Die Garten- und Stücklesbesitzer müssen sich umstellen. Das Konzept für die Grüngutentsorgung wird zurzeit umgestellt. Feste Öffnungszeiten und Kontrollen auf den Häckselplätzen werden, wie andernorts schon seit geraumer Zeit, zur Regel.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - Ob in Adelberg oder in Börtlingen, ob in Rechberghausen oder in Zell – in fast jeder Kommune im Stauferkreis wurde in der jüngeren Vergangenheit über das Thema Grüngut-, Kompost- oder Häckselplatz diskutiert. Seit einer Reform der Bioabfallverordnung in Baden-Württemberg vor fünf Jahren gelten verschärfte Bedingungen, so dass auch pflanzliche Abfälle genauer kontrolliert werden müssen. Was in den meisten anderen Landkreisen der Region Stuttgart längst üblich ist, wird nun ebenfalls vom Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Göppingen (AWB) umgesetzt.

 

Dirk Hausmann, der Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs, hält diesen von der Politik angestoßenen Schritt für konsequent. „Wenn wir beim Kompostieren Qualität wollen, müssen wir wissen, was da drin ist und wo das herkommt“, sagt er. Aus diesem Grund wurden und werden vom Kreis flächendeckend insgesamt zwölf beaufsichtigte Grüngutplätze mit festgelegten Öffnungszeiten eingerichtet. Zudem haben sich rund ein Dutzend Städte und Gemeinden dazu entschlossen, einige ihrer Anlieferungsstellen zu befestigen oder mit Containern auszustatten, einzuzäunen und dort Personal einzusetzen, so dass die Plätze dem Grundwasserschutz und weiteren gesetzlichen Anforderungen genügen.

Hausmann: Infrastruktur ist komfortabel

In Teilen der Bevölkerung hat diese offensichtlich notwendige Umstrukturierung Missmut hervorgerufen. Zum einen muss so mancher Gartenbesitzer künftig längere Wege in Kauf nehmen, zum anderen sich an bestimmte Abgabezeiten halten. Auch in den Gemeinderäten wurde über das Thema kontrovers diskutiert, nicht zuletzt, weil zusätzliche eigene Plätze und deren Umgestaltung mit weiteren und höheren Kosten verbunden sind, obwohl der Landkreis einen Zuschuss gibt.

Andernorts ist diese Diskussion längst keine mehr. Im Landkreis Esslingen etwa wurde ein ähnliches Konzept schon in den 1990er Jahren umgesetzt. Für den dortigen AWB-Geschäftsführer Manfred Kopp sind die Erfahrungen mit den neun größeren Kompostierungsanlagen und den insgesamt 34 Sammelstellen für Grünschnitt „durchweg positiv“. Dass die Anlieferung kontrolliert werde, dass es keine separate Grüngutabfuhr mehr gebe und dass für die Ausgabe von Biokompost ein kleiner Obolus bezahlt werden müsse, sei inzwischen normal, ergänzt er. „Letztlich hält das ja auch die Müllgebühren im Rahmen“, sagt Manfred Kopp.

Sein Göppinger Kollege Dirk Hausmann hofft darauf, „dass diese Normalität auch bei uns bald Einzug hält“. Er sieht den Stauferkreis mit der künftigen Infrastruktur „komfortabel aufgestellt“ und rechnet damit, dass die Gebührenzahler letztlich sogar davon profitieren. „Bisher mussten wir dafür bezahlen, dass uns jemand den Kompost abnimmt. Wenn wir fortan bessere Qualität liefern, bekommen wir Geld dafür.“ Und was die Privatabholung angehe, werde es den ungesiebten Grobschnitt weiterhin umsonst geben, während 500 Liter Biokompost zehn Euro kosten würden.

