Die Nachwuchsorganisation der Industrie- und Handelskammer würde gerne Schüler für das Unternehmertum begeistern, doch das kommt bei vielen Schulen offenbar gar nicht gut an. Die Jungunternehmer lassen sich aber nicht entmutigen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Waiblingen - Manchen Menschen kommen beim Thema Wirtschaft offenbar die verrücktesten Ideen in den Sinn, zum Beispiel einigen Lehrern und Schulleitern. Die Wirtschaftsjunioren (WJ) Rems-Murr mit ihrem neuen Vorsitzenden Steffen Kohlberger an der Spitze jedenfalls würden gerne regelmäßig im Schulunterricht auftreten – und versuchen, junge Leute für das Unternehmertum und Wirtschaftsthemen zu begeistern.

 

Doch die Nachwuchsorganisation der Industrie- und Handelskammer (IHK) blitzt regelmäßig ab. Viele Pädagogen und Rektoren von allgemeinbildenden Schulen haben offenbar Berührungsängste. Anders könne er sich die Ablehnung nicht erklären, so der 30-jährige Geschäftsführer der Firma Kohlberger Consulting aus Aspach. Oliver Kettner, der hauptberuflich bei der Industrie- und Handelskammer in Waiblingen arbeitet und die Junioren betreut, kann deshalb nur mit dem Kopf schütteln. Vielleicht haben viele Lehrer ja schlicht Angst vor dem Kapitalismus.

Kleiderkammer für Schüler aus weniger betuchten Familien

Dabei sind die Wirtschaftsjunioren gar nicht einseitig auf das Thema Wirtschaft gepolt. Sie engagieren sich seit ihrer Neugründung vor knapp drei Jahren auch sozial, sammeln Gelder, etwa für krebskranke Kinder. Noch im ersten Halbjahr dieses Jahres soll in Kooperation mit dem Berufsbildungswerk Waiblingen (BBW) eine Kleiderkammer eingerichtet und eröffnet werden. In diesem Raum können sich dann Schüler aus weniger betuchten Familien in Schale schmeißen bevor sie zu einem Bewerbungsgespräch gehen. Man habe für das ehrgeizige Projekt einige potente Sponsoren gewinnen können, berichtet Kohlberger, der das Amt des Vorsitzenden jetzt von Sven Scholz übernommen hat.

Steffen Kohlberger ist seit seinem 17. Lebensjahr unternehmerisch tätig. Bereits als Schüler habe er einen Gewerbeschein beantragt und fortan gearbeitet, erzählt er – mal in der Gastronomie, mal als Promoter, mal auf Baustellen. Nach der Mittleren Reife hat der gebürtige Schondorfer eine Ausbildung zum Werbekaufmann gemacht. Damals ist er erstmals in ein Unternehmen eingestiegen. Kohlberger war Schülersprecher, er hat seinen Zivildienst in einem Altenheim in Schorndorf absolviert. Heute berät sein Ein-Mann-Unternehmen Firmen aus der Werbebranche sowie Dienstleister.

„Wir wollen auch Türöffner sei“

Die Wirtschaftsjunioren im Landkreis haben mittlerweile knapp 60 Mitglieder. Der Neue will versuchen, die Zahl weiter zu steigern. Er sagt, durch die regelmäßigen Treffen der Wirtschaftsjunioren habe sich ein gutes Netzwerk gebildet. Man helfe sich gegenseitig, organisiere Firmenbesichtigungen, veranstalte offene Treffen für alle Interessenten, für junge Unternehmer und für leitende Angestellte unter 40 Jahren.

In der Reihe „Feuerstarter“ finden regelmäßige Treffen statt, bei denen jeder ganz unverbindlich vorbeischauen und sein Unternehmen oder seine neue Geschäftsidee vor Publikum vorstellen kann. Der Name Feuerstarter wurde gewählt, weil am Rande dieser Treffen auch gegrillt wird. „Wir hatten schon Interessenten aus Heidelberg“ – die dortigen Wirtschaftsjunioren wollten die Idee übernehmen. Und auch die anderen Kreisverbände aus der Region Stuttgart hätten wegen einer Zusammenarbeit angefragt.

Im Herbst sind Kohlberger und die Rems-Murr-Wirtschaftsjunioren die Gastgeber der Landessprecherkonferenz der IHK-Nachwuchsorganisation. „Wir wollen Türöffner sein für junge Leute“, sagt er: Für Interessenten, die ein Faible haben für Wirtschaft, die aber noch nicht wissen, wie man das macht – eine Firma gründen. Angst muss man vor diesem smarten Steffen Kohlberger eigentlich nicht haben.