Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung hat der Investor hinter dem Wohnbauvorhaben auf dem Pragsattel seine Tätigkeit als Projektentwickler eingestellt. Der Investor aber widerspricht und behauptet, das Projekt mache Fortschritte.

Stuttgart - Es ist eines der größten innerstädtischen Bauvorhaben. Auf dem Pragsattel, nahe des Theaterhauses, sollen mehr als 300 Wohnungen entstehen. Nun scheint es jedoch so, als könnte das Projekt Wohnen im Theaterviertel auf der Kippe stehen. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung soll der Investor seine Tätigkeit als Projektentwickler aufgegeben haben. Zudem sollen die Grundstücke erneut zum Verkauf stehen. Der Projektentwickler und Investor dementiert jedoch. Seinen Aussagen zufolge liegt das Bauvorhaben im Zeitplan und macht Fortschritte.

 

Ein Schreiben an das Arbeitsgericht in Köln wirft allerdings die Frage auf, ob die Wohnungen auf der Prag in naher Zukunft tatsächlich gebaut werden. Mit dem besagten Schriftsatz wird die Kündigung eines Mitarbeiters der Firma FTG in Köln gerechtfertigt. In dem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, heißt es, der Wegfall des Arbeitsplatzes sei mit einer Entscheidung der Geschäftsführung begründet. Man habe beschlossen, den Betrieb zu verkleinern „und auf die Verwaltung von Bestandsimmobilien zu reduzieren“. Der „bisherige wesentliche Geschäftsgegenstand – Projektentwicklertätigkeit – wurde aufgegeben“, schreiben die Anwälte der FTG. Zudem heißt es in dem Schriftsatz, man habe zwei Projekte abgeschlossen. Und: „Nachfolgeprojekte gibt es nicht.“

Die Grundstücke haben 6,7 Millionen Euro gekostet

Weiter erklären die Juristen, dass sich die Firma auch nicht um Nachfolgeprojekte bemühe. Das Ende des Projektgeschäfts wird in dem Schriftsatz gleich mehrfach betont. Zudem heißt es dort: „Die anderen Gesellschaften, die zur FTG-Gruppe gehören, haben keine Mitarbeiter.“

Die FTG in Köln ist nach Informationen der Stuttgarter Zeitung in zahlreiche Tochterunternehmen und Gesellschaften aufgegliedert. Auf Basis der Daten der Wirtschaftsauskunft Creditreform ist der Käufer der Grundstücke, die Projektentwicklungsgesellschaft Maybach 1 bis 4, Teil der FTG-Gruppe. Die Grundstücke in Stuttgart wurden am 16. August 2013 für 6,7 Millionen Euro als Teile der Insolvenzmasse des Teppichhändlers Sabet verkauft.

Der Projektentwickler betont, dass alles planmäßig verlaufe

Die These von den Problemen des Projektentwicklers wird von Nachrichten aus der Immobilienbranche gestützt. Aus Maklerkreisen wird berichtet, die Grundstücke hinter dem Theaterhaus würden aktuell wieder zum Verkauf angeboten.

Die FTG erklärt, man habe die StZ-Anfrage zur Beantwortung an die Geschäftsführung der projektentwickelnden Maybach-Gesellschaften weitergeleitet. Eine Beteiligung an der Projektgesellschaft wird jedoch dementiert. Der Projektentwickler und Grundstückseigentümer selbst betont daraufhin, der zitierte Schriftsatz liege dem Unternehmen nicht vor. Und: „Die FTG ist mit uns nicht gesellschaftsrechtlich verbunden.“ Auseinandersetzungen innerhalb der FTG stünden daher in keinem Zusammenhang mit dem Projekt Wohnen im Theaterviertel und hätten keinen Einfluss auf den Erfolg des Vorhabens. Zudem heißt es, das Bauprojekt verlaufe planmäßig und werde vorangetrieben.

E-Mail-Adressen, Telefon- und Faxnummern sind identisch

Wer allerdings auf der Internetseite der FTG unter der Rubrik Projektentwicklung auf die Suche geht, findet dort den Link „Stuttgart-Killesberg“. Die Rede ist dabei von einer Baufläche von knapp 10 000 Quadratmetern sowie von 300 bis 350 geplanten Wohnungen. Die Rede ist außerdem von einem städtebaulichen Wettbewerb in Abstimmung mit der Stadt Stuttgart und einer voraussichtlichen Fertigstellung des Projekts im vierten Quartal 2016. Fakten, die allesamt auf das Theaterviertel zutreffen. Außerdem ist die E-Mail-Signatur des Projektentwicklers und der FTG mit derselben Telefon- und Faxnummer versehen.

Ein weiteres Indiz für die Verbindungen zwischen FTG und Projektgesellschaft liefert der Kaufvertrag für die Grundstücke am Pragsattel. Die Kündigung des Mitarbeiters wird in dem Schreiben an das Arbeitsgericht Köln damit begründet, dass der für die Projektentwicklung zuständige Geschäftsführer der FTG aus dem Unternehmen ausgeschieden sei. Interessanterweise taucht der Name eben dieses Managers auch auf dem Kaufvertrag vom August 2013 auf. Dort wird er als Geschäftsführer des Grundstückskäufers und Projektentwicklers bezeichnet.

Baubürgermeister hofft auf Baubeginn Anfang 2016

Der Baubeginn für das Theaterviertel hat sich bereits deutlich verzögert. Noch im Sommer 2014 hatte der Leiter des Stadtplanungsamts, Detlef Kron, den Baustart für das Projekt für „Anfang 2015“ angekündigt. Dieser Termin wurde jüngst um ein Jahr verschoben. Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) rechnet nun mit einem Baustart Anfang kommenden Jahres.

Angesprochen auf die mutmaßlichen Probleme des Investors erklärt die Verwaltung, davon nichts zu wissen. Nur so viel: Planer und Investor haben sich mit dem Baubürgermeister ausgetauscht. Der Inhalt des Gesprächs bleibt jedoch geheim. Hahn hatte vor wenigen Tagen erklärt, aktuell liege noch kein Bauantrag für das Projekt vor. Man vermute aber, dass der Antrag im Lauf des Jahres eingehen werde.

Übrigens: der Anteil der städtischen Grundstücke, der für den Bau des Theaterviertels gebraucht wird, ist noch im Eigentum der Landeshautstadt und wurde noch nicht an den Projektentwickler verkauft.