Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Heute geht es der Wirtschaft blendend. Somit muss sich die Gewerkschaft neu orientieren. Der Typus Krisenmanager ist nicht mehr gefragt. „Jede Zeit braucht ihre eigenen Figuren“, sagt Huber. Organisationen wie die IG Metall wollen nicht nur von Zeit zu Zeit neue Gesichter sehen – sie brauchen auch führende Persönlichkeiten, die in der Lage sind, einfache Dinge einfach auszusprechen. Er kann das, aber er tut es ungern. Mit zunehmendem Alter ist er skeptischer geworden gegenüber den eigenen Sprüchen. Schlichte Antworten reichen ihm nicht mehr. Spätestens dann sei es richtig aufzuhören. Manchmal tut man sich schwer herauszuhören: Ist das jetzt noch Nachdenklichkeit oder schon wieder Ironie?

 

Huber spürt, dass die Kräfte schwinden. Im Februar wird er 64 – manchmal fühlt er sich wie ein Vierzigjähriger, manchmal steinalt. Er ist komplett aufgegangen in seiner Funktion und mit all seinen Pflichten. Oft hat ihn die Frage gequält: Hast du genug gemacht? Er hat so viele Nächte arbeitend verbracht, dass seine Frau insistierte, ob er damit nicht mal aufhören könne. Vielleicht wäre es ganz gut, wenn er mal wieder lesen und schlafen könnte, sinniert er.

Den Kindern verpflichtet

Nun muss sich das Familienoberhaupt daheim erst mal ein Zimmer reservieren, das er bisher nicht nötig hatte, weil er sowieso nicht da war. Mit seinen drei Kindern verbindet ihn ein gutes Verhältnis, auch wenn er oft nicht greifbar war. Ihnen fühlt er sich nun umso mehr verpflichtet. Nachdem sich die Familie allzu oft seinem Kalender beugen musste, will er sich jetzt ihrem Kalender beugen. Seine Frau stammt aus Hessen, und auch die Kinder sind dort aufgewachsen oder wohnen in Frankfurt. Nach Baden-Württemberg wird er nur noch zurückkommen, wenn ihn die Fangemeinde in „seinem“ Pilotbezirk ruft – oder zur Jubilarfeier vielleicht.