Will man ein Wespennest entfernen, gibt es zwei Möglichkeiten: Man holt den Schädlingsbekämpfer oder man siedelt das Wespenvolk um. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt? Wir geben Ihnen hier einige hilfreiche Tipps.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Wespen stehen genauso wie Wildbienen, Hummeln und Hornissen unter Artenschutz. Sie sind Nützlinge, die sich von Fliegen, Spinnen, Heuschrecken, Mücken, Raupen, Aas und Blattläusen ernähren. Wespen werden aber auch von Grillfleisch, Süßspeisen und Kuchen magisch angezogen. Doch was macht man, wenn die Insekten es sich unterm Dach, am Balkon oder im Rollladenkasten ein neues Zuhause gesucht haben?

 

Was man gegen ein Wespennest im Haus und Garten tun kann und was man besser bleiben lassen sollte, verraten wir Ihnen hier:

Welche Wespenarten sind lästig?

Wespennest in einem Gartenschuppen. Foto: Imago//Dietmar Waesche
So sollte man es nicht machen: Ein Hausbesitzer hat versucht, ein Wespennest im Dachstuhl mit Feuer zu beseitigen und hat dabei das Haus angezündet. Foto: Imago/Christina Zambit

Für den Menschen lästig werden in der Regel nur zwei der heimischen Wespenarten: Die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe.

Wespenköniginnen beginnen mit der Suche nach einem geeigneten Nistplatz und dem Nestbau schon ab etwa Mitte April. Im Laufe der nächsten Wochen und Monate wächst das Wespenvolk dann bis zum Hochsommer auf Populationen von bis zu 7000 Insekten heran.

Wo gibt es häufig Wespennester?

Die Gemeine Wespe sowie auch die Deutsche Wespe bevorzugen geschützte Nistplätze in der Erde. Sie nutzen verlassene Mäusenester oder Maulwurfsbauten für den Nestbau. Doch auch dunkle Hohlräume im und am Haus kommen in Frage. Vor allem in Rollladenkästen und auf Dachböden finden sich die Wespennester dann. Hier können sich Tiere bis in den Winter hinein aufhalten.

Bei einem frei hängenden Nest handelt es sich meist um kurzlebige Völker, die kaum Interesse an unseren Lebensmitteln haben. Hängen sie nicht ausgerechnet unter dem Sturz der Balkontür oder eines Fensters, kann man diese Nester getrost hängen lassen und wird von den Insekten auch nicht weiter behelligt.

Wespen stehen unter Schutz

Wespen beim Nestbau und der Brutpflege. Foto: Imago/Chromorange
Wespennest im Garten. Foto: Imago/Imagebroker
Ein Wespennest mit dem kleinen Einflugsloch im Erdboden Foto: Imago/Gottfried Czepluch
Das Bundesnaturschutzgesetz verbietet es, „Lebensstätten wild lebender Tiere und Pflanzen ohne vernünftigen Grund zu beeinträchtigen oder zu zerstören“. Foto: Imago/Christian Fink
Wespennest in einem Baumloch. Foto: Imago/M. Henning

Wollen Sie das Wespennest loswerden, können Sie hierfür einen Fachmann beauftragen. Auf keinen Fall sollten Sie versuchen, ein besiedeltes Nest auf eigene Faust zu entfernen, warnt der BUND vor Alleingängen.

Das Bundesnaturschutzgesetz verbietet es, „Lebensstätten wild lebender Tiere und Pflanzen ohne vernünftigen Grund zu beeinträchtigen oder zu zerstören“. Ein solcher vernünftiger Grund ist beispielsweise dann gegeben, wenn Menschen durch die Existenz eines Wespennests gefährdet werden.

Grundregel: Keine hektischen Bewegungen

Die wichtigste Verhaltensregel: Wespen in Ruhe lassen und nicht reizen! Wer panisch mit den Armen herumfuchtelt, ist selber schuld, wenn er von einer Wespe gestochen wird. Wespen, Hornissen und Bienen werten hektische Bewegungen als Angriffssignal und greifen an.

Im Gegensatz zu den Bienen können Wespen beliebig oft zustechen und dabei ihr Gift einspritzen. Vorsicht! Der Stichreflex ist selbst bei zerteilten oder gerade verendeten Tieren noch vorhanden.

Die richtige Kleidung

Für die Montage tragen sie am besten lange, dicke Kleidung und bewegen sich nur langsam in der Nähe des Nestes.

Bettlaken oder Rohre montieren

Hängen Sie ein altes Bettlaken oder ähnliche Stoffbahnen im Abstand von zehn Zentimetern zum Nest auf. Alternativ lässt sich auch ein Brett vor dem Nest montieren.

Handelt es sich um ein Erd-Nest, kann davor ein kleiner Tunnel aus Rohren gebaut werden. So wird der Ein- und Ausgang für die Tiere vom Balkon wegverlegt.

Verhalten der Wespen kennen

Bei der Verteidigung ihrer Behausung sind Wespen nicht gerade zimperlich. Halten Sie daher stets einen Mindestabstand von sechs Metern zu einem Nest. Kommen Sie der Behausung zu nahe, reagieren Wespen nämlich aggressiv. Einige Wespenarten sind sogar in der Lage, einen Geruchsstoff abzusondern und dadurch ihre Artgenossen zu alarmieren. Andere Wespenarten markieren ihren Angreifer mit einem speziellen Geruch.

