Das Unternehmen mit Sitz in Freiberg am Neckar hat am Freitag einen Insolvenzantrag gestellt. Alle Filialen in der Region sollen vorerst jedoch geöffnet bleiben. In der Branche herrscht seit Jahren ein harter Wettbewerb.

Stuttgart - Die Bäckereikette Lang hat am Freitag beim Amtsgericht in Ludwigsburg einen Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit gestellt. Betroffen sind rund 550 Mitarbeiter in 150 Filialen in Baden-Württemberg und Bayern. Der Betrieb des in Freiberg am Neckar firmierenden Unternehmens soll aber trotz des laufenden Verfahrens weitergehen. „Der Insolvenzantrag ist bei uns am Freitagmittag eingegangen“, bestätigte der Ludwigsburger Amtsrichter Markus Rauscher auf Anfrage der StZ.

 

Betroffen seien neben den eigenen Lang-Filialen auch zahlreiche Verkaufsstellen mit Franchise-Pächtern. Das Unternehmen solle während des Insolvenzverfahrens restrukturiert und danach geordnet weitergeführt werden, erklärt Rauscher. „Die Filialen bleiben geöffnet, der Betrieb soll weitergehen“, sagt der Amtsrichter. Zum Insolvenzverwalter sei mit Wolfgang Bilgery ein erfahrener Fachanwalt der Kanzlei Grub Brugger und Partner ernannt worden.

Die Löhne sollen bis März 2015 gesichert werden

„Im Interesse einer erfolgreichen Sanierung gilt es nun, die Filialbetriebe reibungslos fortzuführen“, heißt es in der ersten Stellungnahme des vorläufigen Insolvenzverwalters. Bilgery will sich mit seinem Team sofort um die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die 550 Beschäftigten kümmern, damit die Löhne und Gehälter bis März 2015 gesichert sind. Alle Sanierungsoptionen seien gründlich ausgelotet worden, so die Geschäftsführung. Letztendlich habe man sich dafür entschieden, alle Strukturen und die Bilanz mit den Instrumenten der Insolvenzordnung neu aufzustellen. Bilgery wird Gespräche mit Lieferanten, Dienstleistern und Kunden aufnehmen. Das Ziel sei es, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und alle Fortführungsperspektiven zu prüfen.

Das Unternehmen erwirtschaftete 2014 einen Jahresumsatz von 56 Millionen Euro. Neben den eigenen Filialen versorgt die Max Lang Bäckerei-Konditorei GmbH und Co. KG viele Subunternehmer in Stuttgart und Region mit Backwaren. Zudem werden einige Backshops unter dem Namen „Sparback“ betrieben. Die vor 75 Jahren gegründete Großbäckerei versorgt auch viele Großkunden und Kantinen.

Der Stammsitz wurde 2011 nach Freiberg verlagert

Im Jahr 2011 wurde der Firmensitz vom bisherigen Stammsitz an der Strombergstraße im Stuttgarter Osten nach Freiberg am Neckar verlegt, nachdem Lang die Backfabrik von Kamps sowie alle 139 Filialen des Großbäckers in Baden-Württemberg übernommen hatte. Diese wurden unter dem Namen Stefansbäck weitergeführt. Von diesem Zeitpunkt an galt Lang auch als der führende Filialbäcker im Raum Stuttgart.

Danach strebte das Unternehmen einen Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro an. Im April 2014 kam laut „Allgemeiner Bäckerzeitung“ mit Axel Weber ein neuer Gesellschafter mit einem 25-Prozent-Anteil an der Großbäckerei hinzu. Die Familie Lang hält 37 Prozent, die Brüder Christian und Carl-Peter Dinkelacker besitzen 38 Prozent der Geschäftsanteile. Damit seien die Restrukturierungsmaßnahmen abgeschlossen, hieß es damals. Trotz der schwierigen Bedingungen durch die starke Konkurrenz der Discounter setze Lang auf traditionelle Handwerkskunst. Der Fokus liege auf dem Großkundengeschäft und dem Ausbau von Filialen mit gastronomischem Charakter. Mittel aus dem Verkauf von Anteilen wurden auch in die neue Filiale im Milaneo investiert.

Der Trend geht zu Franchisebetrieben

Die Bäckerei Lang ist mit ihren Filialen in Stuttgart an markanten Orten zu finden – etwa zweimal an der Königstraße, am Marktplatz oder im Einkaufszentrum Milaneo. Nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) betreibt Lang lediglich 40 Prozent seiner Filialen in eigener Regie. „Die anderen Standorte werden von wirtschaftlich eigenständigen Pächtern im Franchise-Modus betrieben“, sagt Dieter Kindler, der Geschäftsführer der NGG in Stuttgart. „Lang firmiert unter den drei Firmen Lang, Bäckerschmiede (Stefansbäck) und Sparback, was es schwer macht, den Konzern zu erfassen“, sagt er. Zu Lang selbst gehören der Gewerkschaft nach nur rund 300 Mitarbeiter. Wie viele Menschen in den unabhängigen Franchisebetrieben arbeiten, kann die NGG nicht einschätzen.

Den Trend zu Franchisebetrieben nach dem Vorbild von Schnellrestaurants wie McDonald’s oder Burger King beobachtet die NGG in Berlin seit rund 15 Jahren. „Da läuft ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb ab“, sagt ein Sprecher der Bundesgewerkschaft. Im Schnitt müssten deshalb pro Jahr rund 300 Bäckereibetriebe bundesweit schließen.

Die Pächter tragen das wirtschaftliche Risiko selbst

Im Unterschied zu eigenen Filialen trägt der Pächter eines Franchisebetriebs das wirtschaftliche Risiko für seinen Standort selbst – die Backshops gehören somit nicht mehr zum Unternehmen. Der Mutterkonzern zieht sich damit aus dem Vertrieb zurück und konzentriert sich auf die Produktion und Belieferung seiner Partner. Nach Angaben der Gewerkschaft handele es sich oft um Knebelverträge.

In Sachen Standortwahl und Immobilien seien die Bäckereien bereit, Topmieten zu bezahlen, erklärt Sirin Ates, Leiterin der Abteilung Handel beim Immobilienmakler Jones Lang Lasalle. Und: „Wenn ein Anbieter vom Markt verschwindet, werden dessen Standorte meist von der direkten Konkurrenz übernommen“, sagt sie. Die Insolvenz der Bäckerei Lang würde also selbst bei einer Betriebsaufgabe nicht zu weniger Backshops in der Stuttgarter Innenstadt führen.