Instagram liegt bei jungen Nutzern im Trend. Statt viele Worte zu verlieren, stehen bei dem sozialen Netzwerk die Bilder im Fokus. Die StZ stellt vier spannende Instagrammer aus Stuttgart vor. Teil 3: Steffen Geldner, @steffengeldner, 16 400 Abonnenten.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Wer den Reiz verstehen will, den Instagram ausmacht, muss sich mit Steffen Geldner unterhalten. Der 31-Jährige, der in Stuttgart lebt und in Mannheim arbeitet, nutzt das soziale Netzwerk privat und beruflich so effektiv wie möglich. Als Dozent an der Popakademie Baden-Württemberg bringt er als eine Art Social-Media-Professor in seinen Vorlesungen seinen Studenten den richtigen Umgang mit Instagram bei. Privat betreibt er einen der reichweitenstärksten Accounts in Stuttgart.

 

Auf privater Ebene nutzt Geldner die Foto-Plattform auf unterschiedliche Art und Weise. „Ich fotografiere ausschließlich mit dem iPhone. Mit einer Extra-Kamera bin ich nicht spontan genug. Außerdem kenne ich mich mit klassischer Fotografie überhaupt nicht aus.“ Mit der Wirkung seiner Bilder dafür umso besser. „Ich poste am liebsten morgens, weil ich da das meiste Feedback auf meine Bilder bekomme. Und sonntags, weil es da doppelt so viele Likes für dieselben Bilder gibt, weil da alle online sind. Abends nutze ich Instagram zwischen 18 und 19 Uhr auf der Couch, so wie andere Leute Fernsehen schauen.“

Eine Woche Pendeln zwischen Stuttgart und Mannheim reicht für den New Yorker

Beim Pendeln verzichtet Steffen Geldner dagegen auf sein Smartphone. „Da lese ich lieber den New Yorker, den ich abonniert habe, der reicht genau für die Zeit, die ich im Zug zwischen Mannheim und Stuttgart verbringe“, sagt Geldner, der nach zwei Jahren Pendeln jedes Funkloch auf der Strecke Stuttgart-Mannheim beim Vornamen kennt. „Wenn wir in Mannheim losfahren, telefonieren alle Berufspendler ganz hektisch. Dann weiß ich, es dauert noch vier Minuten, bis der erste Tunnel kommt und endlich Ruhe einkehrt.“ Trotz oder gerade weil er den ganzen Tag berufsbedingt auf Bildschirme starrt, würde er privat kein Magazin und kein Buch digital lesen. „Da brauche ich das Analoge.“

Als Dozent an der Popakademie bringt er seinen Studenten dagegen den digitalen Einfluss von Instagram näher. Zu seinen Studenten zählen hauptsächlich angehende Musikmanager, aber auch Künstler kommen zu ihm, um sich von ihm erklären lassen, wie sie Social-Media für Karriere-Zwecke einsetzen können. Geldner hat kürzlich in einer großen Untersuchung die Auftritte der 100 erfolgreichsten deutschen Musiker bei Instagram untersucht. Klar, dass seine Studierenden mittlerweile ihrerseits erste Studienarbeiten zur Tochter-Firma von Facebook bei ihm einreichen.

Instagrammer sind für Geldner die besten Reiseführer

Die vielleicht interessanteste Form der Instagram-Nutzung spielt sich bei Steffen Geldner wieder auf der privaten Ebene ab und hat ganz analoge Konsequenzen für ihn. Er nutzt das Netzwerk als Türöffner für fremde Städte, Länder und Reiseziele. Wenn er einen Trip in eine andere Stadt bucht, kontaktiert er dort die Instagrammer, deren Bilder er am besten findet. Zuletzt hat er dadurch Istanbul durch die Augen einer Bewohnerin der Millionen-Metropole kennen gelernt.

„Ich hatte Last Second gebucht, spontan die Instagram-Nutzerin @gulsugelgun kontaktiert und eine Stunde später hat sie mich angerufen, anschließend abgeholt und mich dann kilometerweit durch die Stadt geführt.“ Diese Revolution des Reisemarktes praktiziert Geldner überall auf der Welt. „Bisher hatte ich immer Glück, du siehst an den Bildern, wie die Leute ticken.“ Im Sommer reist Geldner nach New York, er macht Urlaub im Hipster-Nukelus Brooklyn. „Dort habe ich schon drei Instameets ausgemacht, darunter mit dem Franzosen @damien_do, der in Brooklyn wohnt und einen sehr erfolgreichen Instagram-Kanal betreibt.

Zum Schluss noch die unbequeme Wahrheit, dass ein Text über Steffen Geldner, der sich auf soziale Medien fokussiert, eigentlich verschwendete Zeit ist oder zumindest zu kurz greift. Der 31-Jährige scheint ohne Schlaf auszukommen und vereint noch viele andere Interessen in einer Person, die allesamt ein eigenes Porträt verdient hätten: Er ist nicht nur Social-Media-Professor, er veranstaltet außerdem die monatliche Beefcake-Party-Reihe im Club Freund und Kupferstecher, eine schwule Partyreihe mit einem erwachsenen Publikum und einem hohen Anspruch an House- und Disco-Musik. Außerdem ist Geldner Quarterback im Flag-Football-Team der Stuttgart Scorpions. Was Flag-Football genau ist? Das erklären wir demnächst im Sportteil der Stuttgarter Zeitung.