Grünen-Parteichef Cem Özdemir wollte eigentlich nur an der „Icebucket-Challenge“ teilnehmen. Doch nun hat er dank grüner Requisiten in seinem Video unversehens ein Problem am Hals.

Berlin - Der Konsum von Cannabis kann die Stimmung erheblich aufhellen, zumindest zeitweise. Hanf kann aber die Laune auch trüben – wenn man sich zum Beispiel ein Pflänzchen auf den häuslichen Balkon stellt und damit prahlt. Es spricht zwar nichts für den Verdacht, dass der grüne Parteichef Cem Özdemir auch konsumiert, was bei ihm zuhause wächst. Aber mit solchen Mutmaßungen muss sich der Politiker nun auseinandersetzen – und noch mehr: die Berliner Staatsanwaltschaft prüft seit Donnerstag, ob sie Ermittlungen gegen den Politiker wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz aufnimmt.

 

Auslöser ist ein Video, das wohl vor allem locker sein sollte: Darin steht Özdemir auf der Terrasse seiner Kreuzberger Wohnung. Er lässt sich – wie viele andere dieser Tage – dabei filmen, wie er sich einen Eimer Eiswasser über den Kopf gießt. Die Aktion „Icebucketchallenge“ soll auf die Nervenkrankheit ALS aufmerksam machen und zu Spenden auffordern. Im Fall Özdemir liegt die Aufmerksamkeit haarscharf daneben: prominent im Bild ist nämlich eine Hanfpflanze.

Politische Botschaft oder Dusseligkeit?

Ist das nun eine bewusst gesetzte, „sanfte politische Botschaft“ für die Freigabe der Droge, wie Cem Özdemir erklärte, nachdem das Kräutlein nach Tagen einem Journalisten aufgefallen war? Oder handelt es sich viel eher um eine „leichte Dusseligkeit“, wie der Chef des Bundes der Kriminalbeamten, Andre Schulz, am Donnerstag sagte? Ob absichtliches Statement oder schlampige Bildregie – Özdemir droht nun politisch wie juristisch ein Nachspiel.

Die Rechtslage ist nach Einschätzung des Experten eindeutig: der Politiker verstoße mit dem Besitz gegen das Betäubungsmittelgesetz. So sieht das möglicherweise auch die Staatsanwaltschaft. Und was sagt Cem Özdemir dazu? Er wolle sich nicht äußern, ließ er ausrichten. Eine Parteisprecherin betonte am Donnerstag, es sei ja nicht einmal sicher, ob die Pflanze wirklich dem Grünenchef gehöre oder vielleicht ausgeliehen worden sei und wer die Dachterrasse alles nutze.

Eines jedenfalls hat der Grünen-Chef mit der Pflanze erreicht: über die Nervenkrankheit ALS, um die es in der Videoaktion eigentlich gehen sollte, spricht nun kein Mensch mehr.