Bürostadt Stuttgart: Die Nachfrage nach Geschäftsräumen in der Landeshauptstadt ist 2013 gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen – vor allem der Süden der Stadt ist gefragt. Doch es zählen noch andere Punkte.

Stuttgart - Wegen der guten Rahmenbedingungen in der Stadt „mit den besten Zukunftschancen“ (Wirtschaftsförderin Ines Aufrecht) waren schon Ende September vergangenen Jahres so viele moderne Büros vermietet worden wie im ganzen Jahr 2012. Der Umfang stieg um 34 Prozent von 191 500 auf 258 000 Quadratmeter. Der Zehn-Jahres-Durchschnitt liegt bei 177 000 Quadratmeter. Und 2014 soll wieder ein gutes Jahr werden. Das ist dem Büromarktreport zu entnehmen, den die Wirtschaftsförderung der Stadt wieder zusammen mit dem Bankhaus Ellwanger & Geiger erstellt und am Donnerstag präsentiert hat. „Stuttgart ist damit im nationalen Vergleich der Gewinner“, sagt Bankvorstand Björn Holzwarth.

 

Der Leiter der Abteilung Bürovermietung der Bank, Ulrich Nestel, spricht von einem „gesunden Markt ohne Übertreibungen und ohne Spitzen“, auf dem sich die Mieten „stabil entwickelt“ hätten. Diese liegen in der Stadt demnach durchschnittlich bei zwölf Euro (minus 40 Cent), der Spitzenwert beläuft sich auf 20 Euro. Immobilienfachleute haben allerdings einen anderen Fokus auf den Markt als die Politik und kommen deshalb gelegentlich auch zu anderen Erkenntnissen. Während nämlich Verwaltung und Gemeinderat bedauern, dass die Firma Ernst & Young ihren Stammsitz von Weilimdorf an den Flughafen, also über die Stadgrenze hinaus verlagert, weshalb Stuttgart Gewerbesteuer verloren geht, wird die Neuvermietung im Report als Beitrag „zum starken Ergebnis“ für die Landeshauptstadt bezeichnet. Holzwarth nennt als Grund für die „Eingemeindung“ im Report, Leinfelden-Echterdingen habe wegen der starken Wechselwirkungen, anders als etwa Böblingen oder Ludwigsburg, schon immer zu Stuttgarts „südlicher Randlage“ gezählt.

Inklusive Vaihingen-Möhringen sei dort mit 110 000 Quadratmetern Bürovermietungsfläche der größte Umsatz erzielt worden. Dagegen sei er im restlichen Stadtgebiet deutlich und in der Innenstadt leicht hinter den Ergebnissen der beiden Vorjahre zurückgeblieben. Dort hat mit rund 11 200 Quadratmetern das Büroprojekt des Verbandes Südwestmetall das Ergebnis aufgehübscht. Im Büromarktreport werden also auch jene Flächen als vermietet registriert, die vom Investor selbst belegt werden. Das gilt auch für die Rentenversicherung im Stadtteil Freiberg. Rund eine Milliarde Euro habe 2013 das Investitionsvolumen in Bürogebäude betragen.

Experten: Hochwertige Büros sind ausreichend vorhanden

Auch der Leerstand stellt die Fachleute zufrieden: Die Quote sei auf 4,9 Prozent gesunken. Sehr viel Neues ist den Mietinteressenten nicht offeriert worden. Die Neubauflächen seien überschaubar, heißt es. Wer sich darüber wundert, weil doch einige Büropaläste wie das Bülow Carré, das Caleido oder die Pauline den Markt bereichern, muss wissen, dass die meisten Flächen schon vor Baubeginn reserviert waren. Hochwertige Büros seien aber ausreichend vorhanden, es fehlten kleine Einheiten unter 500 Quadratmeter. 2014 sollen rund 80 000 Quadratmeter dazukommen, wovon etwa die Hälfte bereits vermietet sei.

Wirtschaftsförderin Aufrecht hat in der Stadt einen kräftigen Zuwachs an Arbeitsplätzen ausgemacht. Im Dienstleistungsbereich seien es fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr, in der Kreativwirtschaft (Computer, Kommunikation, Architektur) seien es sogar 8,8 Prozent. Diese Branchen hätten spezielle Anforderungen an ihr Umfeld. Nur moderne Gewerbegebiete hätten eine Chance. Gefragt seien Fahrradabstellplätze, Carsharing-Angebote und bestuhlte Grünzonen. Die gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sei vor allem für Objekte in der Innenstadt wichtig, sagt Nestel. Mangels Bedarfs würden viele Parkplätze untervermietet. Und weil jeder aufs Geld schaut, spielten die Nebenkosten eine wichtige Rolle. Vermieter, die ihre Immobilien energetisch nicht auf dem neuesten Stand brächten, hätten es künftig schwer.

 

Für die komplette Grafik zu Leerstandsquoten im Büromarkt in deutschen Großstädten klicken Sie bitte auf die Abbildung. Foto: StZ