Die Verbraucher lesen immer mehr E-Books. Doch mit dem Bezahlen hapert es oft, und mancher lädt seinen Lesestoff illegal herunter. Doch auch den Lesern droht Gefahr: Ihr Leseverhalten wird für die Verlage gläsern.

München - Auf elektronischen Büchern ruhen in der Verlagsbranche große Hoffnungen. Eine Studie des IT-Branchenverbands Bitkom im Vorfeld der in dieser Woche beginnenden Frankfurter Buchmesse sät nun Zweifel, ob mit E-Books wirklich genug Geld zu verdienen ist. Digitale Schmöker erobern zwar zunehmend einen Massenmarkt. Gut jeder fünfte Deutsche liest bereits auf diese Weise. Andererseits haben zwölf Prozent aller Befragten in einer anonymisierten Umfrage eingeräumt, dass sie kein Geld für E-Books ausgeben. „Illegale Kopien sind ein Thema“, stellt Bitkom-Vize und Bertelsmann-Manager Achim Berg klar.

 

Wie viel hier zu Lande wirklich illegal heruntergeladen wird, ist schwer fassbar. Denn viele ältere Bücher sind beispielsweise über das „Project Gutenberg“ ganz legal umsonst im Netz zu haben. Aber immerhin sechs Prozent der von Bitkom Befragten gesteht elektronischen Diebstahl unumwunden ein. Zwei Drittel beschwören, noch nie ein digitales Buch illegal erworben zu haben. „Das bleibt mein Geheimnis“, bescheinigt gut ein Viertel. Der Verdacht, dass jeder dritte Leser von E-Books auf illegalen Pfaden wandert, liegt also auf der Hand. „Es gibt eine hohe Dunkelziffer“, stellt Berg klar.

Den Lesern über die Schulter schauen

Auf alle Fälle freuen können sich die Hersteller von elektronischen Lesegeräten, wobei auch hier die Umfrage eine Überraschung brachte. Denn gelesen werden E-Books hier zu Lande vor allem auf Computern (77 Prozent), gefolgt von Smartphones (58 Prozent) und kleinen Tablet Computern (21 Prozent). Spezielle E-Book-Reader kommen nur auf 18 Prozent. Berg sieht das als Momentaufnahme und den Trend klar in Richtung Tablet Computer gehen, von denen 2013 in Deutschland über acht Millionen Geräte verkauft werden dürften. E-Book-Reader bringen es dieses Jahr voraussichtlich auf gut 830 000 Stück. „Tablet Computer werden voraussichtlich das wichtigste Mediengerät auch für E-Books“, schätzt der Experte.

Ein anderes heikles Thema ist, dass Verlage bei elektronischen Büchern den Lesern in Grenzen über die Schulter schauen können. Werden solche Bücher in der Cloud (Datenwolke) gespeichert und dort aus dem Regal geholt, ist für Anbieter erkennbar, wo die Lektüre abgebrochen oder wann ein Kapitel übersprungen wird. „Das bringt neue Möglichkeiten, Romane oder auch Sachbücher zu gestalten“, findet Berg. Dagegen begegnen fast 90 Prozent der Befragten einer solchen Kontrolle mehr oder weniger skeptisch. Grundsätzlich glaubt Berg an ein Nebeneinander von gedrucktem und digitalem Buch.

Zum einen gebe es mit knapp der Hälfte der Befragten eine große Gruppe, die eine sinnliche Wahrnehmung von Papier beim Lesen bevorzuge und Digitales verschmähe. Zum anderen gebe es speziell bei hochwertigen Büchern einen eindeutigen Trend zur gedruckten Ausgabe. „Die Beharrungskräfte beim Kulturgut Buch sind hoch“, meint Berg. Vor allem als Schulbuch hätten E-Books aber klare Vorteile gegenüber Papier. Keine Unterschiede in der Nutzung von E-Books gibt es übrigens zwischen Männern und Frauen. Auch die Unterschiede zwischen den Generationen sind eher gering. Im übrigen ändert sich das Leseverhalten durch digitale Lektüre nicht. Fast neun von zehn Befragten sagen, dass sie trotz aufkommender E-Books genauso viel lesen wie vorher. Vom Bitkom befragt wurden 2.500 Personen ab 14 Jahren.