Die Bundesministerin Ilse Aigner geht zurück in bekanntes Land: Im Landtagswahlkampf soll sie in Bayern als Identifikationsfigur gelten.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Berlin, München - Wer ein bisschen etwas über den besonderen Stellenwert von Ilse Aigner in der CSU wissen will, muss einmal darauf achten, wie das ganz normale Parteivolk auf sie reagiert: Während die meisten Leute beim Zusammentreffen unwillkürlich einen Schritt zurückgehen, wenn sie eines Hierarchen wie Horst Seehofer ansichtig werden, bewegen sie sich, genauso unwillkürlich, auf eine Frau wie Ilse Aigner gerne zu. Aigner hat, kurz gesagt, ein einnehmendes Wesen und eine einladende Art. Und die CSU braucht, nun ja, Persönlichkeiten.

 

„Unumstrittene Persönlichkeiten“, hat Horst Seehofer am Samstag noch einmal betont, als er in Ingolstadt, Seit an Seit mit Aigner, deren Rückkehr in die bayerische Landespolitik im Jahr 2013 erläuterte, hätten die Partei und ihre großen Erfolge in Bayern immer ausgemacht. Der Umkehrschluss blieb unausgesprochen. Subtext aber war: als die Identifikation angesichts von Spitzenkandidaten wie Günther Beckstein und Erwin Huber bei der letzten Landtagswahl nicht mehr hinreichend da war, hat die CSU die absolute Mehrheit verloren. An diesem Trauma leidet die Partei im Allgemeinen und Seehofer im Speziellen. Und deswegen wird die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (als die sie im Jahr 2008 Horst Seehofer beerbte) für die Landtagswahl 2013 zurückgeholt.

Ilse Aigner, durch und durch Frau Oberbayern, kommt heim, um die „Mutter aller Schlachten“ zu schlagen, wie Seehofer ein wenig martialisch anmerkte. Aigner hatte es eine Nummer kleiner: auch und vor allem „die Verantwortung gegenüber der Partei“ habe sie dazu bewogen, die Landespolitik – in welcher Funktion auch immer – dem Bundesamt vorzuziehen.

Bekannte Verhältnisse in Oberbayern

Aigners Rückkehr ist einerseits ein Schritt ins Ungewisse, andererseits erwarten sie in Oberbayern bekannte Verhältnisse. Hier, in Feldkirchen, ist Ilse Aigner 1964 geboren worden, hier hat sie die mittlere Reife gemacht und anschließend Radio- und Fernsehtechnikerin und dann Elektrotechnikerin gelernt, hier ist sie (1985) in die CSU eingetreten. Der Rest der politischen Karriere ging gewissermaßen im Fünfjahrestakt vor sich: Gemeinderat, Kreistag und Landtag, wo sie von 1994 bis 1998 schon einmal für vier Jahre Mitglied der CSU-Fraktion war. 1998 rückte Ilse Aigner in den Bundestag ein, wiederum vier Jahre später war sie bereits stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe und Berichterstatterin in Angelegenheiten des Verbraucherschutzministeriums. Ihren oberbayerischen Wahlkreis hielt sie stets mit absoluter (wiewohl zuletzt auch bröckelnder) Mehrheit und ist seit dem letzten Sommer irgendwie folgerichtig auch Vorsitzende des CSU-Bezirksverbandes Oberbayern geworden. Ilse Aigner in ihrem ureigenen Element, das ist: als Rednerin auf einem Trachtenfest, wenn sie komplizierte Brüsseler Verordnungen selten wohlfeil angreift, sondern im Detail erläutert, nicht verhehlend, dass die Welt komplizierter geworden ist, als sie sich das selber manchmal wünschen würde.

Ausdrücklich widersprach Horst Seehofer der Vermutung, mit der Rückkehr von Ilse Aigner in die Landespolitik sei auch bereits eine Vorentscheidung gefallen, wer ihn in absehbarer Zeit einmal beerben könne – im Amt des Parteivorsitzenden oder, falls Seehofer gewählt wird im Herbst 2013, auch als Ministerpräsident. Es gebe, so Seehofer, keine Versprechen und keinerlei Festlegungen – er sei „schließlich nicht verrückt“. Jeder, der sich in solchen Fragen zu weit aus dem Fenster lehne, bekomme es mit ihm zu tun. Was sonst hätte er sagen sollen?