Während Detlef Kron, Leiter des Amtes für Stadtplanung und Stadterneuerung, am zweiten Tag des Immobilien-Dialogs im Staatstheater Stuttgart in der Türlenstraße vor rund 440 Teilnehmern über Sim von einer Vision sprach, die zur Strategie geworden sei, warf Frank-Peter Unterreiner, Vorstandsmitglied der IWS Immobilienwirtschaft Stuttgart, der Stadt und dem Gemeinderat vor, bei der Ausarbeitung von Sim die Immobilienwirtschaft nicht eingebunden zu haben. „Partnerschaft stelle ich mir anders vor”, machte er deutlich.

Obwohl Detlef Kron versicherte, durch Sim würden die Verfahren weder verzögert noch verteuert werden und München als erfolgreiches Beispiel für ein Innenentwicklungsmodell anführte, sieht Michael Günther vom FHH Fondshaus in Hamburg die angestrebte Wohnqoutenregelung bei der Aufstellung neuer Bebauungspläne für Gewerbebauten in der Stuttgarter Innenstadt skeptisch. Viele Fondsgesellschaften hätten Wohnungsbestände überhaupt nicht in ihrem Fokus und könnten sich deshalb von einem Investment in der Landeshauptstadt abwenden.

Steffen Jüstel, Niederlassungsleiter bei der Hochtief Projektentwicklung, sieht aufgrund der Komplexität des Themas die Gleichbehandlung einzelner Projekte in Gefahr und fordert von der Stadt deshalb ein hohes Maß an Transparenz. Ohnehin sieht der Immobilienexperte den Kreis der potenziellen Investoren durch Sim deutlich eingeschränkt. Jüstel verhehlt nicht, dass die Wohnungen vermutlich so teuer sein werden, dass jene Familien, für die Sim eigentlich entwickelt wurde, sich diese überhaupt nicht leisten werden können.

Dass die Durchmischung von Quartieren mit unterschiedlichen sozialen Schichten grundsätzlich positiv zu bewerten ist, steht für Frank Berlepp, Vorsitzender der Geschäftsführung der LBBW Immobilien Development, außer Frage. Allerdings mache Wohnen und Arbeiten in einem Quartier nur dann Sinn, wenn man den Wohnbereich davon vernünftig separieren könne. Sonst könnte das zu einer großen Hürde für jeden Projektentwickler werden, mutmaßt Berlepp, der auch in der zehn bis 15-jährigen Haltefrist der Wohnungen für Investoren ein K.O.-Kriterium sieht. Die vertikale Trennung zwischen Wohnen und Arbeiten ist auch für Heinz Mornhinweg, Geschäftsführer der KSK Jürgen Engel Architekten, ein wichtiger Punkt.

Für den Rechtsanwalt Wolfram Sander von der IWS Immobilienwirtschaft Stuttgart überwiegen bei Sim die Risiken. Man könne zwar die Zielsetzung der Stadt nachverfolgen, der gewählte Weg sei aber in dieser Pauschalität der falsche. Tendenziell hätte der Gemeinderatsbeschluss eine abschreckende Wirkung auf die Investoren mit der Folge, dass die Innenstadt städtebaulich darunter leiden könnte. Im Endeffekt werde Sim dazu führen, dass der Wohnraum in der Landeshauptstadt teurer werde, weil die verbleibenden Projektentwickler und Investoren die Kosten an die Endkunden weitergeben werden.