Bei der Grippeimpfung muss auf den Zeitpunkt und den richtigen Impfstoff geachtet werden. Nun gibt es den Schutz auch durch die Nase.

Stuttgart - Eine echte Virusgrippe ist kein banaler Infekt. Husten, Schnupfen, Heiserkeit plagen bei diesem Schmuddelwetter schon viele Menschen. Diese Art der Erkältung hat aber mit der echten Influenza nichts zu tun. Diese kann sehr unangenehm und lebensbedrohlich werden. Pro Jahr sterben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) etwa 8000 Menschen an der saisonalen Grippe – so wird die jährlich auftretende Grippe bezeichnet, um sie von der anders verlaufenden Schweine- oder Vogelgrippe abzugrenzen. Im vergangenen Jahr war die Grippewelle besonders heftig: 7,7 Millionen grippebedingte Arztbesuche und 3,4 Millionen krankgeschriebene Menschen ist die Bilanz des RKI. Die Grippewelle dauerte mit 19 Wochen auch länger als in vielen anderen Jahren. Daher raten Ärzte auch jetzt wieder, an die Impfung zu denken. Dies gilt vor allem für ältere Menschen, chronisch kranke Personen und medizinisches Personal.

 

Dieser Rat kommt eigentlich etwas zu früh. Denn der richtige Zeitpunkt für eine Impfung ist in Deutschland Ende Oktober, Anfang November. Dann reicht der Impfschutz bis ins Frühjahr – und die meisten Grippewellen erreichen Deutschland im Januar und Februar oder manchmal auch noch im März. Das Immunsystem älterer Menschen bildet zwar genügend Antikörper durch die Impfung, doch deren Zahl nimmt im Vergleich zu jüngeren Menschen schneller wieder ab.

Verschiedene Impfstoff zugelassen

Weil hierzulande verschiedene Impfstoffe zugelassen sind, ist es zudem wichtig, die richtige Wahl zu treffen. Für Menschen, die älter als 65 Jahre sind, wurde eine Substanz entwickelt, die durch einen Zusatzstoff verstärkt wurde, das sogenannte Adjuvans MF 59. Dieser Zusatz soll mehr schützende Antikörper bewirken. „Die verstärkende Wirkung ist da, jedoch nicht ganz so stark wie erhofft“, sagt der Präsident der Gesellschaft für Virologie, Thomas Mertens. Neu in diesem Jahr ist die Impfung via Nase – ganz ohne die beängstigende Spritze. Für Kinder von zwei bis sechs Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) daher die Impfung mit einem Nasenspray. Auch Jugendliche und junge Erwachsene können mit dem Spray die Spritze umgehen. Im Gegensatz zum herkömmlichen Impfstoff besteht das Spray aus abgeschwächten Viren. Diese können sich in der Nase zwar noch vermehren, nicht aber in den tiefen Atemwegen. Daher können die abgeschwächten Viren keine Grippe auslösen.

Das Spray ist effektiver als die Spritze, wie Studien ergeben haben. Allerdings nimmt die Wirkung mit steigendem Alter ab. „Wir gehen davon aus, dass diejenigen, die schon einmal mit Influenza infiziert waren, auf den Lebendimpfstoff nicht so gut ansprechen“, berichtet Mertens, der als Virologe an der Uni Ulm arbeitet. Der Vorteil eines Sprays liegt auch in der besseren Akzeptanz – wenn das Piksen mit einer Nadel umgangen werden kann, entscheiden sich sehr viel mehr Menschen für eine Impfung. Das hat sich beispielsweise bei der Schluckimpfung gezeigt.

Grippezellen übernehmen das Regiment

Wenn die Viren einen ungeschützten Körper befallen, breiten sie sich – vom Kranken noch unbemerkt – in den Zellen der Schleimhaut aus, die Nase und Rachen auskleiden. Zunächst dringen die kugeligen Erreger nur in einige Zellen ein. Sie übernehmen die Infrastruktur dieser Zellen und nutzen sie, um sich zu vermehren. Jede dieser Zellen wird so zu einem winzigen Bioreaktor, aus dem nach kurzer Zeit mehrere Tausend neue Erreger der Influenza frei werden.

Diese Armada an Grippeviren dringt weiter in den Körper vor, zunächst tiefer in die Luftröhre und die Lungen. Je mehr Schleimhautzellen von den Viren befallen worden sind, desto schlechter funktionieren auch die Mechanismen, mit denen sich die Atemwege reinigen und vor Krankheitserregern schützen. Weil die Viren ihre Wirtszellen zerstören, können diese keinen schützenden Schleim mehr bilden oder die Erreger mit ihren Flimmerhärchen in Richtung Rachen befördern. Die Viren breiten sich schnell weiter aus. Spätestens dann macht die Infektion dem betroffenen Menschen zu schaffen: Heftige Muskelschmerzen, quälender, trockener Husten, tagelang hohes Fieber, Druck im Kopf – selbst eigentlich gesunde junge Menschen machen bei der echten Grippe Erfahrungen, die sie nicht unbedingt noch einmal erleben möchten.