Die Aussagen des Gutachterausschusses basieren auf den tatsächlichen Vertragsabschlüssen in der Landeshauptstadt, nicht auf Angebotsmieten oder verlangten Preisen für einzelne Objekte. Die Notare liefern sämtliche Verträge an den Ausschuss; die Preise werden jährlich überprüft und zeigen die Entwicklung genau auf.Der Hauptgrund für die noch immer steigenden Preise liegt nach Meinung der Gutachter in der hohen Anziehungskraft Stuttgarts. Die Attraktivität des Standorts zeige sich beispielsweise in der starken Nachfrage nach modernen Büros. Beim Büroflächenumsatz konnte die Landeshauptstadt mit einem Plus von 34 Prozent die höchste Steigerung unter den deutschen Metropolen verzeichnen. Die Fachleute sprechen von den Big Seven, also den großen Sieben. Gemeint sind damit Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart. Auch in Sachen Leerstand bei Büros liegt Stuttgart an der Spitze dieser Rangliste. „Mit 4,9 Prozent haben wir ein Zehnjahrestief erreicht“, sagt Jäger. Nur bei den Topmieten für Büroflächen liege Stuttgart am Ende der Skala: „In der City konnten sich in der Spitze Preise von 20 Euro pro Quadratmeter behaupten.“

 

Ein Problem für OB Kuhns Wohnbauziele

Abgesehen von den Büromieten rangieren die Preise auf dem Stuttgarter Immobilienmarkt bundesweit auf den vordersten Rängen. Der Spitzenpreis für eine Eigentumswohnung im Bestand lag im vergangenen Jahr bei rund 10 800 Euro pro Quadratmeter. Dabei handelte es sich um eine Objekt aus dem Jahr 1984 in Halbhöhenlage im Bezirk Nord. Der höchste Kaufpreis für eine Neubauwohnung wurde mit mehr als 9000 Euro ebenfalls im Norden bezahlt – aber auch in den Bezirken Mitte, Degerloch und Feuerbach wurden Preise jenseits der 8000 Euro bezahlt. Der höchste Bodenrichtwert für Wohnungsbau wurde mit 1640 Euro pro Quadratmeter ebenfalls für ein Gebiet im Stuttgarter Norden, rund um die Schottstraße, ermittelt. Eine weitere Kennziffer, die die Situation in Stuttgart verdeutlicht: für ein typisches Einfamilienhaus in guter Lage auf einem 600 Quadratmeter großen Bauplatz mit einer Fläche von 200 Quadratmetern liegt der durchschnittliche Preis bei 835 000 Euro.

Die Gutachter vermuten, dass die erneute Preissteigerung für die Wohnbauziele von Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) zum Problem werden könnte. Kuhn hatte 1800 neue Wohnungen pro Jahr – davon 600 bezuschusste und somit günstige Einheiten – als Ziel ausgegeben. „Der günstige Wohnungsbau muss stark subventioniert werden“, sagt Jäger. Doch umso teurer die Grundstücke, desto geringer ist das Interesse der Investoren, darauf günstige Wohnungen zu errichten – auch wenn der Bau mit öffentlichen Mittel unterstützt wird. Außerdem fällt diese Förderung im Südwesten nach Meinung der Gutachter eher gering aus. In Baden-Württemberg sei die Wohnbauförderung „nicht gerade ausgeprägt“.Schlechte Nachrichten für Kaufwillige: dass sich der Stuttgarter Markt im kommenden Jahr entspannen wird, ist aus Sicht der Experten unwahrscheinlich. „Die Menschen werden an ihrem Wohn- und Immobilieneigentum festhalten“, glaubt Jäger. Die Zahl der Verträge könnte demnach auch 2014 weiter zurückgehen. Das bedeutet: das Angebot wird noch kleiner, und die Preise steigen wahrscheinlich weiter.