Das frühere Hotel Gambrinus an der Möhringer Landstraße könnte bald endgültig Geschichte sein. Das Amt für Stadtplanung hat den Bezirksbeirat Stuttgart-Vaihingen über die mögliche Neubebauung informiert.

Vaihingen - Nach der Nutzung als Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gibt es an der Möhringer Landstraße 26, im einstigen Hotel Gambrinus, seit Anfang des Jahres wieder Zimmer für Übernachtungsgäste. Der Betreiber der Kette Pension 21 hat neue Gästezimmer im Eckhaus zur Scharrstraße eingerichtet. Doch auch das könnte nur eine Episode sein. In der Sitzung des Bezirksbeirats Stuttgart-Vaihingen am Dienstag gewährte Michael Hausiel vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung erste Einblicke in die informelle Konzeption für ein Projekt auf dem Gelände Möhringer Landstraße 22/26, die als Baugesuch eingebracht werden soll.

 

Noch befindet sich das Vorhaben, das den Abriss des bestehenden Gebäudes zur Folge hätte, vor der konkreten Planungsphase. Mit einem Aufstellungsbeschluss rechnet Hausiel wegen der Priorisierung anderer Bauvorhaben nicht vor Ende des Jahres. Klare Vorstellungen gibt es aber bereits: Der angestrebte Neubau soll direkt an das neue Wohngebäude Möhringer Landstraße 18/20 anschließen und sich auch optisch in die Umgebung einpassen.

Stadt will Baulinie nach hinten versetzen

Anvisiert sind zwei parallele Gebäude mit je drei Vollgeschossen und einem Dachgeschoss. Vorgesehen ist eine Mischnutzung: Im Erdgeschoss sollen kleine gewerbliche Einheiten Platz finden, darüber wird Wohnraum entstehen. Verglichen mit dem Gambrinus-Gebäude will man die Baulinie von der Straße aus um 4,80 Meter nach hinten versetzen. So würde mehr Platz für einen bis zu zwei Meter breiten Gehsteig, aber auch für einen Fahrradweg und zusätzliche Bepflanzung geschaffen. Baumpflanzungen sind ebenfalls angedacht.

Der Projektträger für das bereits errichtete, neue Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft hatte zunächst vorgehabt, ein Mehrfamilienhaus zu errichten, das bis nach vorn an die Grundstücksgrenze reichen sollte. Nach dem gültigen Bebauungsplan von 1928 wäre dies möglich gewesen. Doch die Stadtverwaltung hatte eine Korrektur der Pläne bewirkt. An deren Grundsätzen orientieren sich nun auch die Visionen für den Gambrinus-Folgebau. „Mit diesem Vorhaben eröffnet sich die Chance, einen derzeit nicht ideal genutzten Bereich städtebaulich zu entwickeln“, sagte Hausiel. „Eine Bebauung, wie sie der Vorhabenträger anstrebt, würde auch den Ergebnissen der Bürgerbeteiligung zum Rahmenplan für Vaihingen entsprechen“, so der Stadtplaner weiter. Dort war der Wunsch geäußert worden, wichtige Gebäude zu betonen und miteinander zu vernetzen, sodass ein zentraler Stadtraum entsteht.

Bezirksbeirat will erschwinglichen Wohnraum

Dem Votum für mehr Vegetation würde das Projekt ebenfalls entsprechen. „Eine Begrünung des Flachdachs ist für uns inzwischen schon eine Standardanforderung“, so der für den Stadtbezirk Stuttgart-Vaihingen zuständige Planer. Das Baurechtsamt hat die Entwürfe für die Neubebauung bereits grundsätzlich abgesegnet. Auch im Bezirksbeirat regte sich kein Widerstand gegen die Vision einer räumlichen Neugestaltung des zur Debatte stehenden Terrains. Lediglich die recht schmucklose Fassade des der Straße zugewandten Neubaus erntete Kritik. Diese geschlossene Bauweise sei der Eindämmung von Schadstoff- und Lärmemissionen geschuldet, erklärte Hausiel. Davon profitierten nicht nur die Bewohner dieses Gebäudes, sondern auch die rückwärtigen Bereiche des Bebauungsgebiets.

Die stärkere Anbindung des Geländes an den öffentlichen Raum und eine Verlängerung der bestehenden Einkaufsmöglichkeiten entlang der Hauptstraße in die Möhringer Landstraße hinein könnten für Vaihingen eine echte Bereicherung sein und den Schillerplatz weiter aufwerten. Eine Zustimmung des Bezirksbeirats dürfte allerdings auch davon abhängen, wie erschwinglich der neu geschaffene Wohnraum sein wird. Ob sich in den Neubauten eher Luxus-Apartments finden sollen oder auch bei der Belegung auf eine gesunde Mischung geachtet wird, dazu konnte Michael Hausiel zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Auskunft geben.