Sollte der bisherige Verlauf der Anhörungen von Trumps Ministerkandidaten im US-Senat ein Indiz für die Arbeit der Regierung Trump sein, dann ist mit viel Reibung zu rechnen. Zahlreiche Trump-Minister sind mit dem künftigen Präsidenten in vielen Fällen über Kreuz. So hält der designierte Außenminister Rex Tillerson anders als Trump Russland sehr wohl für gefährlich. Der baldige Verteidigungsminister James Mattis erklärte, wenn es die Nato nicht bereits gäbe, müsste man sie erfinden, während Trump das Bündnis wiederholt als „obsolet“ bezeichnete. Heimatschutzminister John Kelly sagte im Widerspruch zu Trump, illegale Einwanderung könne nicht allein durch den Bau einer Mauer zu Mexiko unterbunden werden. Mike Pompeo, künftig Chef des Geheimdienstes CIA, hält nichts von Folter. Bei Trump ist sich da keiner so sicher. Der designierte Justizminister Jeff Sessions ist skeptisch gegenüber Einreiseverboten für Muslime. Trump hat sich im Wahlkampf dafür ausgesprochen. Unklar ist, wessen Ansicht sich im Zweifelsfall durchsetzen wird. „Meine Minister sollen freimütig sagen, was sie denken“, ermuntert sie der neue US-Präsident. Doch ob er auch auf sie hören wird, hat er noch nicht verraten.

 

Die Riege der Milliardäre

Erschwerend kommt hinzu, dass einige von Trumps Kandidaten schwere Erblasten aus ihrer Vergangenheit mit sich tragen oder deutliche Wissenslücken haben. Steven Mnuchin, der Finanzminister werden soll, muss sich Vorwürfe gefallen lassen, als Banker während der Finanzkrise 2008 mit der Zwangsversteigerung von Häusern viel Profit gemacht zu haben. Betsy DeVos, die für Bildung zuständig sein soll, zeigte sich in ihrer Anhörung auch nach Ansicht von Republikanern als wenig faktensicher. Dem designierten Gesundheitsminister Tom Price, der die Krankenversicherung „Obamacare“ schnell rückgängig machen soll, werden dubiose Aktiengeschäfte vorgehalten.

Der demokratische Mehrheitsführer Chuck Schumer hat bereits sein Urteil über das Kabinett gesprochen: „Das ist ein Sumpf von Milliardären.“ Das Magazin „Forbes“ schätzt, dass die Regierungsmitglieder zusammen auf ein Vermögen von 14 Milliarden US-Dollar kommen. So reich war noch kein Kabinett in der Geschichte der USA – und so männlich und weiß auch nicht, zumindest seit den Zeiten Ronald Reagans. Trumps Gegner in den USA sind auch deswegen auf den Barrikaden. Zum „Marsch der Frauen auf Washington“ am Samstag wollen mehr als 200 000 Menschen kommen.