Grüngutaufkommen könnte sinken

Dirk Hausmann geht davon aus, dass er durch die Umstellung noch an einer weiteren Stellschraube gedreht wird. So hat der Landkreis Göppingen mit fast 43 000 Tonnen pro Jahr ein deutlich höheres Grüngutaufkommen als die weit einwohnerstärkeren Nachbarlandkreise. „Das liegt natürlich daran, dass man mit seinem Baumschnitt schnell mal über die Kreisgrenze fährt, wenn die dortigen Plätze bereits geschlossen sind. Viel mehr fällt aber wortwörtlich ins Gewicht, dass auf den unkontrollierten und ständig zugänglichen Plätzen auch gewerblicher Grünabfall, für den eigentlich bezahlt werden müsste, entsorgt wird“, betont er.

Wolfgang Bagin, Hausmanns Pendant beim AWB im Kreis Böblingen, sieht sich diesem Problem nicht gegenüber, obwohl es dort nach wie vor unbeaufsichtigte Plätze gibt und weiterhin geben wird. „Wir haben 25 Häckselplätze, an denen nur Baum- und Heckenschnitt angeliefert werden darf.“ Daraus entstünden vor allem Holzhackschnitzel. „Der übrige Kompost wird nicht abgegeben, sondern kommt in unsere Vergärungs- und Vergasungsanlage. Deshalb geht das auch so“, fügt er hinzu.

Die anderen haben alle eine Biotonne

Die Bilanzen des baden-württembergischen Umweltministeriums sprechen eine deutliche Sprache. Mit 168 Kilogramm Grüngut pro Einwohner waren die Zahlen im Kreis Göppingen 2015 teilweise mehr als doppelt so hoch als in den anderen vier Landkreisen der Region Stuttgart. Die Statistik ist zwar sicher richtig, allerdings hinkt der Vergleich, da es im Stauferkreis keine Biotonne gibt. Nimmt man diese Werte hinzu, kommt man bei den organischen Abfällen für 2015 auf folgende Pro-Kopf-Werte (in Kilogramm): Göppingen 171, Böblingen 168, Ludwigsburg 149, Esslingen 146, Rems-Murr-Kreis 138.

Auch die Sammelsysteme unterscheiden sich und lassen sich deshalb nur ansatzweise vergleichen. Von der im Kreis Göppingen nicht angebotenen Biotonne einmal abgesehen, wird etwa in Böblingen der Kompost weiterverwertet und nicht wieder ausgegeben. Eine Bio-Wertigkeit ist daher nicht vorgeschrieben. Im Landkreis Ludwigsburg wird auf den 32 kommunalen Häckselplätzen hingegen ausschließlich Baum- und Heckenschnitt angenommen. Gras, Laub und krautige Abfälle können hingegen nur an acht ausgewählten Stellen abgeliefert werden. Ganz ähnlich sieht es im Kreis Esslingen aus, wo es 34 Grünschnitt-Sammelplätze und neun Kompostierungsanlagen gibt. Auch dort gilt: Laub, Gras, Blumen und Ähnliches gehören in die Biotonne.

Grüngutabfuhr nur noch in zwei Kreisen

Einen ähnlichen „Luxus“ wie der Kreis Göppingen leistet sich mit zwei jährlichen Grüngut-Abfuhren auch der Rems-Murr-Kreis. Zudem werden pflanzliche Abfälle auf vier Deponien und 19 Häckselplätzen angenommen. Letztere haben jedoch meist nur samstagnachmittags geöffnet. Obwohl im Rems-Murr-Kreis eine Biotonne Standard ist, können Gras und Laub in „haushaltsüblichen“ Mengen sowohl bei der Sammlung als auch auf den Deponien und Häckselplätzen abgeliefert werden.

Die Umsetzung des neuen Grüngutkonzepts soll in diesem Jahr abgeschlossen werden. Neben den kommunalen Annahmestellen wird es vom Landkreis betriebene Grüngutplätze in folgenden Orten geben: Gosbach, Treffelhausen, Deggingen, Bünzwangen, Eislingen, Hattenhofen, Heiningen, Kuchen, Rechberghausen, Schlat, Süßen sowie in der Göppinger Roßbachstraße.