1 für den Abend fest gebucht zu haben.

Man sah dann aber keinen Voigt – und überhaupt sehr, sehr wenige Menschen im P1, außer CSUler und Journalisten. Ein Party-Parteitägchen ohne Publikum, zwar mit viel Rock’n-Roll-Attitüde (berittene Polizei, Backstage-Pässe), aber ohne einen Hauch von Stimmung. Seehofer, den die Mitarbeiter nicht zeitig „in die leere Gasse schicken“ wollten, kam spät. Dann begann es zu regnen. Zu sagen gab es eh nicht viel. Seehofer war ziemlich allein im P1. Wie man ihn kennt, wird das weder dem realen, noch dem virtuellen Horst Seehofer eine Lehre sein.