Es klingt wie aus einem Gruselfilm: Plötzlich greift ein Schwarm Hornissen an. Eine absolute Ausnahme, denn Hornissen sind in der Regel friedliche Brummer.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

„Durch einen Hornissenangriff wurden am Uracher Wasserfall in Bad Urach mindestens zehn Menschen verletzt. Vier Krankenwagen, ein Notarzt und die Feuerwehr mussten ausrücken, um die gestochenen Personen ambulant zu versorgen.“ Diese Nachricht vermeldete der SWR im vergangenen August.

 

„Sieben Hornissenstiche töten ein Pferd, drei einen Menschen“

Solche (sehr seltenen) Nachrichten schüren die Angst, die viele Menschen überfällt, wenn eine dieser größten Vertreter der Faltenwespen im Anflug ist. „Sieben Hornissenstiche töten ein Pferd, drei einen Menschen“, sagt der Volksmund. Falsch! Hornissen sind keine aggressiven Insekten, sondern eher friedliche Brummer.

Hornissen sind zwar deutlich größer als Honigbienen und andere Wespenarten (bis zu 3,5 Zentimeter), aber nicht gefährlicher oder angriffslustiger. Vielleicht sind es ihre lauten Fluggeräusche, die vielen Menschen einen Riesenschreck einflößen. Doch sie suchen schnell das Weite, wenn sie Menschen begegnen.

Kommen Sie Hornissen-Nestern nicht zu nahe

Weil sie nicht wie andere Wespenarten an süßen Speisen und Koteletts interessiert sind, meiden sie für gewöhnlich menschliche Behausungen. Hornissen ernähren sich von Baum- und Pflanzensäften, Fliegen, Wespen, Bienen sowie Heuschrecken.

Gefährlich wird es nur dann, wenn die Tiere in unmittelbarer Nähe ihres Nestes gestört werden. Einen Mindestabstand von drei bis sechs Metern sollte man unbedingt einhalten, wenn man Hornissen begegnet. In diesem Radius werden die Insekten ihr Volk und ihre Königin beschützen.

In einem Hornissennest leben nicht mehr als 200 bis 400 Tiere. Bei drohender Gefahr gehen indes nicht alle Bewohner auf den Angreifer los. Nur jene Arbeiterinnen stechen, die gerade „Wachdienst“ schieben.

Hornissen-Gift ist weniger wirksam als das von Bienen

Hornissen haben durch ihre Körpergröße zwar einen entsprechend größeren Giftblasen-Inhalt als Honigbienen, dafür hat ihr Gift aber eine geringere toxische Wirksamkeit. Die Giftdosis, die über den Bienenstachel in den Körper gelangt, ist rund zehnmal so hoch wie bei einem Hornissen- und Wespenstich.

Dass ein Hornissenstich subjektiv als schmerzhafter empfunden werden kann, liegt zum einen am längeren und stärkeren Stachel der Tiere. Zum anderen enthält das Gift Acetylcholin (ein Neurotransmitter- also eine Transmittersubstanz, die in Nervenzellen produziert wird), das weder im Gift der Honigbienen noch anderer Wespenarten oder Hummeln vorkommt.

Meist sind Stechattacken harmlos

Für die Betroffenen sind die Stechattacken meist harmlos. Rötungen, Schwellungen und der Juckreiz verschwinden nach wenigen Tagen wieder. Atemnot, Schwindel, Übelkeit oder Herzrasen können jedoch die Folge sein, wenn man allergisch auf das Gift reagiert (wie auch bei Bienen- und Wespenstichen).

Von einer Insektenstich-Allergie sind bis zu drei Prozent der Bevölkerung betroffen. Jährlich werden mehr als 3000 Insektengiftallergiker durch Notärzte versorgt. Schätzungen zufolge sterben hierzulande jedes Jahr bis zu 20 Menschen infolge eines allergischen Schocks nach einem Stich durch eine Wespe oder Biene.

In der Regel treten heftige Reaktionen in den ersten zwei Stunden nach dem Stich auf. Ob man allergisch gegen Insektengift ist, zeigt sich erst, wenn man gestochen wurde. Verlässlich vorher abklären lässt sich das nur schwer.

Was tun Sie nach bei einem Stich?

Man muss nicht bei jedem Bienen-, Hornissen- oder Wespenstich gleich zum Notarzt rennen. Örtlich begrenzte Reaktionen des Körpers kann man mit kühlenden Umschlägen oder cortisonhaltigen Cremes selbst behandeln.

Wie aber soll man im Ernstfall reagieren? Am besten Beine hochlagern bei Herz-Kreislauf-Beschwerden, Herzdruckmassage bei Kreislaufstillstand und aufrechte Sitzposition bei Atemnot.

Allergiker sollten immer ein Notfall-Set dabei haben: ein Antihistaminikum, Kortisonpräparat und Adrenalin. Bei einem anaphylaktischen Notfall muss man zuerst das Adrenalin in den Oberschenkelmuskel spritzen.

Hornissen nicht anpusten

Hornissen werden genauso wie Wespen durch Atemluft und Anpusten zum Stechen gereizt. Stößt man auf ein Hornissennest, sollte man vor allem ruhig bleiben und gleichmäßig atmen, rät Carsten Pusch vom Naturschutzbund (Nabu) Schleswig-Holstein. „Die Insekten reagieren nämlich auf verstärkten Kohlenstoffdioxid-Austausch.“

Bewahren Sie Ruhe

Wenn völkerbildende Insekten wie Hornissen, Bienen, Wespen oder Hummeln um einen herumschwirren, sollte man vor allem Ruhe bewahren. Auf keinen Fall darf man wild mit den Armen herumfuchteln, die Tiere verscheuchen oder Krach machen.

Bienen, Hornissen und Wespen fühlen sich schnell provoziert und wehren sich mit ihrem Giftstachel. Hummeln sind zwar geduldiger, aber genauso Stachelbewehrt.

Deshalb: Halten Sie Abstand, ziehen Sie sich zügig und ohne hektischen Bewegungen zurück. Meiden Sie die Nähe von Hornissen- und Wespennestern.