Kommen Sie einem Wespennest unbeabsichtigt zu nahe und werden Sie angegriffen, entfernen Sie sich zügig, aber ruhig und vor allem ohne fuchtelnde Armbewegungen. Auf keinen Fall sollten Sie das Nest erschüttern oder gar darin herumstochern.

Muss der Vermieter das Wespennest entfernen?

Ist die Nutzung des Balkons durch ein Wespennest beeinträchtigt, können Mieter vom Vermieter dessen Beseitigung innerhalb einer angemessenen Frist verlangen. Die Kosten für die Beseitigung des Wespennestes muss der Vermieter tragen und darf sie nicht als Betriebskosten auf die Mieter abwälzen.

Wenn von den Wespen eine unmittelbare Gefahr ausgeht, darf der Mieter selbst die Feuerwehr oder einen Kammerjäger beauftragen und die Kosten dem Vermieter in Rechnung stellen.

Wie gehen Schädlingsbekämpfer vor?

Die Entfernung eines Wespennests ist oft mit einigem Aufwand verbunden. Foto: Imago/Fabian Strauch
Schädlingsbekämpfer bei der Schlupfwinkel-Behandlung. Foto: Imago/Thomas Nitsche
An den Ein- und Ausschlupfen werde ein Kontaktinsektizid ausgebracht – zum Beispiel in Form von Pulver oder Schaum. Foto: Imago/Fabian Strauch

Viele Nester befinden sich in Hohlräumen, zum Beispiel in einem Rollladenkasten oder unter den Dielen einer Holzterrasse. Dann ist die Bekämpfung schwieriger.

In einem solchen Fall sei eine sogenannte Schlupfwinkel-Behandlung notwendig. An den Ein- und Ausschlupfen werde ein Kontaktinsektizid ausgebracht – zum Beispiel in Form von Pulver oder Schaum. Die Tiere verenden daran nicht sofort, sondern tragen es bis ins Nest und bis zur Königin.

Wie viel kostet die Entfernung eines Wespennests?

Wie viel Wespengeplagte für die Entfernung eines Nests durch einen Schädlingsbekämpfer ausgeben müssen, hängt vor allem davon ab, wie gut es erreichbar ist.

Für ein frei hängendes, gut zugängliches Nest kann man etwa mit 150 bis 160 Euro rechnen. Teurer wird es, wenn das Nest schwer erreichbar ist, weil der Aufwand dann einfach höher sei. Über 250 Euro müsse man aber nur sehr selten zahlen.

Viele Schädlingsbekämpfer bieten gegen Aufpreis auch einen Notdienst an und entfernen das Wespennest noch am selben Tag. Auch wenn besonderes Gerät – beispielsweise eine Hebebühne – benötigt wird, um an das Nest zu kommen, kann das den Preis nach oben schrauben.

Wie siedelt man ein Wespennest um?

Eine tierfreundliche und zugleich günstige Alternative zum Schädlingsbekämpfer können Umweltschutzorganisationen oder auch Imker sein. Sie siedeln das Wespenvolk um, anstatt das Volk zu töten.

Bei der Umsiedlung werden alle Arbeiterinnen eingefangen und anschließend das Nest vorsichtig mit den geringstmöglichen Beschädigungen geborgen.

Mit einem Sauger, an den ein Fangkasten angeschlossen ist, werden dann weitere frei fliegenden Wespen eingefangen. Nach rund 20 Minuten haben die meisten Wespen mit Futter oder Nistmaterial den Weg zurück zu ihrer Behausung gefunden. Ist das Volk bereits sehr groß, kann der gesamte Vorgang auch bis zu einer halben Stunde in Anspruch nehmen.

Bei dem Umsiedeln tragen die Experten einen Schutzanzug, der sie vor Stichen schützt. Doch nicht nur wegen der Ausrüstung sollten Fachunkundige von der Umsiedlung die Finger lassen. Sterben beim Einsaugen zu viele Arbeiterinnen oder wird bei der Bergung das Nest selbst zu stark beschädigt, geht in der Folge das gesamte Wespenvolk ein.

Wohin werden Wespennester umgesiedelt?

Auch der neue Standort für das Wespennest will wohl gewählt sein. Er müsse mindestens vier Kilometer vom alten Nistplatz entfernt liegen, damit die Insekten den Weg zurück nicht mehr finden und den neuen Standort annehmen.

Was kostet die Umsiedlung eines Wespennests?

Der Preis für die Umsiedlung hängt ebenso wie beim Schädlingsbekämpfer vor allem davon ab, wo sich das Nest befindet und wie schnell es geborgen werden kann.

Experten berechnen für die Arbeitszeit ab 15 Euro aufwärts pro Stunde. Plus Fahrtkosten können die Gesamtkosten 50 Euro und mehr betragen. Die Bergung und Umsiedlung eines schwer zugänglichen Nestes – zum Beispiel in einem Rollladenkasten – werde selten teurer als 120 Euro.