Investoren entdecken Stuttgart als Standort für Hotelneubauten. Es wird massiv aufgestockt. Ganz ohne Risiko ist das allerdings nicht.

Stuttgart - Stuttgart und die Region sind für immer mehr Menschen eine Reise wert – entsprechend positiv sehen internationale Hotelketten ihre Chancen und planen weitere Häuser. Die Tourismusbilanz könne sich sehen lassen, heißt es beim Stadtmarketing und beim Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). 2016 wurde mit 3,7 Millionen Übernachtungen in der Landeshauptstadt und 8,6 Millionen in der Region ein Rekord erzielt. In Stuttgart legten die Gästezahlen um 5,4 Prozent auf rund zwei Millionen zu. Die 3,7 Millionen Übernachtungen ergaben ein Plus von 4,1 Prozent, sie sollen nach den Vorstellungen von Armin Dellnitz, dem Geschäftsführer der Stuttgart-Marketing GmbH und Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH, bis 2030 auf 4,9 Millionen steigen.

 

Gute Zahlen sind kein Naturgesetz

Dafür brauche es mehr als die 2016 gezählten 168 Übernachtungsbetriebe mit 20 418 Betten, die durchschnittlich zu 51,5 Prozent ausgelastet waren. Gegenüber 2015 ist das ein Rückgang um 0,8 Prozent – kein Wunder bei 1338 zusätzlichen Betten im Angebot. Zwischen Januar und Juni wurde in 170 Beherbergungsbetrieben mit 20541 Betten eine Auslastung von 48,8 Prozent erzielt. In den Stuttgarter Hotels sank die Auslastung auf 49,5 Prozent, sie liegt aber immer noch deutlich über dem Landesdurchschnitt von 40,5 Prozent.

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Laut Daniel Ohl, dem Pressechef der Dehoga, ist es zwar gelungen, trotz steigender Kapazitäten die Auslastung auf einem hohen Niveau zu halten, weil der Wirtschaftsraum Stuttgart eine starke Anziehungspunkt habe. Gute Zahlen seien aber kein Naturgesetz, wie sich etwa während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 gezeigt habe. „Weiter steigende Hotelkapazitäten in der Stadt bedeuten bei rückläufiger Konjunkturentwicklung die Gefahr eines Verdrängungswettbewerbs“, erklärt Ohl.

Ein Grand-Hotel steht auf der Agenda

Ungeachtet solcher Bedenken entwickelt sich das Gebiet rund um den Hauptbahnhof zum Hotelschwerpunkt. Den Auftakt bildete das Aloft-Hotel im Einkaufszentrum Milaneo mit 165 Zimmern. Bereits mehrere Fertigstellungstermine hat das Hotel Jaz in the City der Steigenberger-Kette im Luxushochhaus Cloud No 7 verstreichen lassen. An der Ecke Wolfram-/Nordbahnhofstraße sind zwei Vier-Sterne-Häuser von Hampton by Hilton und Holiday Inn Express avisiert. Im Bonatzbau plant die Kette des Schalke-Mäzens Tönnies ein Hotel mit 153 Zimmern. Jan Görgemanns vom Stuttgarter Projektentwickler W kann sich ein Grandhotel in der denkmalgeschützten Bahndirektion vorstellen. Die Münchner Firma Reiß & Co Real Estate erwägt, anstelle der ehemaligen EnBW-Zentrale an der Kriegsbergstraße einen Hotelkomplex zu erstellen. Und hinter dem Rathaus in der Nadlerstraße laufen die Bauarbeiten für ein Designhotel mit 80 Zimmern. Als weiterer attraktiver Standort gilt der Pragsattel. Auf dem Areal Leitzstraße 52 soll unter dem Dach der Gruppe Novum Style ein Designhotel mit 200 Zimmern entstehen. In Bad Cannstatt folgt auf das Motel One in der Badstraße ein B&B-Haus an der König-Karl-Straße mit 110 Zimmern. An der Schnittstelle zwischen Messe und Flughafen entsteht das zweite Haus der Mövenpick-Kette am Standort.

In Leinfelden-Echterdingen eröffnet nun das Moxy-Hotel, und in Böblingen steht das Arthotel Ana Living mit 63 Zimmern vor der Fertigstellung. In Esslingen ist auf dem ehemaligen Weber-Areal zwischen Oberesslingen und Zentrum ein Novum-Hotel der Marke Niu mit 225 Zimmern geplant. Auf weitere 121 Zimmer muss der Markt vorerst allerdings verzichten – sie waren im Fellbacher Gewa-Tower geplant, der von der Insolvenz betroffen ist.